"Ruhrpott-Iniesta" El Faouzi und das Bewerbungsvideo

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Zuckerpässe und ein erstaunliches Laufpensum: Schalkes Soufiane El-Faouzi zeigt beim Sieg gegen Darmstadt 98 die ganze Klaviatur und provoziert einen prominenten Vergleich.

 Soufiane El-Faouzi.

Überlegter Überblick: Soufiane El-Faouzi. IMAGO/Nordphoto

Manchmal kann fußballerische Perfektion so einfach klingen. "Ich weiß, dass Moussa immer in die Tiefe startet. Ich habe den Ball perfekt getroffen, tief gespielt - und dann fällt das 1:0", beschrieb Soufiane El-Faouzi die wenigen Sekunden beim 1:0-Sieg des FC Schalke 04 gegen Darmstadt 98 am Freitag, die am Ende entscheidend waren.

Was vom Protagonisten der Szene so nüchtern wiedererzählt wurde, entwickelt seine Poesie in der Wiederholung. Wie El-Faouzi den strammen und halbhohen Pass von Ron Schallenberg annimmt, sich in der selben Bewegung aufdreht und nach einem weiteren Kontakt mit links in den Lauf von Moussa Sylla spielt, war schon ein höheres Brett im Regal der Fußball-Ästhetik.

Bewerbungsvideo gegen Darmstadt

Die erfolgreiche Partie gegen die Südhessen, die Schalke auch dank der Elversberger Niederlage in Bielefeld die Tabellenführung nach dem 10. Spieltag sicherte, war für den jungen Mittelfeldspieler fast so etwas wie ein kleines Bewerbungsvideo für noch höhere Weihen: Zur Vorarbeit zum Siegtreffer kamen unter anderem ein weiterer Steilpass zur zweiten Großchance von Sylla aus einer eingesprungenen Grätsche an der Außenlinie, die meisten gewonnenen Zweikämpfe seines Teams und am Ende der 102. Minute des intensiven Spiels satte 13,5 Kilometer Laufleistung dazu.

"Er tut uns sehr gut mit seiner intensiven Spielweise", lobte Kapitän Kenan Karaman nach Schlusspfiff: "Er läuft wirklich jedes Wochenende sehr viele Kilometer ab." Doch nicht nur das: "Er wird auch am Ball immer besser, ein sehr interessanter Spieler mit sehr viel Potenzial, der uns auf jeden Fall sehr gut tut."

"Etwas Geileres gibt's einfach nicht"

Die rund 200.000 Euro Ablöse, die Anfang der Saison an Alemannia Aachen flossen, haben sich bereits jetzt gelohnt: El-Faouzi spielt immer, prägt die Zentrale, wird immer häufiger auch auf dem Weg nach vorne zum Unterschiedsspieler. Er macht so auf sich aufmerksam, dass am Freitag rund um die Arena schon der adelnde Vergleich als "Ruhrpott-Iniesta" die Runde machte - wobei der Deutsch-Marokkaner beim Haarwuchs deutlich bessere Gene abbekommen hat als der einstige spanische Weltklasse-Regisseur.

Auf jeden Fall aber funktioniert er als ein Symbol für Schalkes überraschend schnellen Weg zurück aus der Versenkung. "Ich kannte ihn nicht", gab Karaman am Freitag zu, "aber man hat schon in den ersten Einheiten gesehen, dass ein Spieler mit Qualität gekommen ist und ich bin froh, dass wir als Verein ihn für uns gewinnen konnten".

Und El-Faouzi? Der bleibt nicht nur beim Beschreiben des Treffers, sondern auch ob seines Aufschwungs entspannt. "Ich spüre großes Vertrauen vom Trainerteam und von der gesamten Mannschaft", sagt er also und bestätigt aus seinem Blickwinkel, was offensichtlich ist: "Es macht unglaublich viel Spaß, mit dieser Mannschaft zu spielen. Etwas Geileres gibt’s einfach nicht."

Patrick Kleinmann

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