Pokal ohne Held? Wörl kämpft mit Rückschlägen

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Um in dem lukrativen Wettbewerb endlich wieder in die Erfolgsspur Richtung Olympiastadion Berlin zu finden, bräuchte Hannover Spieler, die sich damit auskennen. Einen solchen gibt es. Doch gestaltet sich die Angelegenheit als schwierig.

 Talent Marius Wörl.

Holpriger Start in Hannover: Talent Marius Wörl. IMAGO/Jan Huebner

Die Vorzeichen für das Pokal-Wochenende stehen gut in Hannover. Zwei Tage vor der Partie bei Drittligist Energie Cottbus kann Christian Titz fast auf seinen kompletten, großen Kader zurückgreifen. Nur Monju Momuluh, der mit einem Infekt das Bett hütet, und Maik Nawrocki, der nun in der nächsten Woche voll ins Training einsteigen soll, fehlen komplett. "Alle anderen waren teilweise ins Training integriert oder haben individuell gearbeitet", so der Trainer über weitere fragliche Spieler, zu denen am Wochenanfang etwa Mittelfeldspieler Waniss Taibi und die Stürmer Mustapha Bundu und Benedikt Pichler gehört hatten. "Grundsätzlich sieht es bei ihnen gut aus. Aber wir werden uns gut beratschlagen, weil wir kein Risiko eingehen wollen."

Titz will nach dem optimalen Start mit zwei Siegen in der 2. Liga möglichst wenig an seiner optimalen Elf ändern, da diese sich auch in der Lausitz weiter einspielen soll. Das macht es schwierig für jene, die in der zweiten Reihe mit den Hufen scharren und im Pokal auf eine Bewährungschance hoffen. Aber man wolle mit der größten Ernsthaftigkeit an den Start gehen, betont der 54-Jährige. "Cottbus ist eine sehr spielstarke, gute Drittligamannschaft. Es wird eine Aufgabe, die nicht leicht zu bewältigen sein wird."

Ungute Erinnerungen

In Hannover kennt man sich zum eigenen Leidwesen aus mit Enttäuschungen. "Man weiß um diese Tücken, weil es K.-o.-Spiele sind. Es wird auf jeden Fall ein Sieger den Platz verlassen", so Titz. In den vergangenen zwei Jahren endete für 96 der Weg in Richtung Finale in Berlin jeweils schon in der ersten Runde bei den Drittligisten SV Sandhausen (2023) und Arminia Bielefeld (2024). Apropos Bielefeld: Mit Marius Wörl, der zuletzt an die Ostwestfalen ausgeliehen war und im Sommer zurückkehrte, verfügen die Roten über einen Experten, der sich im Pokal auskennt. Der 21-jährige Mittelfeld-Mann erlebte und prägte den Sturmlauf des Drittliga-Meisters bis ins Olympiastadion in der vergangenen Saison mit, unter anderem mit Toren gegen die Bundesligisten Leverkusen, Bremen und Union Berlin sowie einer Torvorlage beim 2:0-Erstrundensieg gegen - Hannover.

Dort jedoch gestaltet sich die Causa Wörl bislang als schwierig. Mutmaßlich wird es Titz auch in Cottbus zunächst ohne den Pokal-Helden der Vorsaison, der zuletzt zweimal in der eigenen U 23 in der Regionalliga Nord zu Teileinsätzen kam, angehen. Trotz des gewissen Etwas an Emotionalität, das Wörl womöglich einbringen könnte. "Das sind mit Sicherheit Überlegungen und es ist auch so, dass Marius ein sehr guter Spieler ist, der auch wirklich eine gute letzte Saison hatte", so der Trainer, der dann aber auf den holprigen Neustart seines Akteurs verweist: "Zur Wahrheit gehört halt, dass er bei uns zweimal über einen längeren Zeitraum gefehlt hat - einmal verletzt und einmal krank. Er hat sich gut eingefunden und war auch gut mit dabei. Wir haben dann nichts anderes gemacht, als ihn vernünftig aufzubauen." Dies sei nach den Rückschlägen für Wörl einfach notwendig gewesen. "Wenn du einen Spieler hast, der nicht nur ein, zwei, sondern mehrere Kilos abgenommen hat und total erschöpft war, dann ist das normal." Genau in diesem Prozess sei man gerade.

"Ein bisschen Spielglück, ein bisschen Losglück"

Nur zweimal ging es in den vergangenen 20 Jahren für den Cupsieger von 1992 bis ins Viertelfinale, ansonsten blieben die Pokalsprünge der Niedersachsen in der Vergangenheit eher klein. "Jeder, der im DFB-Pokal startet, hat das Ansinnen, so weit wie möglich zu kommen", weckt Titz den Ehrgeiz des Traditionsklubs nun noch einmal zusätzlich. "Der Wettbewerb hat eine hohe Ausgeglichenheit, Du brauchst ein bisschen das Spielglück, ein bisschen das Losglück. Jedes Spiel ist schwierig. Aber wir wollen versuchen, erfolgreich zu sein." Wie erfolgreich? Abwarten. "Wir bleiben mit dem Blick auf Cottbus. Das ist die erste Hürde, die wir versuchen zu nehmen."

Michael Richter

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