Der Jubel bei Fans und Spielern fiel ein wenig ausgelassener aus am Ostersonntag. Der FC St. Pauli ist noch nicht endgültig am Ziel, dem auch rechnerisch sicheren Klassenerhalt aber durch das verdiente 1:1 gegen Bayer Leverkusen einen großen Schritt nähergekommen. Hinzukommt: Die Leistung lässt kaum noch Zweifel zu.

Jubel um den Torschützen zum 1:1 gegen Leverkusen: St. Pauli feiert Punktgarant Carlo Boukhalfa. IMAGO/Eibner
"Das", sagt Hauke Wahl, "war ein Ausrufezeichen an die Liga".
Vor zwei Wochen hatte der Aufsteiger am heimischen Millerntor mit Borussia Mönchengladbach einen Europapokal-Anwärter beim 1:1 über weite Strecken dominiert und ist nun dem amtierenden Meister beim nach 0:1 erreichten Remis mindestens auf Augenhöhe begegnet, hatte insbesondere zu Beginn der ersten und Mitte der zweiten Hälfte ebenfalls wieder dominante Phasen.
"Das zeigt die Entwicklung, die wir in dieser Saison genommen haben", findet Philipp Treu - und Eric Smith, in Vertretung für den verletzten Jackson Irvine gegen Bayer 04 mit der Kapitänsbinde am Arm, ist sicher: "Noch in der Hinrunde hätten wir so ein Spiel nach Rückstand verloren."
Blessin: "In den ersten 20 Minuten haben wir ein Feuerwerk abgebrannt"
Gegen Mönchengladbach hatte der Kiez-Klub erstmals überhaupt in dieser Spielzeit nach Rückstand nicht verloren, am vergangenen Wochenende nach einem 0:1 in Kiel gar noch gewonnen 2:1 und außerdem nachgewiesen, dass inzwischen selbst in schlechten Spielen Zähler möglich sind und gegen Leverkusen nun erneut auf einen Rückstand eine Antwort gehabt.
Alexander Blessin zeigt sich über diese Entwicklung zu Recht stolz, von der Anfangsphase gegen die Werkself ist er gar regelrecht begeistert: "In den ersten 20 Minuten haben wir ein richtiges Feuerwerk abgebrannt." Auch Smith findet: "Die ersten 20 Minuten waren unglaublich gut." Und zeugen davon, dass der Aufsteiger, der sich in der Hinserie im Anpassungsprozess an die Bundesliga vor allem darüber definiert hat, unangenehm und defensivstark zu sein, auch spielerisch enorm entwickelt hat.
Mit acht Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz und dem deutlich besten Torverhältnis im Keller ist der Klassenerhalt ganz nah - aber eben noch nicht ganz und gar unter Dach und Fach, wie der Trainer betont. "Wir sind noch nicht durch", warnt Blessin, "ich bin sicher, dass die 30 Punkte, die wir jetzt haben, nicht reichen werden. Der Glaube ist aber groß, dass wir mit unserer Art und Weise noch viele Punkte holen werden."
Schon am kommenden Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei formstarken Bremern kann das Saisonziel vorzeitig erreicht werden. "Und genau das", versichert Energiebündel Treu, "ist unser Ziel. Gegen Werder haben wir noch etwas gut zu machen." Das Hinspiel gegen den Nord-Nachbarn hatte St. Pauli daheim glatt mit 0:2 verloren - es war die letzte Bundesliga-Partie, in der Blessins Elf wirklich chancenlos war. Seitdem waren die Hamburger immer auf Augenhöhe. Mindestens. Und durften an Ostern deshalb auch schon vorgezogen zumindest ein bisschen ausgelassener feiern.
Sebastian Wolff