Trendsport Teqball: Das Runde muss aufs Gewölbte

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Vier Leute stehen um eine Platte herum, die aussieht wie beim Tischtennis – nur mit einer Wölbung. Jon passt den Ball zu Till. Der befördert ihn mit der Brust übers Netz. Auf der anderen Seite der Platte nimmt Lasse den Ball an. Mit der Innenseite des rechten Fußes legt er ihn sich selbst vor und spielt ihn mit dem Kopf zu Daytona. Die reißt das rechte Bein hoch und setzt an zum Smash. Der Schmetterball pfeift zurück auf die andere Seite der Platte. Jon und Till kommen nicht mehr ran. Normalerweise wäre das ein Punkt für Daytona und Lasse. Doch heute spielen sie nur zum Spaß.

Lasse und Toni spielen im Doppel gegen Till und Jon.

Lasse und Toni spielen im Doppel gegen Till und Jon.

Foto: Maria Feck / DEIN SPIEGEL

Daytona, genannt Toni, ist Teqballerin, genauso wie ihre drei Mannschaftskollegen des FC St. Pauli. Der Verein ist deutschlandweit am erfolgreichsten in dieser Sportart: mehrere deutsche Meisterschaften, internationale Medaillen, zahlreiche WM-Teilnahmen. Man muss allerdings dazu sagen: Es gibt in Deutschland auch nur einen weiteren Verein, in Hannover, wo Teqball ähnlich professionell gespielt wird.

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Die Sportart wurde vor etwa 13 Jahren in Ungarn erfunden. Einer der Erfinder spielte sich als Kind gelegentlich mit Freunden einen Fußball über eine Tischtennisplatte zu. Doch dabei versprang der Ball oft so stark, dass man ihn kaum annehmen konnte. So entstand die Idee, die Platte zu wölben. Die Wölbung lässt den Ball so von der Platte abprallen, dass ein besserer Spielfluss entsteht.

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Die Grundregeln sind recht einfach: Wie beim Tischtennis geht es darum, den Ball auf die gegnerische Seite der Platte zu befördern. Dazu darf man den Ball maximal dreimal berühren. Schafft man das nicht, erhält der Gegner einen Punkt. Gespielt wird mit Fuß, Kopf, Brust, Knie oder Schulter. Den Ball mit der Hand oder dem Arm zu spielen, ist – wie beim Fußball – verboten. Berührungen der Platte oder des Gegners sind ebenfalls tabu. Außerdem darf der Ball nicht zweimal hintereinander mit demselben Körperteil gespielt werden. Wer zuerst zwölf Punkte hat, gewinnt einen Satz. Wer zwei Sätze gewinnt, siegt.

Wie viele Teqballerinnen und Teqballer hat auch Toni früher gekickt. Doch: »Ich kam mit meinem neuen Trainer nicht zurecht und verlor die Lust am Fußball. Nelly, eine Freundin und meine jetzige Doppelpartnerin, hat mich dann mit zum Teqball geschleppt. Ich dachte sofort: Das ist mein Ding. Mich reizt die Technik. Beim Teqball gibt es nicht nur eine richtige Spielweise. Man kann mit Kraft oder Köpfchen gewinnen. Es gibt bislang keine Teqball-Vorbilder, bei denen ich mir den Spielstil abgucken könnte, stattdessen entwickle ich meinen eigenen: Tonis Spielstil.«

Das »Teq« in Teqball leitet sich vom englischen Wort für Technik ab, weil es das ist, worauf es in diesem Sport ankommt. Als ehemalige Stürmerin bringt Toni gute Voraussetzungen mit. Der Angriff ist ihre Stärke. Die spielt sie auch beim Teqball aus. Während ihre Doppelpartnerin Nelly sich eher aufs Verteidigen und auf die Vorlagen konzentriert, lauert Toni auf den Smash oder punktet mit einem gezielten Kopfball.

Vor zweieinhalb Jahren fing Toni mit Teqball an. Dann ging alles sehr schnell: deutsche Meisterschaft im Einzel und Doppel, zweimal in Folge WM-Fünfte im Doppel. Solche raschen Erfolge wären im Fußball wohl eher nicht drin gewesen. Weitere Vorteile: »Anders als beim Fußball gibt es keinen Körperkontakt mit dem Gegner. Beim Teqball kommt es daher seltener zu Verletzungen. Und: Wäre ich beim Fußball ge­blieben, hätte ich Hamburg wohl nie verlassen. Also sportlich gesehen. Als Teqballerin komme ich dagegen viel rum in der Welt. Letztes Jahr unter anderem nach Madrid, Paris, Vietnam und Dänemark, dieses Jahr zum Beispiel in die Slowakei, nach Belgien und Portugal.«

Es gibt Bemühungen, dass Teqball olympisch wird, vielleicht sogar schon zu den Sommerspielen 2028 in Los Angeles. »Das ist auf jeden Fall ein Traum von mir«, sagt Toni. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Die vergangene WM in Vietnam zum Beispiel war aus Tonis Sicht nicht gut organisiert. Normalerweise werden Teqball-Matches, bei denen es um etwas geht, in der Halle gespielt. Draußen blendet die Sonne, und der Wind beeinflusst die Flugbahn des Balls. Doch in Vietnam fanden die Spiele alle draußen statt. Dann kam der Regen: »Die Gruppenphase wurde abgesagt, und es ging direkt in die K.-o.-Runde. Aber dort lief’s immerhin spielerisch gut.«

Bei der Weltmeisterschaft in Vietnam wurde Toni im vergangenen Jahr Neunte im Einzel.

Bei der Weltmeisterschaft in Vietnam wurde Toni im vergangenen Jahr Neunte im Einzel.

Foto: Yannic Stächelin

In welchem Land die WM stattfindet, erfahren die Teqballerinnen und Teqballer erst zwei bis drei Monate vorher. Gar nicht so leicht, das unter einen Hut zu kriegen, wenn man wie Toni ein zeitaufwendiges Jurastudium absolviert. Und auch finanziell ist der Sport manchmal eine Herausforderung: Toni bezahlt die Reisen zu Turnieren aus eigener Tasche. »Wir sind zwar auf der Suche nach Sponsoren, aber das gestaltet sich schwierig, weil es eben in Deutschland noch eine relativ unbekannte Sportart ist. Hoffentlich ändert sich das bald.«

Tonis Teamkollege Jon Nielsen meint: »Teqball ist ein Scheinriese. Auf Social Media interessieren sich Hunderttausende für diese Sportart.« Doch die Zahl der Aktiven im Leistungssport ist überschaubar: »Bei internationalen Turnieren nehmen rund 35 Teqballerinnen und Teqballer aus Deutschland teil. An der diesjährigen deutschen Meisterschaft waren 72 Personen dabei. Hinzu kommen Freizeitsportlerinnen und -sportler, die hin und wieder Teqball spielen – oder Fußballvereine, die Teqball gelegentlich für Technikübungen nutzen.«

Jon kennt all diese Zahlen, da er den deutschen Teqball-Verband mitgegründet hat und sich dort für den Sport engagiert. Für ihn liegt darin ein besonderer Reiz: »Weil Teqball so neu ist und es noch nicht so viele Strukturen gibt, kann ich hier sehr viel mit­gestalten.«

Jon war es auch, der den Teqball zum FC St. Pauli brachte. »Ich rief beim Verein an, und die haben mir sofort zugesichert, dass wir eine Halle für den Sport bekommen.« Doch im Frühling und Sommer trainieren sie auch regelmäßig draußen. Dann rollen sie ihre Platte raus. Jon lässt den Ball mit der Schulter zu Till prallen, der hebt ihn übers Netz, Lasse nimmt an, spielt zu Toni und: Smash!

Toni setzt zum Schmetterball an. Sie nennt diesen Spielzug auch »das Klappmesser«.

Toni setzt zum Schmetterball an. Sie nennt diesen Spielzug auch »das Klappmesser«.

Foto: Maria Feck / DEIN SPIEGEL

Dieser Artikel erschien im DEIN-SPIEGEL-Sommerheft 2025.

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