Der verstärkte Einsatz sogenannter „Low Level Agents“ durch russische Geheimdienste ist nach Einschätzung des Verfassungsschutzes auch eine Reaktion auf Erfolge der hiesigen Spionageabwehr. „Das Bundesamt für Verfassungsschutz und andere europäische Abwehrdienste sehen seit Jahren eine deutliche Zunahme von Aktivitäten russischer Geheimdienste“, sagte der Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), Sinan Selen, der Deutschen Presse-Agentur.
Russland setze dabei auf verschiedene Methoden, kombiniere diese mitunter und passe sie taktisch an die Abwehrmaßnahmen an. Hierbei kämen auch Menschen zum Einsatz, die über Social Media oder auf andere Weise für einzelne Aktionen oder Operationen angeworben würden, sogenannte „Low Level Agents“.
Keine geschulten Geheimdienstmitarbeiter
Diese Handlanger, die auch als „Wegwerf-Agenten“ bezeichnet werden, sind keine offiziellen Geheimdienstmitarbeiter und werden für Sabotage, Propaganda oder Ausspähung eingesetzt. Sie erhalten dafür in der Regel Geld. Rekrutiert werden nach Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden vor allem Menschen, die durch prorussische Äußerungen aufgefallen sind.
Festnahmen wegen mutmaßlicher Agententätigkeit
Vor einigen Tagen wurden mutmaßliche Pläne für Anschläge auf den Gütertransport in Deutschland bekannt. In Deutschland und der Schweiz wurden insgesamt drei Ukrainer festgenommen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen Agententätigkeit zu Sabotagezwecken vor. Es besteht demnach der Verdacht, dass staatliche Stellen in Russland als Auftraggeber dahinterstecken.
Das Anwerben von „Low Level Agents“ für Desinformation, Sabotage oder die Ausspähung von Zielen sei ein fester Bestandteil des russischen Repertoires für Aktionen gegen europäische Länder, sagte der BfV-Vize. Der Verfassungsschutz gehe von einer langfristigen Bedrohung durch russische Aktivitäten in Europa aus - und zwar unabhängig vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dem weiteren Verlauf dieses Konflikts. Selen sagte: „Hierbei steht Deutschland in besonderem Fokus russischer Geheimdienste.“ Die Bedrohung bleibe daher anhaltend hoch.
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