Wilde Tiere spielen in Maria Lassnigs Selbstporträts immer wieder eine symbolische Rolle als Konterpart. Ihr 1984 entstandenes Gemälde „Die Weisheit wird mit Blut erkauft“, das am 17. Juni als Toplos bei der Auktion zeitgenössischer Kunst im Wiener Kinsky antritt, radikalisiert die animalische Begegnung auf brutale Weise: Eine Eule bohrt ihre Krallen in einen Torso, der kaum mehr menschlich wirkt. Schon 2002 wechselte das Bild bei Lempertz in Köln für 34.500 Euro den Besitzer; nun ist es auf 100.000 bis 200.000 Euro taxiert.
Gewalterfahrungen spiegelt auch die Fotoserie wider, die Elfie Semotan für die Benefizauktion „Siolence“ geschaffen hat. Ihre Aufnahmen zeigen Frauen, die über ihre schlimmen Erfahrungen nicht mehr schweigen wollen (Taxe je 2500 Euro). Das reguläre Versteigerungsprogramm zeitgenössischer Kunst beginnt mit einem „Schwarzen Balkenkreuz“ von Arnulf Rainer, das der Künstler 1954 mit Tusche kraftvoll auf Papier setzte (35.000/70.000). Von Martha Jungwirth kommt eine gestische Malerei aus dem Jahr 1986 auf knapp zwei Meter hohem Karton zum Aufruf. Der Titel „Atropos” beschwört eine der drei griechischen Schicksalsgöttinnen (80.000/160.000). Zu den Großformaten zählen auch zwei Schüttbilder des Orgien-Mysterien-Künstlers Hermann Nitsch (bis 120.000).

Highlight der traditionell starken Kinsky-Sparte Moderne ist ein Stillleben des Vorarlbergers Rudolf Wacker (1893 bis 1939), dem das Wiener Leopold-Museum im Winter eine Retrospektive widmete. Wackers marktfrisches, auf 150.000 bis 300.000 Euro geschätztes Gemälde „Herbststrauß und Christus“ von 1936 folgt dem neusachlichen Stil, den der Bregenzer nach seinen eher expressionistischen Anfängen vertrat. Aus seinem Haushalt stellte er gerne Nippes und Trockenblumen, Puppen oder religiöse Skulpturen dar, denen er eine symbolische Note verlieh. Wackers „Stillleben mit zwei nackten Puppen (Schachteln, Ball, Bausteine)“ soll 50.000 bis 100.000 Euro erlösen, das 1927 entstandenes Landschaftsbild „Boote“ 25.000 bis 50.000 Euro. An ein schattiges Ufer führt auch Carl Moll mit seiner Auenansicht „Heustadlwasser im Prater“ (70.000/140.000). Der von Cézanne geprägte Kärntner Herbert Boeckl näherte sich 1945 in seiner „Ansicht von Nikolsburg I“ dem tschechischen Mikulov von der Ferne (150.000/250.000). In den „Schleißheimer Park“ führt 1906 der aus Meran stammende Leo Putz, der Lichtreflexe auf die Damengesellschaft im Grünen zaubert (80.000/160.000).
Der Wiener Secessionismus ist nur mit zwei Klimt-Zeichnungen vertreten: Eine Aktstudie widmet sich einer der beiden „Freundinnen“, die der Künstler 1916/17 malte (25.000/50.000); die andere Skizze (50.000/100.000) entstand für das Porträt „Adele Bloch-Bauer II“, das 2006 aus dem Wiener Museum Belvedere restituiert wurde und sich seit seiner Versteigerung bei Christie’s in anonymem Privatbesitz befindet.
Ein Meister flirrend-stimmungsvoller Sommerbilder war der Wiener Landschaftsmaler Robert Russ, von dem die Offerte zum 19. Jahrhundert eine „Partie an der Gardasee-Riviera“ aufruft. Der früh erfolgreiche und reiselustige Künstler schuf das Werk um 1910 (40.000/80.000). Wozu in die Ferne schweifen, dachte sich dagegen Markus Pernhart, der mit Vorliebe seine Heimatstadt und die Kärntner Berge ins Bild setzte. Seine „Ansicht von Klagenfurt“ hat panoramahaften Charakter (35.000/70.000).