Sommer in Deutschland: Das sagt ein Meteorologe über den Wetterumschwung

vor 22 Stunden 2

SPIEGEL: Herr Manitta, wann wird es in Deutschland endlich wieder Sommer?

Manitta: Wir müssen nicht mehr lange warten. Heute ist der letzte wirklich wechselhafte Tag. Wir haben über Deutschland gerade eine Kaltfront, die zu einem Sturmtief gehört und jetzt in Richtung Skandinavien weiterzieht. Über Westfrankreich und England steht schon das Hoch »Ines« bereit, das sich ab Mittwoch bemerkbar macht. Dann wird es deutlich freundlicher, mit Temperaturen zwischen 19 und 25 Grad. Bis zum Wochenende steigen die Temperaturen dann auf bis zu 33 Grad und es wird sommerlich und sonnig.

SPIEGEL: In ganz Deutschland?

Manitta: Nein, nicht überall. Die höchsten Temperaturen gibt es an der Mosel, im Rhein-Main-Gebiet und südlich davon. Das sind Regionen, in denen es typischerweise eher wärmer ist. Aber auch im Norden Deutschlands bis Hamburg wird es zwischen 25 und 29 Grad warm. An der Nordsee erwarten wir um die 23 Grad, das sind für diese Gegend durchaus sommerliche Werte.

SPIEGEL: Steht die nächste Hitzewelle bevor?

Manitta: Von einer Hitzewelle  sprechen wir erst, wenn es über mehrere Tage heißer ist als 30 Grad und sich nachts kaum abkühlt. Das ist in den nächsten Tagen nur in einigen Regionen der Fall. Es ist also höchstens eine schwache Hitzewelle. Außerdem ist noch unklar, ob es überhaupt das ganze Wochenende trocken bleibt. Im Westen und Süden Deutschlands könnte es gewittern.

SPIEGEL: Also doch wieder Regen?

Manitta: Nein, das dürften nur lokale Sommergewitter sein. Dahinter steckt ein kleines Tiefdruckgebiet, das eine Abkühlung vor allem in Norddeutschland bringt. Danach gibt es wieder Hochdruckeinfluss und wärmere Temperaturen. Andere Modelle zeigen die Gewitter im Norden gar nicht, sondern nur minimal kühlere Temperaturen am Samstag und am Sonntag.

SPIEGEL: Der Sommer kommt also zurück, aber bleibt er auch?

Manitta: Es ist wahrscheinlicher, dass jetzt eine stabile Sommerphase kommt, als dass es wieder eine wechselhafte Witterung gibt. Die warmen Temperaturen bleiben uns hoffentlich länger erhalten als nur drei Tage. Im Vergleich zu den vergangenen Wochen wird es auf jeden Fall mehr Sonne geben .

SPIEGEL: War das Wetter im Juli statistisch gesehen wirklich so schlecht, wie es vielen erschien?

Manitta: Einige Regionen waren sehr sonnenarm, im Norden, im Osten und in Teilen Süddeutschlands gab es überdurchschnittlich viel Regen. Dafür war es in Mittel- und Westdeutschland teils sogar zu trocken. Was die Temperaturen betrifft, kommt es darauf an, welche Klimareferenz man zugrunde legt: Im Vergleich zu den Jahren 1961 bis 1990 war es leicht zu warm. Gemäß der neueren Referenz, die den Zeitraum 1991 bis 2020 nutzt, lagen die Werte im Mittel.

SPIEGEL: Ein normaler Juli also.

Manitta: Grundsätzlich ja, aber die Menschen waren durch die vergangenen Jahre verwöhnt. Da war es im Juli oft lange trocken und heiß. Das waren die Ausreißer, nicht der diesjährige Juli.

SPIEGEL: Warum hat das nasskalte Wetter so lange angehalten?

Manitta: Das ist ein Muster, das Meteorologen immer häufiger beobachten: Wetterlagen bleiben oft über Wochen bestehen. Bei Hitzewellen liegt das an sogenannten Omegalagen, bei denen ein kräftiges Hochdruckgebiet von zwei Tiefdruckgebieten flankiert wird. In Deutschland war jetzt das Gegenteil der Fall. Ein Tief war zwischen zwei Hochs eingeklemmt und konnte nicht ausweichen. Weil wir uns auf der kälteren Seite dieses Gebiets befanden, gab es immer wieder Regen und kühle Temperaturen. Wenn es bei uns kühler ist, muss es an anderer Stelle aber auch warm sein. In Skandinavien zum Beispiel war es zuletzt durch eine Omegalage ungewöhnlich heiß.

SPIEGEL: Wie sieht da die Wettervorhersage für die kommenden Tage aus?

Manitta: Dort wird es kühler. Was die Hitze betrifft, sind jetzt erst einmal die Menschen in Deutschland dran.

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