News: Angela Merkel, Robert Habeck, Benjamin Netanyahu, Hisbollah, Israel

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Weite, Zuversicht, Freude

Heute stellt die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel im Deutschen Theater in Berlin ihre Memoiren vor. Die Journalistin Anne Will wird den Abend moderieren.

Merkel erzählte auch in einem SPIEGEL-Gespräch,  worum es in dem Buch geht. Neben den großen Ereignissen ihrer 16-jährigen Amtszeit als Kanzlerin schildert sie darin, wie sie in einem Pfarrhaushalt der DDR aufwuchs und im sozialistischen Staat Physik studierte.

 Es ist derselbe Begriff

Ehemalige DDR-Bürger Gauck, Merkel (2012): Es ist derselbe Begriff

Foto: Michael Sohn/ AP

Interessant ist schon der Titel. Er lautet »Freiheit«. Genauso heißt auch ein Buch von Joachim Gauck, das 2012 erschien, kurz nachdem er zum Bundespräsidenten nominiert worden war. Wie Merkel stammt auch Gauck aus der DDR.

Es wird kein Zufall sein, dass beiden dieser Begriff so wichtig ist. Er drückt Weite, Zuversicht, Freude aus und damit das Lebensgefühl so vieler Deutscher nach dem Mauerfall.

Weite, Freude, Zuversicht stellen sich heute nicht gerade ein, wenn man an die Welt da draußen denkt. Deswegen lässt sich Merkels Buchtitel auch als Appell verstehen: Was nicht ist, kann – und sollte – wieder werden.

Die Freiheit ist den Bürgerinnen und Bürgern der DDR damals nicht geschenkt worden. Sie haben sie hart erkämpft.

In der Küche und außerhalb

Im Moment fühlt sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor allem als Gast wohl. Jetzt im Wahlkampf möchte er zu den Leuten nach Hause kommen, »Küchentischgespräche« sollen das sein. Vorgestern ließ er ein Video posten, das ihn zu Besuch in der Küche einer Erzieherin zeigt. Die Szenerie am Herd wirkte gemütlich. Ein Hund war auch zugegen. Der war sogar so freundlich, sich vom Minister streicheln zu lassen.

 Gast und Gastgeber

Wirtschaftsminister Habeck: Gast und Gastgeber

Foto: Tobias Schwarz / AFP

Heute aber wird Habeck in der Rolle des Gastgebers sein. Gastgeber sind ja immer etwas im Stress. Und so wird es Habeck wohl auch ergehen.

Er lädt in Berlin zu einer Industriekonferenz. Mit dabei sind unter anderem Vertreter von Unternehmen, Verbänden und Gewerkschaften. Dass Hunde mitgeführt werden dürfen, ist nicht bekannt. Streicheleinheiten jedweder Art wären eine Überraschung.

Aus der Wirtschaft sind schon lange Klagen zu hören: hohe Energiekosten, eine in Teilen marode Infrastruktur, zu viel Bürokratie.

Erst gestern hat Habeck angekündigt, deutsche Autobauer nun doch vor Strafzahlungen zu schützen, sollten sie die EU-Flottengrenzwerte beim Schadstoffausstoß nicht einhalten. Zuvor hatte er sich bereits dafür ausgesprochen, die Strompreise durch eine Senkung der Netzentgelte zu senken – mit staatlicher Hilfe. Eine Mehrheit des Bundestags ist, da die Ampelkoalition zerbrochen ist, dafür aber nicht in Sicht.

»Deshalb muss Habeck befürchten, bei der Industriekonferenz eine Menge Frust abzubekommen«, sagt mein Kollege Markus Becker aus dem Hauptstadtbüro.

Von Krisen ablenken

Das israelische Sicherheitskabinett wird israelischen Medienberichten zufolge heute einem US-Plan für einen Waffenstillstand mit der libanesischen Hisbollah-Miliz zustimmen. Der Text dieser Vereinbarung sei fertig ausverhandelt worden.

 Innen- und außenpolitisch unter Druck

Israelischer Premier: Innen- und außenpolitisch unter Druck

Foto: Ronen Zvulun / AFP

Schon vor Wochen hieß es vonseiten der israelischen Armee, sie habe im Libanon die wichtigsten Ziele erreicht, die Hisbollah von der Grenze zurückgedrängt und deren Führung zu großen Teilen getötet.

»Während für den Krieg im Gazastreifen noch lange keine Lösung in Sicht ist, könnte Israels Premierminister Benjamin Netanyahu so zumindest an der Front im Norden einen Sieg erklären«, sagt mein Kollege Thore Schröder, Korrespondent für Israel und die palästinensischen Gebiete mit Sitz in Tel Aviv. »Netanyahu käme das vermutlich gelegen, er könnte damit von mehreren akuten innenpolitischen Krisen ablenken.«

Da ist Netanyahus Skandal um geleakte Geheimdienstinformationen an die »Bild«-Zeitung, da ist außerdem ein bevorstehender Gerichtstermin in seinem seit Jahren laufenden Korruptionsprozess.

Auch außenpolitisch steht der Premier unter Druck. US-Präsident Joe Biden ist nur noch ein paar Wochen im Amt. Er wird im Nahen Osten noch etwas erreichen wollen.

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Verlierer dieser Zeit...

... ist das gute alte Siezen.

Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, bei Ikea geduzt zu werden, nun duzten mich neulich auf einem Instagram-Video die beiden neuen Bundesvorsitzenden der Grünen, Franziska Brantner und Felix Banaszak.

 Wie bei Ikea

Grünen-Bundesvorsitzende Banaszak, Brantner: Wie bei Ikea

Foto: Daniel Vogl / dpa

Bevor ich mich wieder fangen konnte, flimmerte mir gestern Abend auf dem Fernsehbildschirm ein neues Wahlplakat der SPD entgegen, auf dem ich als Bürgerin direkt angesprochen und ebenfalls geduzt wurde.

Also gebeten habe ich darum nicht.

Deswegen hätte ich meinerseits eine Bitte an den Kanzlerkandidaten der CDU – ob wenigstens wir beide, Herr Merz, beim Sie bleiben könnten?

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Trump droht Mexiko und Kanada mit Importzöllen von 25 Prozent: Mit Amtsantritt will Donald Trump Waren aus den US-Nachbarländern mit happigen Zöllen belegen. Auch China soll kräftig draufzahlen. Experten warnen vor drastischen Folgen.

  • Olaf Scholz verteidigt langes Abwarten der SPD: Geraume Zeit wurde gerätselt, wer für die SPD als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf zieht. Der frisch nominierte Olaf Scholz spricht nun im ZDF über seinen »Freund« Boris Pistorius und sein Telefonat mit Wladimir Putin.

  • Aline Abboud kehrt nach Babypause nicht zu »Tagesthemen« zurück: Mit einer Nachricht bei Instagram samt 20 Fotos erklärt Moderatorin Aline Abboud: Nach ihrer Elternzeit ist für sie Schluss bei den »Tagesthemen«. Ein nächstes Projekt stehe schon vor der Tür.

Diesen Text möchte ich Ihnen heute besonders empfehlen:

Selbstporträt von Gentileschi mit Laute

Selbstporträt von Gentileschi mit Laute

Foto:

United Archives International / IMAGO

Sie war die #MeToo-Vorkämpferin – im 17. Jahrhundert: Die Malerin Artemisia Gentileschi wurde 1611 von einem Freund ihres Vaters vergewaltigt. Ihre Kunst wird immer wieder mit dieser Tat in Verbindung gebracht, sie gilt als frühe Heldin im Kampf gegen sexuelle Übergriffe. Doch was ist damals genau passiert? 

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihre Susanne Beyer, Autorin der Chefredaktion

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