Todesstrafe in den USA: Mörder im US-Bundesstaat Tennessee trotz Defibrillator mit Giftspritze hingerichtet

vor 18 Stunden 3

Strafvollzugsbedienstete des US-Bundesstaats Tennessee haben einen Mörder hingerichtet, obwohl dieser einen implantierten Defibrillator hatte. Zuvor war nicht überprüft worden, ob das Gerät versuchen würde, den Mann mit Schocks am Leben zu halten.

Der 69 Jahre alte Straftäter erhielt eine Giftspritze. Kurz nach Beginn der Injektion hat der Häftling laut Zeugenaussagen gesagt, dass er starke Schmerzen habe. Demnach habe man hören können, wie er seufzte und schwer atmete.

Die Gefängnisleitung teilt mit, der Häftling sei um 10:43 Uhr gestorben, zehn Minuten nach der Verabreichung des Gifts.

Anwälte plädierten für Abschaltung

Der Mann hatte einen Defibrillator implantiert. Er dient als Herzschrittmacher und als Defibrillator im Notfall: Das Gerät erkennt Aussetzer des Herzschlags und gibt elektrische Impulse, um das Herz wieder zum Schlagen zu bringen.

Dem Vorfall bei der Hinrichtung ging eine gerichtliche Auseinandersetzung voraus: Die Anwälte des Straftäters hatten dafür plädiert, dass die Behörden den implantierten Defibrillator abschalten müssen. Dafür müsse ein Arzt das Gerät von außen deaktivieren.

Die Anwälte des Bundesstaates Tennessee hatten argumentiert, dass die Giftspritze keine Schocks durch den Defibrillator auslösen würde. Außerdem würde er die Injektion nicht spüren.

Mann tötete unter anderem seine Freundin

Im Juli gab ein Richter dem Verurteilten recht. Demnach solle mit der Abschaltung des Defibrillators vermieden werden, dass unnötige Schmerzen entstünden und die Hinrichtung verlängert würde.

Doch der Oberste Gerichtshof in Tennessee hob die Entscheidung auf. Der Richter sei nicht befugt gewesen, die Abschaltung anzuordnen. Zudem lehnte es am Tag vor der Hinrichtung auch einen letzte Berufungsantrag des Straftäters ab.

Der Mann war 1988 zum Tode verurteilt worden, weil er seine Freundin und ihre beiden Töchter erschossen hatte. Zuvor hatte er bereits den Ehemann seiner Freundin getötet und verbüßte dafür eine Bewährungsstrafe.

28 Hinrichtungen in diesem Jahr

Zuletzt saß der Mann im Rollstuhl. Laut seinen Anwälten litt er an Demenz, Nierenversagen, Herzinsuffizienz und weiteren Krankheiten. In einem früheren Verfahren hatten die Anwälte des Mannes versucht, sein Todesurteil wegen einer angeblich geistigen Behinderung auszusetzen.

Im Bundesstaat Tennessee war es die zweite Hinrichtung seit Mai. Zuvor waren sie fünf Jahre lang ausgesetzt worden. Gründe waren die Coronapandemie und der Mangel an Strafvollzugsbediensteten. In den USA wurden in diesem Jahr bereits 28 Männer hingerichtet. Das sind schon jetzt mehr Hinrichtungen als im vergangenen Jahr. Falls alle geplanten Tötungen in diesem Jahr vollzogen werden, läge die Gesamtzahl so hoch wie seit 2015 nicht mehr.

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