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1. Was läuft und läuft und läuft denn da?
Das Stadtbild im niedersächsischen Hessisch Oldendorf ist um eine Rarität reicher: Ein Sammler hat dort den laut TÜV ältesten VW-Käfer der Welt wieder zum Laufen gebracht. Gebaut 1937 als Volkswagen W30, rollt das Auto jetzt mit 23 PS über die Straßen (hier mehr dazu).
Wie der Käfer im legendären VW-Werbespot läuft und läuft und läuft und läuft und läuft die Stadtbild-Debatte, die der Kanzler losgetreten hat. Proteste, Empörung, Zustimmung, aber auch Widerspruch aus den eigenen Reihen schlagen Friedrich Merz entgegen. Der ehemalige Unionskanzlerkandidat Armin Laschet etwa hält die Stadtbild-Aussage für »zu nebulös« und warnt, dass die AfD daraus Profit ziehen könnte (hier mehr).
Meine Kollegin Ann-Katrin Müller findet, Merz hat mit einem Punkt recht: Es gibt ein Problem im Stadtbild. »Aber das Problem ist nicht Migration, sondern Armut«, kommentiert sie . Der Kanzler habe das Thema verfehlt.
Was demnächst nicht mehr laufen könnte, ist die Produktion in wichtigen VW-Werken. Lieferprobleme eines Chipherstellers könnten gravierende Folgen für den Autobauer haben (hier mehr ).
Ann-Katrins ganzen Leitartikel finden Sie hier: Merz hätte die Chance gehabt, sich zu entschuldigen
2. Gütertrennung bei der Bahn
Ebon Moss-Bachrach as Richard »Richie« Jerimovich (Mitte) in »The Bear«: »Mangia, Baby!«
Foto: FX Networks / DisneyHatten Sie schon einmal einen Richie-Moment? Vielleicht kennen Sie die Szene aus »The Bear«, zweite Staffel, siebte Folge »Forks«: Kellnerpraktikant Richie hört, wie Gäste, die an sich zufrieden sind mit dem Abend im Drei-Sterne-Restaurant, darüber klagen, dass sie während ihres Chicago-Besuchs keine Deep Dish Pizza hatten. Richie sprintet ein paar Blocks weiter zur Pizzeria, besorgt eine Deep Dish, sprintet zurück, lässt in der Küche ein paar Stücke ausstanzen, mit Saucen beträufeln und mit Basilikum garnieren (»Micro Basil, f*** yes!« ), um sie als Überraschungsgang servieren zu können. Das Konzept heißt »Unreasonable Hospitality«. (Mehr über die Serie hier .)
Ich hasse zwar Management-Bücher, aber »Unreasonable Hospitality« von Will Guidara, das Richie in der Folge liest, kann ich empfehlen. Guidara hat das »Eleven Madison Park« in New York geleitet, eins der besten Restaurants der Welt (und hatte einen Gastauftritt als er selbst in »The Bear«). Der Untertitel verrät schon, wohin die Reise geht: »The Remarkable Power of Giving People More Than They Expect«. Sein Rat: Nutze jeden Kundenkontakt, um eine Verbindung aufzubauen. Klingt kitschig, aber überzeugend.
Bei der Bahn hatten sie schon lange keinen Richie-Moment mehr. Dort scheinen sie eher die Strategie zu verfolgen, bei jedem Kundenkontakt die Verbindung zu torpedieren. Die Verspätungen steigen auf Rekordwerte; kleinere Orte und Städte fährt die Bahn seltener an; manche Bahnhöfe drohen zu verwahrlosen. Immerhin steigen mit dem nächsten Fahrplan die Preise nicht (hier mehr). Auch mit internen Konflikten schafft die Bahn es immer wieder in die Schlagzeilen. Heute wurde bekannt, dass Güterverkehrschefin Sigrid Nikutta ihren Posten zum Ende des Monats verlieren soll. Mein Kollege Serafin Reiber berichtet: »Im Konzern und bei den Arbeitnehmern stand die 56-Jährige wegen ihres Führungsstils, aber auch wegen ihres Sanierungskonzepts in der Kritik.« Vielleicht haben sie in der Konzernzentrale einen anderen Ratgeber gelesen – »Unreasonable Hostility«.
Mehr Hintergründe hier: Deutsche Bahn trennt sich von Güterverkehrschefin Nikutta
3. Trumps Bulldozer
Bulldozer reißen eine Fassade des Weißen Hauses ein, so will es der Präsident. »Es liegt eine Symbolik in den Bildern, die in dieser Woche von Washingtons Machtzentrum um die Welt gehen«, berichtet mein Kollege Cornelius Dieckmann. »Donald Trump hat begonnen, im Ostflügel seines Amtssitzes einen pompösen Ballsaal bauen zu lassen, der an die tausend Menschen fassen soll.« Dafür muss ein Teil des historischen Gebäudes abgerissen werden. Anfang der Woche rückten die Arbeiter an, es krachte, staubte, bröckelte, Wände fielen und Fenster stürzten vom historischen East Wing. (Hier im Video.)
Jetzt, erst nach Beginn der Arbeiten, teilt das Weiße Haus mit, es werde die Pläne der zuständigen Behörde zur Prüfung vorlegen. Ein Mittelfinger an die etablierten Institutionen, der Präsident macht einfach, kaum jemand scheint ihn einhegen zu können. »Trump gestaltet Washington nicht nur politisch um, sondern immer offensiver auch optisch«, berichtet Cornelius. »Es ist eine Ästhetik nach seinem eigenen Antlitz, ein Versailles in der Vegas-Variante, Ludwig XIV. für die Golfklubklientel.«
Hier die ganze Geschichte: Präsident Protz
Was heute sonst noch wichtig ist
Hamas übergibt zwei weitere getötete Geiseln an Israel: Die Rückgabe der getöteten Geiseln zieht sich hin. Die Hamas hat nun die sterblichen Überreste von zwei weiteren Personen an Israel ausgehändigt. Einer von ihnen ist ein deutsch-israelischer Familienvater.
Inhaftierte Journalisten in Belarus und Georgien gewinnen Sacharow-Preis: Das Europaparlament ehrt in diesem Jahr zwei regierungskritische Journalisten mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte: Msia Amaghlobeli und Andrzej Poczobut. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert.
Einwanderer arbeiten besonders oft in Mangelberufen und selten als Polizisten: Ohne Menschen mit Einwanderungsgeschichte geht nichts, das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. In Mangelberufen sind sie wichtige Beschäftigte, zu anderen Jobs haben sie weitaus schwerer Zugang.
Meine Lieblingsgeschichte heute: Scholz vor der Hütte
Polizeicontainer vor Scholz’ Wohnung in Hamburg
Foto: Melina Mörsdorf / DER SPIEGELEigentlich wohnt Ex-Kanzler Olaf Scholz in Potsdam. Doch seine Hamburger Studentenwohnung mag er nicht aufgeben. Rund um die Uhr stehen Polizisten Wache, die Nachbarn sind genervt, wie mein Kollege Christopher Piltz berichtet. Sie hätten gern, dass der Ex-Kanzler auch ihr Ex-Nachbar wäre.
Hier die ganze Geschichte: Warum bewachen Polizisten in Hamburg eine Wohnung, die meistens leer steht?
Was heute weniger wichtig ist
John Angelillo / newscom / picture alliance
Großes KI-no: Der Physik-Nobelpreisträger Geoffrey Hinton, 77, der Apple-Mitgründer Steve Wozniak, 75, der britische Milliardär Richard Branson, 75, die irische Ex-Präsidentin Mary Robinson, 81 ... Preisfrage: Wer fehlt in dieser Aufzählung? Richtig, Prinz Harry, 41, und seine Frau Meghan, 44. Die beiden haben sich der illustren – und noch deutlich längeren – Liste von prominenten Informatikern, Wirtschaftswissenschaftlern, Künstlern und weiteren Personen des öffentlichen Lebens angeschlossen, um ein Verbot der KI-»Superintelligenz« zu fordern, die die Menschheit bedrohe. Zitieren lässt sich Harry so: »Der wahre Test des Fortschritts wird nicht sein, wie schnell wir uns bewegen, sondern wie weise wir steuern.«
Mini-Hohlspiegel
Von der Website der »Frankfurter Rundschau«: »Wer die letzten Jahre vor der Ente schleifen lässt, kann auf Hunderte Euro verzichten.«
Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.
Cartoon des Tages
Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.
Klaus Stuttmann
Könnten Sie anfangen, das neue Buch von Dan Brown zu lesen, das im September erschienen ist. Es heißt »Zwischen Leben und Tod – Das letzte Geheimnis der Menschheit«, die Handlung ist angesiedelt in Prag, es geht um Fragen des menschlichen Bewusstseins. Vorher könnten Sie das Interview mit Brown lesen, das mein Kollege Arno Frank mit ihm geführt hat. Dort sagt er Sätze wie: »Ich würde sogar lieber eine Stunde zum Zahnarzt gehen als Yoga machen.« (Hier mehr .)
Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Abend. Herzlich
Ihr Oliver Trenkamp, Blattmacher in der Chefredaktion

vor 2 Tage
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