Die Thüringer Linke hat auf einem turbulenten Parteitag in Ilmenau ihr Spitzenpersonal überraschend ausgetauscht. Zur neuen Parteivorsitzenden wurde die 34 Jahre alte Landtagsabgeordnete Katja Maurer gewählt, nachdem die bisherige Vorsitzende Ulrike Grosse-Röthig ihre Kandidatur zurückgezogen hatte. Maurer erhielt 91,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Zum Co-Vorsitzenden wurde der frühere Ostthüringer Landtagsabgeordnete Ralf Plötner mit 81,9 Prozent bestimmt.
Zuvor hatte sich die Parteibasis gegen ein Vorhaben des Vorstandes gestellt. Ein Antrag, der die Wiederwahl des Fraktionsvorsitzenden Christian Schaft zum Parteichef ermöglichen sollte, fiel auf dem Parteitag durch. Der Vorstand wollte das Verbot einer Ämterhäufung aufweichen.
50,8 Prozent der Delegierten stimmten dagegen, dass der Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag gleichzeitig auch Parteichef sein darf. Sie lehnten eine entsprechende vom Vorstand vorgeschlagene Satzungsänderung ab. Für die Änderung stimmten 41,5 Prozent der Delegierten. Auch Ex-Ministerpräsident und Bundestags-Vizepräsident Bodo Ramelow hatte für die Anpassung geworben.
Parteitag wurde unterbrochen
Nach der Entscheidung konnte der 34 Jahre alte Christian Schaft nicht wiedergewählt werden. Der Parteitag wurde unterbrochen, danach traten Maurer und Plötner an. Maurer sagte bei ihrer Bewerbung, »ich hatte nicht vor, zu kandidieren. Das ist keine leichte Entscheidung«. Maurer stammt aus Kasachstan und ist studierte Sozialanthropologin. Sie gehört dem Landtag seit 2019 an. Schaft und Grosse-Röthig erhielten nach der Wahl ihrer Nachfolger viel Beifall von den Delegierten für ihre Arbeit in den vergangenen Jahren.
Schaft selbst sagte nach der durchgefallenen Satzungsänderung, er habe ein politisches Angebot gemacht und respektiere die Entscheidung. Es sei dabei nicht vordergründig um ihn, sondern eine Grundsatzfrage gegangen, die seit Jahren in der Linken kontrovers diskutiert werde. »Ich habe mit allen Varianten rechnen müssen«, so der Politiker.
Vorsitzender der Linke-Landtagsfraktion, die neben einer starken AfD die zweite Oppositionspartei im Parlament in Erfurt ist, wolle er bleiben. Er sehe seine Position auch nicht geschwächt und gehe von einer engen Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstand aus.
Seit der Landtagswahl im September 2024 regiert in Thrüringen die sogenannte Brombeer-Koalition aus CDU, BSW und SPD. Die AfD hat mit 32 Sitzen die meisten im Parlament und besitz eine Sperrminorität.