Supersanfte Ermahnung
Das Thema beim G7-Gipfel ist der neue Krieg in Nahost. Ganz offensichtlich fällt es den Vertreterinnen und Vertretern der G7 nicht leicht, sich zur militärischen Auseinandersetzung zwischen Israel und Iran klar zu äußern.

G7-Treffen in Kanada: Botschaft Richtung Israel
Foto: Michael Kappeler / dpa- / dpaEigentlich wäre es naheliegend, dass die G7 das Vorgehen Israels gutheißen. Denn sie repräsentieren Werte, die sich stark von denen der Führung in Iran unterscheiden.
Doch dass Israels Premier Benjamin Netanyahu Irans Atomprogramm zu einem Zeitpunkt zerstören will, an dem der Gazakrieg läuft und in Europa Russlands Krieg gegen die Ukraine, lässt sich kaum befürworten. Er bringt die Welt damit insgesamt in eine unkontrollierbare Lage.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die am G7-Treffen teilnimmt, übt sich deswegen von Kanada aus in der Kunst der supersanften Ermahnung Richtung Israel. Nach einem Telefonat mit Netanyahu sagte sie gestern: »Iran sollte keine Atomwaffen haben, keine Frage.« Teheran sei angesichts seines Atomprogramms »die Hauptquelle der Instabilität in der Region« (mehr zu Irans Atomprogramm lesen Sie hier ). Israel habe ein Recht darauf, sich zu verteidigen. Dennoch sei »eine Verhandlungslösung langfristig die beste Lösung«.
Mehr Hintergründe: So konnte Israel Irans Machtapparat unterwandern
Trump bricht Besuch bei G7-Gipfel ab
Wenn wir etwas als »historisches Ereignis« bezeichnen, dann tun wir dies meist, weil wir das Ereignis für besonders folgenreich halten – und diese Folgen auch benennen können. Mit der US-Präsidentschaft Donald Trumps aber lernen wir eine besondere Kategorie der historischen Ereignisse kennen. Wir werden Zeugen von Szenen, die uns erstaunen, von Szenen, an die wir uns lange noch erinnern werden, die aber in ihren Folgen rätselhaft bleiben.

Ukrainischer Präsident Selenskyj: Sieht für ihn nicht gut aus
Foto: Sven Hoppe / REUTERSWie Donald Trump im Februar vor laufenden Kameras im Weißen Haus seinen Gast, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, abgekanzelt hat, wird vermutlich in die Geschichte eingehen. Etwas Vergleichbares hatte es noch nicht gegeben. Wir werden auch nicht so schnell vergessen, wie Trump wenig später im Petersdom Selenskyj gegenübersaß – es sah aus, wie eine plötzliche Versöhnung an einem überraschenden Ort (mehr dazu hier ).
Doch die Frage, was aus diesen Szenen nun wirklich folgt, ist schwierig zu beantworten. Wird Trump die von Russland angegriffene Ukraine im Stich lassen? Wird er sie doch weiter unterstützen? Wir wissen es nicht.
Heute hätten wir möglicherweise mehr erfahren können. Trump und Selenskyj wollten sich erneut treffen, diesmal beim G7-Gipfel in Kanada. Doch daraus wird nun doch nichts.
Trump verlässt wegen der Situation im Nahen Osten vorzeitig das Treffen und kehrt am Montagabend nach Washington zurück. »Es wurde viel erreicht, aber wegen der Vorgänge im Nahen Osten wird Präsident Trump nach dem Abendessen mit den Staats- und Regierungschefs abreisen«, teilte seine Sprecherin auf der Plattform X mit. (Alle Entwicklungen hier im Liveblog.)
Zuvor war gemeldet worden, dass die USA ihre Militärpräsenz im Nahen Osten verstärken. Trump selbst schickte in der deutschen Nacht auf Dienstag eine etwas kryptische Warnung in Richtung Iran: In dem Beitrag auf der Plattform Truth Social forderte der US-Präsident die Bevölkerung in Teheran auf, die Stadt zu verlassen.
Mehr Hintergründe: Merz und Trump treffen sich am Rande des Gipfels zum Vieraugengespräch
Dem Glück und Unglück nahe
Der Restaurantführer »Guide Michelin« zeichnet heute Abend die besten Küchen in Deutschland aus – oder, um es in der Sprache des Michelins auszudrücken: Er vergibt einen oder mehrere Sterne.

Ausgabe des Guide Michelin Deutschland: Sternenträume
Foto: Lino Mirgeler/ dpaIm vergangenen Jahr bekamen in Deutschland 340 Restaurants Michelin-Sterne. Zehn Restaurants holten 2024 die höchste Michelin-Auszeichnung und durften sich mit drei Sternen schmücken. 50 Häuser hatten zwei Sterne und 280 Restaurants immerhin noch einen.
Einen solchen Stern zu gewinnen, gilt unter Küchenchefinnen und -chefs als größtes Glück, einen zu verlieren als größtes Unglück.
So braucht niemand die Glücklichen zu beneiden. Denn sie sind dem Unglück näher als diejenigen, die weit entfernt von jedem Stern zufrieden vor sich hin kochen.
Mehr Hintergründe: Das System hinter den Michelin-Sternen
Lesen Sie hier den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel
Wir brauchen ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche: Pornos und Horrorfilme sind für Kinder und Jugendliche verboten. Auf Social Media sehen sie oft Schlimmeres. Der Schutz vor den Gefahren sozialer Medien darf nicht länger aufgeschoben werden.
Hier geht’s zum aktuellen Tagesquiz
Noch mehr Rätsel wie Wordle, Wortsuche und Paarsuche finden Sie bei SPIEGEL Games.
Gewinnerin des Tages…
…ist Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU). Wer die politischen Terminkalender dieses Tages durchforstet, wird mehrfach auf sie stoßen. Am Vormittag tritt sie in Berlin bei den »MINTmachtagen 2025« der Stiftung Kinder forschen auf, am Abend wird sie in Kiel beim kleinen Landesparteitag der CDU Schleswig-Holstein empfangen.

Bildungsministerin Prien: Zeigt, wie Kritik gehen kann
Foto: Fabian Sommer / dpaDoch deswegen ist sie hier nicht die Gewinnerin. Sie ist es wegen eines SPIEGEL-Gespräches, das meine Kolleginnen Deike Diening und Silke Fokken mit ihr geführt haben. Dieses Gespräch lohnt eine zweite und dritte Lektüre, weil hier etwas Wegweisendes passiert. Prien kritisiert ihren Parteichef, Kanzler Friedrich Merz, ohne ihm dabei seine Autorität zu nehmen.
Warum sie das zur Gewinnerin macht? Weil man sich nach den ewigen Streitereien der Vorgängerregierung fragt, wie eine öffentliche Auseinandersetzung zwischen Regierenden laufen kann, die nicht in Chaos und Endzeitstimmung endet. Prien zeigt, wie es geht.
Das komplette Interview hier: »Meine Verwandten sind entweder umgebracht worden oder ausgewandert«
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht
Mutmaßlichem Attentäter von Minnesota droht die Todesstrafe: Laut Staatsanwalt habe der Mann seine Opfer »wie Beute gejagt«. Nach den tödlichen Schüssen auf eine US-Politikerin und ihren Mann droht dem Verdächtigen die Todesstrafe. Offenbar hatte er noch mehr Menschen im Visier.
Arzt im Todesfall Matthew Perry gesteht Schuld ein: Er soll ihm Ketamin direkt gespritzt haben: Im Prozess um den Tod von Matthew Perry räumt ein Arzt eine Mitverantwortung ein. In Textnachrichten hatte er über die Drogensucht des Schauspielers gespottet.
Polizei ermittelt offenbar wegen antisemitischem Facebook-Post: Auf dem Facebook-Account einer Brandenburger Schneiderei hieß es kurzzeitig, Juden sei künftig der Zutritt verboten. Der Inhaber gibt an, die Seite sei gehackt worden. Berichten zufolge hat sich nun die Polizei eingeschaltet.
Heute bei SPIEGEL Extra: Wenn der Stoßdämpfer im Rücken klemmt

Anastasia Miseyko / Connected Archives