Mit einem ungewöhnlichen Imagevideo hat das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) einen TikTok-Hit gelandet. Peter Pansegrau, kaufmännischer Vorstand des UKSH, stellt in 60 Sekunden betont flapsig das Klinikum vor – das Bein lässig angewinkelt, Hand in der Hosentasche, Jugendslang.
»Unser Personal flext besser als Dein Ex«, sagt er vor einer Gruppe Pflegerinnen und Pfleger. Schnitt. Pansegrau im Operationssaal mit Robotern: »Das ist nicht OP, das ist Chirurgie auf PS5-Niveau.« Schnitt. Pansegrau vor der Notaufnahme: »Hier wird schneller gearbeitet, als Dein Crush Dich ghosted. Period!« Schnitt. Eine Gebärende in den Wehen: »Nachwuchsgewinnung? Machen wir hier direkt vor Ort.« Pansegrau ballt die Faust: »Push it, Tiger!« Schnitt.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von TikTok, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Man wolle »mit einem Augenzwinkern auf die besondere Kultur und Arbeitswelt an einem der modernsten Krankenhäuser Europas aufmerksam machen«, sagt Maximilian Hermsen, Sprecher des Universitätsklinikums. Die Aktion solle das UKSH »mit Selbstironie und Leichtigkeit präsentieren«.
Tausende Likes, aber auch Kritik
Hunderttausende Aufrufe und mehr als 25.000 Likes konnte der Videoclip bis Montagnachmittag einsammeln, dazu Hunderte Kommentare. Überwiegend Lob, aber auch Kritik, etwa von Patienten, die angeblich schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Es sei Teil der Dynamik sozialer Medien, dass dort auch kritische Reaktionen ausgelöst würden, sagt Hermsen: »Humor und Selbstironie schließen Ernsthaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein nicht aus.« An den angesprochenen Kritikpunkten werde »kontinuierlich« gearbeitet.
Die Klinik ist nicht die einzige Wissenschaftseinrichtung, die neue Kommunikationswege ausprobiert. So waren beim Heavy-Metal-Festival in Wacken in der vergangenen Woche auch etliche Forscherinnen und Forscher vor Ort, um für ihre Fächer und Studiengänge zu werben.
Astronomie, Raumfahrt, Naturwissenschaften: Im »Space Camp« auf dem matschigen Wackener Acker lotete die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) aus, ob sich bei den Metalheads Interesse für Raketen und das All wecken lässt.
Die Astronauten Rabea Rogge und Alexander Gerst berichteten von ihren Weltraumflügen, die Besucher steuerten einen Marsrover in Schuhkartongröße über einen Parcours, ein paar Meter weiter wurde an Raketen mit Wasserantrieb gebastelt.
Das sei »eine tolle Chance, um auf unsere Forschung aufmerksam zu machen und gleichzeitig die Öffentlichkeit für ein Studium im Bereich Luft- und Raumfahrttechnik zu begeistern«, sagt Enrico Stoll, Professor für Raumfahrttechnik an der TU Berlin.
Raketen bauen, Rover steuern
Vor Ort waren auch mehrere Studierendengruppen, die von aktuellen Projekten berichteten. Schon im Vorfeld hatten sie versucht, die Metalfans von ihrer Fächerwahl zu überzeugen – etwa mit einem Instagram-Post.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Instagram, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Die Hamburger Wissenschaftskommunikatorin Julia Offe hält solche auf den ersten Blick ungewöhnlichen Auftritte von Hochschul- und Wissenschaftsangehörigen für einen vielversprechenden Trend. »Das ist ein neues Verständnis der eigenen Rolle als Forscher:innen«, sagt Offe, die selbst Science-Slams etwa in Musikklubs, auf Kleinkunstbühnen oder auch mal in der Hamburger U-Bahn veranstaltet: »Man geht an die Orte, wo das Publikum schon ist – und wartet nicht mehr darauf, dass die Interessierten erst noch den Weg in die Wissenschaftseinrichtungen finden.«
Dabei gebe es durchaus wissenschaftliche Disziplinen, in denen ein ungewöhnlicher Auftritt auf Argwohn stoßen könne, sagt Offe: »In manchen eher konservativen Fächern haben es Wissenschaftler:innen, die aus Social Media bekannt sind, möglicherweise etwas schwieriger mit ihrer Fachcommunity und vielleicht auch mit ihrer Karriere.« Das würde sie gern ändern, denn: »Der Auftritt bei einem Slam oder auf TikTok ersetzt ja nicht die traditionelle Wissenschaftskommunikation, sondern ergänzt sie und spricht im besten Fall neue Zielgruppen an.«
Durchaus möglich also, dass es weitere ungewöhnliche Auftritte geben wird. Nach den Erfahrungen der vergangenen Tage sei die Stimmung im Kommunikationsteam des Uniklinikums Schleswig-Holstein jedenfalls sehr gut, sagt Sprecher Maximilian Hermsen. Ob er solch einen TikTok-Film noch einmal produzieren würde? Hermsen muss nicht lange nachdenken. »Ganz klar: ja.«