Waffenruhe für Weltkriegsfeierlichkeiten Kreml erhöht Druck auf Selenskyj – Medwedew droht mit Vernichtung Kyjiws
Für die Feierlichkeiten zum Weltkriegsende fordert Russland eine dreitägige Waffenruhe, doch die Ukraine will eine längere Pause und schließt einen Angriff auf Moskau nicht aus. Der Kreml reagiert mit verbaler Aufrüstung.
03.05.2025, 15.53 Uhr

Russischer Politiker Medwedew (2022): »Anmaßender Unsinn«
Foto: Alexey Maishev / SNA / IMAGOUkrainische Drohnenangriffe auf Moskau während sich das russische Regime für den Sieg der Sowjetunion über Nazideutschland feiern lässt – einen größeren Albtraum können sich die aktuellen Machthaber im Kreml offenbar nicht vorstellen. Wladimir Putin will sich daher mit Kyjiw auf eine dreitägige Waffenruhe im andauernden Krieg einigen – vom 8. bis zum 10. Mai. Doch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erklärt, er wäre gerne zu einem Waffenstillstand bereit, dieser müsse aber nicht nur drei Tage dauern, sondern mindestens 30. Das schloss wiederum der russische Präsident aus. Das sei eine Idee, die noch viel Arbeit erfordere, bevor sie Wirklichkeit werden könne, so Putin.
Rund eine Woche vor den Feierlichkeiten herrscht im Kreml nun offenbar wachsende Nervosität. Zumal Selenskyj angekündigt hatte, dass die Ukraine angesichts des andauernden russischen Angriffskriegs die Sicherheit ausländischer Würdenträger, die zur traditionellen Siegesparade zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 9. Mai nach Moskau kämen, nicht garantieren könne. »Wir können nicht für das verantwortlich sein, was auf dem Territorium der Russischen Föderation geschieht. Sie sind für Ihre Sicherheit verantwortlich, und deshalb werden wir Ihnen keine Garantien geben«, sagte Selenskyj.
Der ehemalige Staats- und Ministerpräsident und heutige Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, bezeichnete diese Äußerung als »verbale Provokation« und drohte wiederum der Ukraine mit scharfen Konsequenzen, sollte es einen Angriff während der Feierlichkeiten geben: Niemand könne dann garantieren, dass Kyjiw den 10. Mai erleben werde, schrieb Medwedew am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Zum 80. Jahrestag des Sieges der ehemals alliierten Streitkräfte über Nazideutschland erwartet Putin ranghohe Staatsvertreter, darunter auch den chinesischen Präsidenten Xi Jinping.
Medwedew legt sich auch mit Trump an
Die russische Regierung erklärte am Samstag, sie wolle nun eine »definitive« Antwort der Ukraine auf Putins Angebot eines dreitägigen Waffenstillstands. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte gegenüber Reportern, Putins Angebot sei ein Test, um die Bereitschaft Kyjiws zur Suche nach einer friedlichen Lösung zur Beendigung des Krieges zu bewerten. Gleichzeitig bezeichnete es Peskow als »Sakrileg«, wenn ukrainische Soldaten an den Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Großbritannien teilnehmen würden, wie es verschiedene Medien berichtet hatten.
Die Feierlichkeiten zum Kriegsende bewegen das Gemüt von Dimitri Medwedew offenbar sehr. Er galt früher einmal als prowestlicher Modernisierer, seit Beginn des Ukrainekriegs hat sich der Putin-Vertraute jedoch zu einem Hardliner in der russischen Führung entwickelt. Am Samstag knöpfte er sich in sozialen Medien nicht nur Wolodymyr Selenskyj vor, sondern auch US-Präsident Donald Trump.
Trump hatte am Donnerstag im sozialen Netzwerk Truth Social gepostet, dass in beiden Weltkriegen »niemand an Stärke, Tapferkeit oder militärischer Brillanz an uns herankam« und dass »wir bei weitem mehr als jedes andere Land getan haben, um den Zweiten Weltkrieg siegreich zu beenden.«
Vor dem Hintergrund der vorsichtigen Wiederannäherung zwischen Russland und den USA übte sich Ex-Präsident Medwedew nun nicht gerade in verbaler Abrüstung: »Trump hat kürzlich angekündigt, dass die USA den größten Beitrag zum Sieg im Zweiten Weltkrieg geleistet haben und dass er am 8. Mai einen besonderen Feiertag einführen wird. Ein Feiertag ist keine schlechte Sache, aber seine erste Aussage ist anmaßender Unsinn«, so Medwedew in einem Post beim russischen sozialen Netzwerk VK. »Unser Volk hat 27 Millionen seiner Söhne und Töchter im Namen der Vernichtung des verfluchten Faschismus geopfert. Deshalb gehört der Tag des Sieges uns und es ist der 9. Mai! So war es, so ist es, so wird es immer sein«, so Medwedew.
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Und auch auf X war Medwedew am Samstag aktiv: Zur Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem kritisierte er auf Englisch, das seien »starke Worte» gegen eine Partei, die in Parlamenten vertreten sei. »Anscheinend halten CDU/CSU, die SPD und andere deutsche Kleinparteien alles für extremistisch, was bessere Umfragewerte hat als sie«, schrieb er.
Russland pflegt seit mehreren Jahren gute Drähte zur AfD und anderen rechtsgerichteten Parteien in Europa. Die AfD ihrerseits vertritt regelmäßig russlandfreundliche Positionen.