Die Implosion des Tauchboots »Titan«, die 2023 fünf Menschen auf dem Weg zum Wrack der Titanic das Leben kostete, hätte laut einem Bericht der US-Küstenwache verhindert werden können. Die Untersuchung fand gravierende Sicherheitsmängel bei der Betreiberfirma OceanGate. »Die Sicherheitsregeln des Unternehmens waren kritisch fehlerhaft«, heißt es im Bericht. »Grundlegende technische Prinzipien« seien missachtet worden.
OceanGate-Chef Stockton Rush wird sich dazu nicht mehr äußern können – er starb bei dem Unglück selbst. Sein Unternehmen mit Sitz im US-Bundesstaat Washington hatte die »Titan« entwickelt und betrieben. An Bord waren außer Rush der französische Tiefseeforscher Paul-Henri Nargeolet, der britische Abenteurer Hamish Harding sowie der pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn Suleman Dawood aus Pakistan. Keiner der Insassen überlebte.
Der 335 Seiten lange Bericht beschreibt eine Unternehmenskultur, die Sicherheitsbedenken systematisch ignorierte oder unterdrückte. Jason Neubauer, Leiter des Marine Board of Investigation, erklärte: »Es besteht ein dringender Bedarf an stärkerer Aufsicht und klaren Optionen für Betreiber, die neue Konzepte außerhalb des bestehenden Regelwerks erforschen.« OceanGate habe Warnsignale ignoriert und ein »toxisches Arbeitsklima« geschaffen, heißt es im Bericht weiter.
Besonders schwer wiegt laut den Ermittlern, dass OceanGate Sicherheitsstandards umging, indem es regulatorische Lücken ausnutzte. »Durch das strategische Schaffen und Ausnutzen regulatorischer Unklarheit« habe es OceanGate geschafft, das selbst gebaute U-Boot »vollständig außerhalb der etablierten Tiefseeregelwerke zu betreiben.«
Mitarbeiter und Auftragnehmer, die auf Sicherheitsprobleme hinwiesen, seien eingeschüchtert oder entlassen worden.
Das Tauchboot des Unternehmens habe zudem gravierende Designmängel gehabt, sei nicht ausreichend überprüft und gewartet worden, so der Bericht weiter. Mehrere ehemalige Mitarbeiter hatten die Vorwürfe im Zuge der Ermittlungen bestätigt. Die Küstenwache bemängelte außerdem, dass wichtige Videoaufnahmen von Zeugen, die nicht der US-Rechtsprechung unterlagen, nicht beschafft werden konnten. Das Unternehmen OceanGate hatte seine Aktivitäten nach dem Unglück im Juli 2023 eingestellt. Eine Stellungnahme zu dem Bericht blieb bislang aus.