Wahrscheinlich hätten der spanische König Felipe und seine Gattin Letizia auf ein einziges Bild gepasst. Doch die amerikanische Starfotografin Annie Leibovitz hat sie getrennt voneinander aufgenommen. So steht jeder der beiden für sich.
Der Schärpen und Orden tragende König wirkt interessanterweise deutlich mehr dekoriert als die Königin, die zur geliehenen Secondhand-Couture zwar Juwelen trägt, aber nicht einmal ein Diadem – Versionen mit Kopfschmuck wurden angeblich wieder verworfen. Immerhin ist der pompöse Hintergrund derselbe, er verbindet Gattin und Gatten ästhetisch, schweißt sie wieder zusammen. Beide Porträts sind im Königspalast und dort im selben historischen Prachtsaal entstanden, dem Salón de Gasparini. Leibovitz kann sich mit ihrer Gesamtkomposition durchaus auf gediegene Traditionen berufen.
Immerhin verrät der Ring Gefühl
Die schattige Farbigkeit und der Prunk des Hintergrunds erinnern an alte Gemälde der spanischen Kunst, und auch die Idee des zweigeteilten Ehegattenbilds war bereits vor vielen Jahrhunderten beliebt. Heute wirkt es fast schon wieder modern, wenn sich königliche Eheleute als eigenständige, selbstbewusste Persönlichkeiten zeigen dürfen. Die spanische Boulevardpresse scheint es gleichwohl zu erleichtern, dass Letizia sich für einen Ring mit der Inschrift »Liebe bewegt alles« entschieden hat und so auch das Gefühl nicht zu kurz kommt.
Diese großformatigen Bilder in ihren goldfarbenen Rahmen strahlen Opulenz aus, sollen betont majestätisch wirken, und das Land mag noch nicht in der Stimmung dafür sein, denn es hat die katastrophalen Überschwemmungen noch nicht überwunden. Die Trauer über die Toten, über die Zerstörungen ist groß. König und Königin hatten Ende Oktober versucht, in betroffenen Gebieten Trost zu spenden. Und auch wenn sie damals nicht nur freudig empfangen worden sind, so dürften manche in der Bevölkerung doch finden, dass ihnen die damals gezeigte Empathie besser zu Gesicht stand als der jetzt präsentierte aristokratische Schick.