Samsung Galaxy XR: Premium-Headset zum halben Preis der Apple Vision Pro

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Zehn Monate nach der Ankündigung von Android XR und "Project Moohan" gibt Samsung nun den Namen, die Verfügbarkeit und den Preis seines ersten Mixed-Reality-Headsets bekannt. Das Headset heißt Samsung Galaxy XR und ist in den USA und Südkorea ab sofort für 1799 US-Dollar erhältlich. Damit kostet das Samsung-Headset rund halb so viel wie die Apple Vision Pro, mit der es technisch weitgehend auf Augenhöhe liegt.

Das Design und der Chip waren bereits bekannt: Der Qualcomm Snapdragon XR2+ Gen 2 ist eine höher getaktete Variante des Prozessors, der Meta Quest 3 antreibt, jedoch weniger leistungsfähig als die M2- und M5-Chips, die in der ursprünglichen und aktualisierten Apple Vision Pro arbeiten. Mit der offiziellen Vorstellung des Geräts sind jetzt auch die restlichen Spezifikationen bekannt.

Das OLED-Mikrodisplay löst mit 3552 × 3840 Bildpunkten pro Auge auf, was insgesamt rund 27 Millionen Pixel ergibt. Zum Vergleich: Apple Vision Pro kommt auf 23 Millionen Pixel, Meta Quest 3 auf 9 Millionen Pixel. Auch die Farbabdeckung des Displays fällt mit 95 statt 92 Prozent des DCI-P3-Farbraums höher aus. Dafür liegt die unterstützte Bildrate niedriger: Samsung Galaxy XR läuft standardmäßig mit 72 Hertz, unterstützt aber bis zu 90 Hertz. Die M5-Version der Apple Vision Pro kann hingegen bis zu 120 Hertz darstellen. Das Sichtfeld liegt mit 109 Grad horizontal und 100 Grad vertikal auf dem Niveau der Meta Quest 3 und fällt damit in der Vertikalen größer aus als das der Vision Pro. Sehstärkeneinsätze werden wie bei Apple Vision Pro separat verkauft.

Beim Arbeitsspeicher liegen das Samsung Galaxy XR und die Apple Vision Pro mit jeweils 16 GB gleichauf. Während Apple wahlweise 256, 512 oder 1 TB Speicher anbietet, wird Samsungs Headset nur mit 256 GB ausgeliefert.

Die Sensortechnik beider Geräte ist fast identisch: Samsung Galaxy XR verfügt wie Apple Vision Pro über sechs Kameras für das Tracking der Raumposition und Hände, vier Kameras für die Blickerfassung sowie zwei 6,5-MP-Kameras für das Passthrough. Mit letzteren lassen sich wie bei Apple Vision Fotos und Videos mit stereoskopischer Tiefenwirkung aufnehmen.

Darüber hinaus verfügt das Headset über sechs Mikrofone und einen Tiefensensor. Während Apples Headset einen LiDAR-Sensor verwendet, ist bei Samsungs Headset bislang nicht bekannt, um welche Art von Tiefensensor es sich handelt. Beide Headsets verfügen über eine Iriserkennung für das Entsperren des Geräts und App-Käufe. Bei den unterstützten Funkstandards liegt das Samsung Galaxy XR leicht vorn: Es bietet Wi-Fi 7 statt Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.4 statt 5.3.

Optisch ist Samsung Galaxy XR eine Mischung aus Apple Vision Pro und Meta Quest Pro: Der Visor ist Apples Design nachempfunden, während die Stirnauflage und starre Kopfhalterung mit Hinterkopfstütze und Einstellrad an Metas Gerät erinnern. Dank der Stirnauflage lässt sich die Lichtabschirmung abnehmen und das Gerät mit offener Peripherie nutzen, was sich insbesondere bei Mixed-Reality-Anwendungen anbietet.

Das Samsung Galaxy XR wirkt durch den Einsatz von Kunststoff weniger hochwertig als Apple Vision Pro, ist dafür aber leichter: Die M5-Version der Apple Vision Pro mit verbessertem Kopfband bringt je nach Lichtdichtung und Kopfband zwischen 750 und 800 Gramm auf die Waage. Samsung gibt ein Gewicht von 545 Gramm an, wobei die optionale Lichtabschirmung nicht mitgerechnet ist. Beide Geräte werden mit einer kabelgebundenen externen Batterie betrieben, die bei Samsung 302 Gramm und bei Apple 353 Gramm wiegt. Die Akkulaufzeit liegt bei rund zwei Stunden im gemischten Betrieb und etwa zweieinhalb Stunden bei Videowiedergabe. Die Apple Vision Pro hält in beiden Szenarien jeweils rund 30 Minuten länger durch. Beide Headsets lassen sich auch während des Ladens verwenden.

Bei den Eingabemethoden folgt Samsung Apples Vorbild: Das Headset wird über die bewährte Kombination aus Blick- und Handsteuerung sowie durch Sprachinteraktion mit Googles KI-Assistenten Gemini bedient. Controller werden separat verkauft und kosten 249 US-Dollar. Käufer des Headsets erhalten jedoch einen Rabatt von 30 Prozent auf Zubehör, wodurch der Preis 175 US-Dollar beträgt.

Android XR ist in das Android-Ökosystem integriert, wodurch sämtliche Android-Apps als 2D-Anwendungen auch auf Samsung Galaxy XR lauffähig sind. Zusätzlich gibt es native Versionen von Google-Apps wie Chrome, Maps und Youtube sowie Samsung TV Plus und Samsung Gallery, die für Android XR optimiert wurden. Samsung und Google arbeiten darüber hinaus mit Partnern wie MLB, Adobe, Calm, Netflix und Amaze VR an weiteren nativen Apps. Unklar ist noch, wie tief Galaxy XR in Samsungs Hardware-Ökosystem integriert ist und mit anderen Galaxy-Produkten des Herstellers interagiert. Auch zu einer möglichen PC-Anbindung für Produktivitätsanwendungen oder PC-VR-Spiele hat sich Samsung bisher nicht geäußert.

Eine zentrale Rolle spielt KI: Mit Galaxy XR wollen Samsung und Google zeigen, wie sich Alltags-Apps, multimodale KI und Mixed Reality miteinander verbinden lassen. Das Headset nutzt dabei Google Gemini als zentrale Schnittstelle. So können Nutzer etwa mit Google Maps immersive 3D-Karten erkunden, sich von Gemini durch Städte führen lassen und persönliche Empfehlungen zu Restaurants und Sehenswürdigkeiten erhalten. Über den Passthrough-Modus bleibt dabei die reale Umgebung sichtbar. Auf Wunsch lassen sich durch eine einfache Handgeste Objekte im Sichtfeld von Gemini analysieren und direkt online nachschlagen. Auch VR-Spiele profitieren von der KI-Integration: Gemini liefert in Echtzeit Tipps, Coaching und Kontext zum Spielgeschehen.

Zwei weitere Anwendungsfälle des Mixed-Reality-Headsts sind klar von Apples Vision Pro inspiriert: Nutzer können Filme und Serien in einem hochauflösenden, virtuellen Heimkino ansehen und ihre Fotos sowie Videos per KI automatisch mit einem Tiefeneffekt versehen. Apple Vision Pro beherrscht Letzteres bislang nur mit Fotos.

Für Samsung und Google markiert Galaxy XR den Auftakt zu einem neuen, mobilen Android-Ökosystem, das verschiedenste Formfaktoren abdecken soll: von Mixed-Reality-Headsets bis zu KI-Brillen. Android XR ist dabei so konzipiert, dass es mit der Leistungsfähigkeit der Hardware skaliert.

Im Frühjahr kündigte Google erste Smart Glasses auf Basis von Android XR an und nannte dabei die Brillenhersteller Warby Parker und Gentle Monster als Partner. Nun heißt es, dass Samsung die Smart Glasses gemeinsam mit den beiden Unternehmen und der Unterstützung Googles entwickelt. Auch Sony, Xreal und Lynx arbeiten an Android-XR-Geräten, die allerdings noch nicht vorgestellt wurden.

Für Google selbst liegt der Fokus, wenig überraschend, auf den KI-Funktionen. "Android XR ist die erste Android-Plattform, die von Grund auf für das Gemini-Zeitalter entwickelt wurde", sagt Sameer Samat, President of Android Ecosystem bei Google, anlässlich der Ankündigung. Durch die tiefe Integration von Gemini soll Galaxy XR weniger wie ein Werkzeug als eine neue Art von KI-Begleiter wirken, der Nutzer sehend und hörend durch den Alltag begleitet und unterstützt.

Eine Vision, die erst mit Smart Glasses und AR-Brillen ihr volles Potenzial entfalten wird und letztlich das eigentliche Ziel darstellt, da dieser Formfaktor deutlich Erfolg versprechender ist als wuchtige Headsets. Die Verkaufserwartungen für Samsung Galaxy XR dürften entsprechend verhalten ausfallen: Meta Quest 3 und Quest 3S sind um ein Vielfaches günstiger als Samsungs und Apples Headsets und selbst sie verkaufen sich bislang nur mäßig.

(tobe)

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