Das Touroll S2 kombiniert Klapprad-Funktionalität mit Fatbike-Eigenschaften und Tiefeinsteiger-Komfort. Ab 719 Euro bietet es einen großen Akku, breite Reifen und StVZO-Zulassung – hat aber auch seine Schwächen.
Klappbare E-Bikes mit dicken Reifen sind eine Nische. Sie versprechen, die Kompaktheit eines Faltrads mit der Geländegängigkeit eines Fatbikes zu vereinen. Das Touroll S2 geht noch einen Schritt weiter und kombiniert diese Eigenschaften mit einem Tiefeinsteiger-Rahmen. Der Nachfolger des S1 richtet sich gezielt an Fahrer, die sowohl in der Stadt als auch im Gelände unterwegs sein wollen – sei es auf Waldwegen, am Strand oder auf Schotter.
Mit einem Preis von aktuell 719 Euro bei Geekbuying (mit Gutscheincode NNNDE04161) positioniert sich das S2 im Einstiegssegment. Dafür bekommt man einen 720-Wh-Akku, 20-Zoll-Fatbike-Reifen mit 4 Zoll Breite und eine StVZO-Zulassung für deutsche Straßen. Allerdings ist das Rad derzeit schwer zu bekommen – bei Geekbuying nur vorbestellbar und bei Amazon ausverkauft. Allerdings hat es Geekbuying für 799 Euro auf Lager. Ob sich der Kauf lohnt, zeigt unser Test.
Aufbau, Optik & Verarbeitung
Das Touroll S2 kommt weitgehend vormontiert in einem großen Karton. Die Montage dauert etwa 30 Minuten und beschränkt sich auf das Anbringen von Vorderrad, Pedalen, vorderem Schutzblech, Frontleuchte und Lenker. Das nötige Werkzeug liegt bei, die Anleitung ist allerdings rudimentär. Die Verpackung schützt das Rad ordentlich, beinhaltet aber viel Styropor-Müll.
Optisch wirkt das S2 trotz der kleinen 20-Zoll-Räder massiv und wuchtig. Für ein Klapprad ist es recht lang. Der hohe Lenker und die lange Sattelstange verstärken den bulligen Eindruck. Der Akku ist nicht im Rahmen integriert, sondern sitzt wuchtig hinter der Sattelstange. Das Design erinnert eher an ein Moped als an ein klassisches Fahrrad – praktisch, aber nicht unbedingt ästhetisch. Der dunkelblau lackierte Rahmen ist die einzige Farboption.
Die Verarbeitung macht einen soliden Eindruck. Die Materialien fühlen sich robust an, die Schweißnähte sind deutlich sichtbar, aber sauber ausgeführt. Der Klappmechanismus ist stabil und doppelt gesichert. Zusammengeklappt misst das S2 97 × 45 × 74 cm – kompakt genug für den Kofferraum, aber mit 31,2 kg Gewicht eine echte Herausforderung beim Tragen. Im Vergleich zum Engwe P20 mit nur 18,5 kg ist das S2 ein echtes Schwergewicht.
Touroll S2 Bilder
Lenker & Display
Das Kabelmanagement vor dem Lenker überzeugt durch einen Stoffschlauch mit Klettverschluss – eine aufgeräumte Lösung. Das Farbdisplay zeigt Geschwindigkeit, Batteriestand in fünf Balken und zurückgelegte Kilometer. Bei direkter Sonneneinstrahlung wird die Ablesbarkeit allerdings zur Herausforderung.
Die Bedienung erfolgt über drei Tasten: Plus für die Lichtsteuerung, Minus für den Gehmodus (6 km/h) und eine Mode-Taste zum Durchschalten der fünf Unterstützungsstufen von 12 bis 25 km/h. Die Bedienung ist selbsterklärend, eine App-Integration fehlt jedoch. Während das Engwe L20 3.0 Pro mit GPS-Tracker und App-Anbindung punktet, muss man beim S2 auf solche Features verzichten.
Das integrierte Vorder- und Rücklicht ist ausreichend hell für die Dämmerung, bei völliger Dunkelheit aber etwas schwach. Das Vorderlicht lässt sich in der Höhe verstellen. Ein Bremslicht fehlt.
Fahren
Der Tiefeinsteiger-Rahmen mit nur 43 cm Einstiegshöhe macht das Auf- und Absteigen zum Kinderspiel. Lenker und Sattel sind höhenverstellbar und passen für Fahrer zwischen 160 und 195 cm – das können wir aus eigener Erfahrung bestätigen.
Die 20 × 4 Zoll breiten Fat-Reifen sorgen für Stabilität auf unebenem Untergrund und federn kleinere Unebenheiten weg. Die vordere Federung mit 80 mm Federweg erhöht den Komfort im Gelände spürbar. Allerdings ist sie nicht gedämpft und springt besonders auf holprigen Strecken laut in die Ausgangsposition zurück.
Der 250-Watt-Nabenmotor mit 55 Nm Drehmoment und bis zu 650 Watt Spitzenleistung fühlt sich nicht besonders kräftig an, reicht aber für die meisten Situationen aus. Ohne Drehmomentsensor wirkt das Fahrgefühl unnatürlich: Der Motor springt erst nach etwa einer Pedalumdrehung an und läuft lange nach. Beim Bremsen stoppt er sofort.
Interessanterweise bevorzugen manche ältere Fahrer dieses simple System, da der Motor auch beim Luftpedalieren anspringt und sie so leichter Berge erklimmen.
Die 7-Gang-Shimano-Tourney-Schaltung arbeitet flüssig und war ab Werk gut eingestellt. Die mechanischen 180-mm-Scheibenbremsen greifen nach dem Einbremsen ordentlich zu, erreichen aber nicht die Bissigkeit hydraulischer Systeme.
Akku
Der 720-Wh-Akku (48 V, 15,6 Ah) ist entnehmbar und in 6-8 Stunden vollständig geladen. Der Hersteller verspricht bis zu 150 km Reichweite – ein Traumwert unter Idealbedingungen. In der Realität mit 85 kg Fahrergewicht, voller Geschwindigkeit und viel Stop-and-go in der Stadt erreichen wir 45-65 km je nach Gelände. Das ist immer noch ordentlich, liegt aber deutlich unter den Herstellerangaben. Die Aufladung ist auch am E-Bike möglich, wenn man den schweren Akku nicht herausnehmen möchte.
Preis
Mit dem Gutscheincode NNNDE04161 kostet das Touroll S2 bei Geekbuying 719 Euro statt 799 Euro. Allerdings ist es dort derzeit nur vorbestellbar. Auch bei Amazon ist es ausverkauft. Als Alternative bietet Geekmaxi das Rad für 799 Euro an. Für ein Fatbike mit großem Akku ist der Preis kaum zu schlagen.
Fazit
Das Touroll S2 ist ein solides Einsteiger-Fatbike zum fairen Preis. Die Kombination aus Klappfunktion, breiten Reifen und Tiefeinsteiger-Rahmen macht es vielseitig einsetzbar – vom Stadtverkehr bis zum Waldweg. Der große Akku sorgt für ordentliche Reichweiten, die StVZO-Zulassung (nach Austausch der weißen gegen gelbe Speichenreflektoren) für Legalität.
Allerdings muss man Kompromisse eingehen: Das hohe Gewicht von über 31 kg macht das Handling zur Herausforderung. Der fehlende Drehmomentsensor sorgt für ein unnatürliches Fahrgefühl. Die ungefederte Gabel knallt laut zurück, und die Komponenten sind erkennbar günstig.