Niko Bünten, Videojournalist:
»Moin, Jürgen.«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Moin, Niko.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Was soll denn der gelbe Sack da?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Wir werden heute auch über Recycling sprechen. Genauer: über das Recycling von Autonamen. Ein Beispiel: Fiat 500, den gab es 1957 zum ersten Mal – ist seit 2007 wieder da. Oder auch Renault 4 und auch Ford Capri. Beides Klassiker aus den 60er Jahren, die jetzt als Elektroautos wieder da sind. Und auch der Wagen, mit dem wir uns heute beschäftigen, ist so ein Fall. Wir drehen eine Runde mit dem neuen Opel Frontera Electric.
Das ist der neue Opel Frontera. Der basiert auf der CM-Plattform des Stellantis-Konzerns, zu dem ja auch die Marke Opel gehört und auf der unter anderem auch Citroën C3 oder Fiat Grande Panda basieren. Allerdings ist der Frontera deutlich länger als diese beiden anderen Modelle und er ist das bislang größte Auto auf der CM-Plattform. Der Name Frontera wiederum, darüber haben wir schon gesprochen, der ist ein alter Bekannter. Opel bot schon mal einen Frontera an, das war ein kompakter Offroader mit zuschaltbarem Allradantrieb, der von 1991 bis 2004 in zwei Generationen gebaut wurde.
Der neue Frontera hier, der kommt immer mit Frontantrieb und es gibt ihn in zwei unterschiedlichen Benzin-Hybrid-Motorisierungen oder eben mit Elektroantrieb, außerdem noch in zwei unterschiedlichen Ausstattungsvarianten. Unser Testwagen hier ist der Frontera Electric, also das Modell mit Akku und E-Maschine in der höheren und besseren, teureren GS-Ausstattung. Von außen erkennbar ist sie am schwarz lackierten Dach, an den 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und an den schwarzen Opel-Logos hier vorne und auch am Heck. Insgesamt handelt es sich um einen gerade noch kompakten SUV – also genau die Klasse von Auto, die im Moment sehr gefragt ist. Kantiges, geradliniges, schlichtes Auto, das, man könnte sagen zeitlos wirkt, vielleicht auch ein bisschen ideenlos. In jedem Fall sendet es ein klares Signal, das für das gesamte Auto gilt, nämlich: Der Typ hier, der verzichtet auf Schickimicki und setzt stattdessen auf automobile Grundtugenden, etwa einfache Bedienung, viel Platz und hohe Alltagstauglichkeit. Und jetzt schauen wir uns drinnen um.
Auch hier im Innenraum verzichtet der Opel Frontera auf Show-Effekte. Stattdessen wirkt das Interieur, das Cockpit nüchtern und sachlich. Es gibt hier ein Lenkrad, das ist mit Kunstleder bezogen, oben und unten abgeflacht und auf den Speichen einmal links die Tasten für die Assistenzsysteme und rechts für Lautstärke, Musikanlage und das Telefonieren. In der Mittelkonsole haben wir hier einmal den Hebel für die Parkbremse, davor die Getriebesteuerung, hier zwei Getränkehalter, die haben außen solche Gummilaschen, die sich anpassen, je nachdem, wie groß der Becher oder die Flasche ist, die man hier unterbringen will. Und dieses Gummiband, das geht hier weiter, da kann man also auch noch Kleinigkeiten drunter befestigen, die man schnell zur Hand haben möchte. Noch weiter vorne gibt es die induktive Ladeschale für das Smartphone, darüber zwei USB-C-Anschlüsse und hier die Tastenleiste für die Klimaautomatik. Etwas Besonderes gibt es bei den Sitzen und zwar genauer beim Sitzkissen, nämlich hier in der Mitte diese Vertiefung. Die soll das Steißbein entlasten und dadurch längere Fahrten bequemer machen. Ich bin jetzt noch nicht viele Stunden mit dem Opel Frontera unterwegs gewesen und habe also noch keine Langstrecke darauf zugebracht. Aber der erste Eindruck ist: Man sitzt hier tatsächlich bequem. Und noch ein Hinweis zum Stichwort Recycling – wir hatten es ja schon. Auch in den Oberflächenmaterialien, hier auf den Sitzen, Lehnen und in den Türen sind Recyclingstoffe verarbeitet. Es gibt auch im Opel Frontera, obwohl er sich bei der Digitalisierung ein bisschen zurückhält, natürlich Bildschirme. Einmal ein Digitalcockpit, das ist immer an Bord, und den zweiten Bildschirm hier gibt es nur in der GS-Ausstattung. In der Basisversion sitzt hier einfach eine Halterung für's Smartphone. Der Bordcomputer in unserem Auto ist relativ schlicht und übersichtlich gehalten. Es gibt, ja klar, die Musikanlage, das Telefon und die Navigation. Oder natürlich man spiegelt sein Handy, das geht mit Android Auto ebenso wie mit Apple CarPlay kabellos. Einerseits ist der Bordcomputer also auch sehr schlicht und übersichtlich, andererseits bedeutet das aber auch einen gewissen Verzicht. Die Navigation beispielsweise verfügt nicht über eine dynamische Ladeplanung und es gibt auch nirgendwo eine Anzeige zum Energieverbrauch. Das ist ein bisschen schade, denn eigentlich will ich ja schon wissen, gerade in einem Elektroauto, ob ich jetzt sparsam oder verschwenderisch unterwegs bin. Auch wenn diese Anzeige nie einen exakten Messwert wiedergibt, sondern natürlich nur ein Anhaltspunkt. Immerhin, sagt Opel, irgendwann später soll es diese Anzeit auch noch geben. Ja, und dann gibt es noch ein Detail, das auch auf die Bodenständigkeit und klassische Ausrichtung des Autos verweist: Das ist, wie schon beim Plattformbruder Fiat Grande Panda, hier ein klassischer Zündschlüssel und der muss auch bei der elektrischen Variante hier eingesteckt und gedreht werden. Na dann drehen wir jetzt eine Runde.
Der Opel Frontera Electric ist ein stimmiges Auto, das heißt er fährt sich so, wie er aussieht: unaufgeregt und grundsolide. Die Lenkung vermittelt ein gutes Gefühl für die Straße, das Fahrwerk ist ausreichend und angenehm komfortabel und die E-Maschine arbeitet leise und munter, die bringt das Auto flott voran. Es gibt keine unterschiedlichen Fahrmodi, die man hier einstellen kann, es gibt aber zwei unterschiedliche Rekuperationsstufen. Standardmäßig ist die Stufe D eingelegt. Das heißt, der Wagen rekuperiert dann etwas stärker und wenn man hier die Taste C drückt, das C steht für Comfort, dann rollt der Wagen länger aus und die Rekuparationsleistung wird reduziert.
Noch ein paar Worte zum Akku und zur Ladeleistung: Im Unterboden steckt ein LFP, also ein Lithium-Eisenphosphat-Akku mit einer Speicherkapazität von 44 Kilowattstunden. Der speichert Energie für insgesamt 300 Kilometer Reichweite, das ist der WLTP-Wert und das liegt vor allen Dingen am relativ hohen Durchschnittsverbrauch von 18,5 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Das ist natürlich ein relativ happiger Verbrauch, ob wir den erreichen, ob wir drüber liegen oder vielleicht drunter, das können wir aber nicht ablesen, es gibt ja keine Verbrauchsanzeige. Geladen werden kann dieser Akku standardmäßig mit 7,4 Kilowattstunden am Wechselstrom. Das ist natürlich mau, man kann aber für 400 Euro auf Preis einen 11-Kilowatt-Wechselstromlader dazukaufen. Und am Gleichstrom sind es immer 100 Kilowatt, die geladen werden können, dann ist der Akku im besten Fall in 26 Minuten wieder von 20 auf 80 Prozent gefüllt. So viel dazu, wir schauen uns jetzt noch auf der Rückbank um und im Kofferraum.
Eine Stärke des Opel Frontera ist das große Platzangebot bei noch einigermaßen kompakten Außenmaßen. Hier im Font beispielsweise gibt es wirklich reichlich Platz für Beine und für den Kopf. Außerdem gibt es die üblichen Taschen hier an den Rücksitzlehnen der Vordersitze für größere Dinge und hier oben noch zwei Einstecktaschen für kleinere Dinge. In der GS-Ausstattung sind zusätzlich zwei USB-C-Buchsen hier hinten verfügbar. Was Opel zudem anbietet, ist eine dritte Sitzreihe. Die kostet 800 Euro Aufpreis und macht den Wagen dann zum Siebensitzer. Allerdings gibt es die nur für die beiden Hybridvarianten und nicht für unser Elektromodell.
So, jetzt schauen wir noch in den Kofferraum und auf dem Weg nach hinten kann ich nochmal auf den wirklich großen und damit bequemen Türausschnitt hier hinten hinweisen. Auch am Heck fällt das schlichte, einfache, geradlinige Design auf. Es gibt einen kleinen Heckscheibenwischer, es gibt bei unserem Testwagen LED-Rückleuchten und unter der Heckklappe gibt es einen Kofferraum mit einem Volumen von 460 Litern. Wenn die Rücksitzlehnen umgeklappt werden, dann werden daraus 1600 Liter. Es gibt keinen Frunk, das Ladekabel kann man aber zum Beispiel auch hier unter diesem in zwei Höhen fixierbaren Ladeboden unterbringen. Und Höhe ist ein gutes Stichwort: Die Ladekante, die ist nämlich 78 Zentimeter hoch. Das heißt, man muss das Gepäck ganz schön in die Höhe wuchten, um es einzuladen. So, und jetzt drehen wir noch eine Runde.
Elektromobilität wirkt auf viele Leute ja immer noch undurchschaubar, kompliziert oder zumindest ungewohnt. Und der Opel Frontera Electric, der reagiert darauf, indem er einfach, praktisch und alltagstauglich daherkommt. Das ist ein Familienauto für alle, die simpel, günstig und elektrisch von A nach B kommen wollen. Und wer von A nach B und nach C kommen will? Für den bietet Opel ab dem nächsten Jahr eine Variante mit größerem Akku und dann 400 Kilometer Reichweite an.
Gut gefallen uns am Frontera Electric das ordentliche Platzangebot, die einfache Bedienung und die bequemen Sitze. Nicht so gut gefallen uns die fade Optik, das Fehlen einer Verbrauchsanzeige und der doch recht hohe Durchschnittsverbrauch von 18,5 Kilowattstunden je 100 Kilometer.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Und der Preis? Was kostet der Wagen hier?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Den Opel Frontera gibt es ab 23.900 Euro, den Frontera Electric ab 28.990 Euro und unser Testwagen, elektrisch und mit GS-Ausstattung, kostet 32.490 Euro. Und noch mal zum gelben Sack, Niko: Irgendwie passt das mit dem wiederverwerteten Namen, denn das Auto insgesamt recycelt ja so ein paar klassische Tugenden aus der Verbrennerwelt – und überträgt sie in die Elektromobilität.«