Nordostafrika: Sudans Armee soll Chemiewaffen eingesetzt haben

vor 13 Stunden 1

Die USA verfügen offenbar über Informationen, wonach die Sudanesische Armee (SAF) unter dem Kommando von Abdel Fattah al-Burhan chemische Waffen gegen ihre Gegner eingesetzt hat. Die New York Times berichtet unter Berufung auf vier Beamte aus dem US-Apparat, dass es mindestens zwei solcher Attacken im Sudan gegeben habe. Angeblich mit Chlorgas. Weitere Bestätigungen für einen solchen Einsatz wurden zunächst nicht bekannt.

Washington hat Sanktionen gegen Armeechef al-Burhan verhängt, der für sich in Anspruch nimmt, den sudanesischen Staat zu führen. Außerdem treffen die Strafmaßnahmen einen Waffenhändler, der für die SAF tätig sein soll.

Biden-Regierung wirft Kriegsparteien vor, die größte humanitäre Krise der Welt ausgelöst zu haben

Erst vor wenigen Tagen hatten die USA den Gegner al-Burhans, Mohamed Hamdan Daglo alias Hemeti, Chef der Miliz Rapid Support Forces (RSF), mit Sanktionen belegt. Sie werfen ihm und der RSF Völkermord und andere schwere Verbrechen vor, unter anderem die systematische Vergewaltigung von Mädchen und Frauen. Außerdem setzten die USA mehrere Firmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf die Sanktionsliste, sie sollen geholfen haben, Hemetis RSF mit Waffen zu versorgen.

Der angebliche Einsatz von Chemiewaffen wird von der US-Regierung nicht offiziell erwähnt in der Mitteilung zur Sanktionierung von General al-Burhan. Auch war zunächst nicht bekannt, wo und wann diese Attacken geschehen sein sollen. Der sudanesische UN-Botschafter wies laut New York Times die Vorwürfe zurück.

Die US-Regierung wirft dem SAF-Chef al-Burhan vor, „Sudan zu destabilisieren und das Ziel eines demokratischen Wandels zu untergraben“. Außerdem beklagt sie: „Unter der Führung von Burhan gehörten zur Kriegstaktik der SAF willkürliche Bombardierungen ziviler Infrastruktur, Angriffe auf Schulen, Märkte und Krankenhäuser und außergerichtliche Tötungen.“

Beiden Kriegsparteien, der RSF und der SAF, wirft die Biden-Regierung vor, mit ihrer jeweiligen Kriegstaktik die größte humanitäre Krise der Welt ausgelöst zu haben, mit Hungersnöten in fünf Regionen des Sudan. Nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen sind inzwischen mehr als zwölf Millionen Sudanesinnen und Sudanesen auf der Flucht, jeder zweite Bewohner hat zu wenig zu essen.

Die jüngste Friedensinitiative kommt aus der Türkei

Zuletzt hatten die sudanesischen Streitkräfte SAF von al-Burhan wieder strategische Geländegewinne erzielt, nachdem zuvor monatelang die RSF vormarschiert war und die SAF zurückgedrängt hatte. Die Armee eroberte die Stadt Wad Madani südlich von Khartum zurück. Sie ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte und liegt in der Region Gezira, die für die landwirtschaftliche Produktion von großer Bedeutung ist.

Hemetis Truppen kontrollieren nach wie vor den größten Teil von Darfur im Westen und belagern seit Monaten die große Stadt El-Faschir, mit verheerenden Folgen für die eingeschlossenen Zivilisten. Al-Burhans Truppen kontrollieren den Norden und Osten des Landes, die Hauptstadtregion ist von den Lagern umkämpft.

Der scheidende US-Außenminister Antony Blinken erklärte in seiner letzten Pressekonferenz, er bedauere, dass es die USA unter Biden im Sudan nicht geschafft hätten, „diesen Tag des Erfolgs zu erzielen“. Nun ist es an Donald Trump und seinem Team, nach Lösungen für den Sudan zu suchen, wo der Krieg mit unverminderter Härte weitergeführt wird.

Die jüngste Initiative, im sudanesischen Konflikt zu vermitteln, kommt aus der Türkei, einem Land, das seinen Einfluss auf dem Kontinent in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut hat, etwa im vom Krieg zerrütteten Somalia. Dabei könnte es auch zu Gesprächen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und der Armee von al-Burhan kommen. Die VAE galten bislang als wichtigster Unterstützer des gegnerischen Hemeti-Clans.

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