Neuer Trainer Barcala: "Ziemlich sicher, dass Bayern bald die Champions League gewinnt"

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Der Sprung aus Genf nach München, aus der Schweizer Liga in die deutsche, ist in sportlicher Natur ein riesiger, das ist José Barcala klar. Der neue Bayern-Trainer sprach nun zum ersten Mal über den Kader und seine Spielidee.

In seiner ersten Saison als Cheftrainer bei Servette hat José Barcala 2024 das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen.

In seiner ersten Saison als Cheftrainer bei Servette hat José Barcala 2024 das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen. IMAGO/Eibner

José Barcala hat einen eher sanften Einstieg in seinen neuen Job hinter sich. Wegen der laufenden Europameisterschaft in der Schweiz stehen dem neuen Cheftrainer des FC Bayern nur sieben bis acht Profis zur Verfügung. Der Spanier hat das genutzt, um Talente aus der Akademie verstärkt einzubinden und sie kennenzulernen, wie er am Montag berichtete.

"Wir konzentrieren uns derzeit auf die individuelle Entwicklung. Sobald wir den kompletten Kader beisammen haben, werden wir damit beginnen, die verschiedenen taktischen Anpassungen umzusetzen, die wir für interessant halten", sagte er. Zunächst bekommen aber die Nationalspielerinnen nach der EM zehn bis 15 Tage frei.

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Mittendrin im Training dabei ist schon jetzt Lena Oberdorf, bei der Barcala "sehr gute Fortschritte" sieht: "Sie fühlt sich von Woche zu Woche besser, ist in der Lage, hochintensive Anstrengungen zu wiederholen. Sie wird immer sicherer und flüssiger im Umgang mit dem Ball. Sie ist fast wieder die Lena Oberdorf, die wir vor ihrer Verletzung kannten."

Barcala will die Bayern unberechenbarer machen

Barcala, der zum 1. Juli von Servette Genf aus der Schweiz nach München gewechselt ist, zeigte sich hochzufrieden mit seinem Kader. Er habe "zwei hervorragende Spieler pro Position". Man suche noch nach einer rechten Flügelspielerin als Pendant zu Klara Bühl auf links. "Aber derzeit ist der Rest des Kaders das, wovon jeder Trainer träumt."

Der neue Coach outete sich als Fan von schnellen Flügelspielerinnen, die sich als Freigeister in Eins-gegen-eins-Situationen behaupten können. Von der Sorte haben die Bayern noch nicht allzu viele, während sich etwa in der Innenverteidigung und im zentralen Mittelfeld fast schon ein Überangebot an Top-Spielerinnen bietet.

Er könne die Arbeit, die der Verein in den vergangenen Jahren geleistet habe, klar erkennen, betonte Barcala: "Ich denke, wir werden zu 100 Prozent bald Ergebnisse sehen." Er wolle auf dem Fundament aufbauen, das der nach Los Angeles abgewanderte Erfolgstrainer Alexander Straus geschaffen habe. Nur etwas unberechenbarer wolle er die Bayern machen: "Wenn ein neuer Trainer kommt, ist es positiv, dass wir mit taktischen Umstellungen ein wenig überraschen können."

Balance aus Kurzpassspiel und schnellem Umschalten

Ganz im Stile des spanischen Fußballs setze er auf hochfrequentes Kurzpassspiel: "Ich mag eine Mannschaft, die in der Lage ist, den Ball in weniger als sechs oder sieben Sekunden zurückzugewinnen, die aggressiv im Pressing und Gegenpressing ist und konstant im Ballbesitz auftritt." Trotz allem sei er mit zunehmender Erfahrung pragmatischer geworden: "Ich möchte auch eine Mannschaft, die in der Lage ist, schnell umzuschalten und vertikal zum Tor zu spielen. Ich versuche, diese Balance zu finden."

Der Sprung aus Genf nach München, aus der Schweizer Liga in die deutsche, ist in sportlicher Natur ein riesiger, das ist Barcala klar. "Wenn man sein ganzes Leben lang einen Traum verfolgt und dann plötzlich, nach 20 Jahren Karriere, Bayern München anruft und einem diese Chance bietet, ist man zunächst einmal einfach nur dankbar", sagte er. Aber er habe schließlich gute Arbeit geleistet und viel investiert. "Wahrscheinlich waren meine letzten zwei Jahre bei Servette ausschlaggebend. Denn wenn man als Cheftrainer Titel in seinen Lebenslauf schreiben kann, fängt plötzlich jeder an, sich für das zu interessieren, was man tut", erklärte er. In seiner ersten Saison als Cheftrainer bei Servette hatte er 2024 das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen.

Nun ist der Spanier auch auf internationaler Ebene gefordert - und angriffslustig. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass Bayern bald die Champions League gewinnen wird", sagte er auf entsprechende Nachfrage eines Journalisten: "Wir sind sehr nah dran, aber wir müssen uns erst zu einer Mannschaft entwickeln, die in der Lage ist, den Titel zu holen. Die Abstände sind sehr gering."

Paul Bartmuß

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