Krimi-Vote Wie gefiel Ihnen der deutsch-polnische »Polizeiruf«?
Die Frau, über die man spricht: Nach dem Mord an einer Managerin verhörten die Ermittler degradierte und gefrustete Kerle. Dieser »Polizeiruf« war clever gebaut. Oder sind Sie anderer Meinung?
23.06.2025, 05.07 Uhr

Szene mit Gisa Flake, André Kaczmarczyk (M.) und Hanno Koffler: Gefrustete Männer, wo man hinschaut
Foto: Oliver Feist / rbbEin Junge sieht mit an, wie seine Freunde die Mutter töten, und hilft dann bei der Beseitigung der Leiche. Das war die grausame Auflösung des deutsch-polnischen »Polizeirufs«. Es ging um die deutsche Chefin einer polnischen Gerüstbaufirma, von der sich alle Männer in ihrem Umfeld drangsaliert und herabgewürdigt sahen. Das galt sowohl für Mitarbeiter und Liebhaber als auch für Leute aus dem örtlichen Fußballverein, wo der Sohn der Toten und seine Freunde kickten.
Gleichzeitig verzichteten die Verantwortlichen des Krimis auf eine eigene Wertung über die Frau im Zentrum der Ermittlungen. Stattdessen zeichneten sie das Bild des Mordopfers nur über die Aussagen der Männer. Kommissar Ross (André Kaczmarczyk) und seine Kollegin Luschke (Gisa Flake) mussten sich fragen, ob die Frau tatsächlich so ein eiskalter Engel gewesen war, als der sie von den anderen beschrieben wurde – oder ob es sich dabei nicht doch um männliche Projektionen handelte.
In unserer Kritik schrieben wir : »Das Besondere an diesem ›Polizeiruf‹ um das unübersichtliche, bislang recht glücklose deutsch-polnische Team von Ross und Luschke, mit dem der ARD-Sonntagskrimi in die Sommerpause geht: Im Zentrum steht eine Frau, die selbst fast gar nicht zu sehen ist. Aber die Männer lassen durch ihre Erzählung ein lebendiges Bild entstehen, wenngleich das vielleicht auch nur ein Zerrbild ist. Denn alle Auskunftgebenden zeigen sich angesichts der starken, auftrumpfenden, offenbar promiskuitiven Frau verängstigt, gedemütigt, ja zum Teil gar gebrochen. Schrumpfmachos beim Wundenlecken.«
Dies war der letzte ARD-Sonntagskrimi vor der Sommerpause. Sie wird wahrscheinlich gut zwei Monate dauern. Mit neuen »Polizeirufen« und »Tatorten« ist nicht vor Ende August zu rechnen. Bis dahin laufen zu gewohnter Zeit am Sonntag vor allem Wiederholungen von alten Folgen.
Ein neuer Fall des deutsch-polnischen »Polizeirufs« wird erst im kommenden Jahr zu sehen sein. Im August sollen die Dreharbeiten zu einer weiteren Folge beginnen. Dann bildet Kommissar Ross ein weiteres Mal ein Gespann mit dem Kollegen Rogov (Frank Leo Schröder). Im Oder-Krimi wird ja in wechselnden Kombinationen ermittelt. Ross und Rogov waren zuletzt im Oktober 2024 bei Morduntersuchungen in Eberswalde zusammen unterwegs gewesen.