Das Ende ist nah. Angesichts der drohenden Apokalypse kommt der Augenblick, in dem Menschen einander noch einmal tief in die Augen schauen und endlich aussprechen, was ihnen seit Jahren ungesagt auf der Zunge liegt. Tut das nicht gut?
Doch, das tut es. Allerdings kann das ständige Einlösen lange vorbereiteter Schlüsselmomente selbst wieder ermüdend werden. „Stranger Things“ lebt von der Nostalgie – und das bedeutet gegen Ende der Serie auch, dass sich viele Dinge ziemlich genau so entwickeln, wie sie es mindestens seit den 1980ern tun. Einige Pointen sind moderner, doch wer bis hierhin halbwegs wach zugeschaut hat, der wird auch davon nicht mehr überrascht.
Chronisches Nasenbluten
Nach viereinhalb Staffeln kann „Stranger Things“ immer wieder zeigen, wie gut es die eigenen Bezüge versteht, wie flüssig es zwischen Genres und Erzählsträngen wechseln kann. Das ist ausgesprochen kurzweilig, und es wird einmal mehr getragen von einem großen und gut eingespielten Ensemble. Allerdings freut man sich beim Zuschauen auch unweigerlich auf das Ende. Langsam reicht’s.
Die Ermüdungserscheinungen sind bei der Spiellänge kaum zu vermeiden. Jede einzelne Folge der Staffel wirkt mit einer Spieldauer jenseits der Stundenmarke überlang. Nach diversen mehr und weniger verhinderten Katastrophen ist in „Stranger Things“ so ziemlich alles schon mal passiert. Wenn Charaktere aus Nasen oder Augen bluten, wenn Bösewicht Vecna mal wieder durch die Gegend rankt und arme Kinder in seinen finsteren Plan stöpselt, dann ist das nur beiläufig verstörend. All diese Bilder waren mal effektiver. Hier sind sie nur noch ein Zitat eines Zitats.
Im Finale warten auf die Protagonisten wieder jede Menge traumatischer Erfahrungen.
(Bild: Netflix)
Raus mit dem Trauma
Das offensichtliche dicke Ende, auf das Mike, El, Will, Dustin, Lucas, Max, Holly und ein immer noch wachsendes Ensemble aus der Versenkung geholter Nebencharaktere zusteuern, ist überfällig. Genau das funktioniert allerdings auch an der Serie. Bemerkenswert gut gespielt sind sogar die jungen Hauptrollen: Nell Fisher als Holly und Jake Connelly als Derek überzeugen auch in den abwegigsten Situationen. Es wirkt immer wieder glaubwürdig, wenn die Heldinnen und Helden der Geschichte gemeinsam mit dem Publikum die Faxen dicke haben und verstehen, dass es genau die unausgesprochene Angst ist, wegen der das Böse gewinnt.
Und dann holen sie tief Luft und sprechen endlich aus, was seit Jahren offensichtlich ist. Diese Augenblicke kommen immer wieder, zwischen verschiedenen Charakteren, und sie wirken deswegen gleichermaßen überfällig und überstrapaziert. „Stranger Things“ hat sich immer um Nostalgie gedreht, und auch wenn sie hier gelegentlich auf links gezogen oder umgedeutet wird, muss am Ende genau das passieren, was man erwartet.










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