Die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) bezeichnete den Vorfall als »neue Eskalationsstufe«, Berlins Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach von einem Angriff auf »unseren Rechtsstaat«, die Generalstaatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich: Bei einer propalästinensischen Demonstration in Berlin-Kreuzberg Mitte Mai war ein Polizist verletzt worden – »gezielt«, wie die Berliner Polizei hinterher mitteilte. Mehrere Medien berichteten, darunter der SPIEGEL .
In der Pressemitteilung der Polizei am Tag nach der Demonstration hieß es: »Mehrere Gewalttäter in der Menge des Versammlungsgeschehens griffen gezielt einen Polizeibeamten an, brachten ihn zu Boden und traten massiv auf ihn ein.« Ein Video des Geschehens, das von der »Süddeutschen Zeitung« und dem NDR ausgewertet wurde, schürt nun allerdings Zweifel an dieser Darstellung.
Die Aufnahme zeigt, wie Polizisten in die Menschenmenge hineingehen, es gibt Gerangel mit Protestierenden. Der betroffene Polizist geht an einer Stelle zwar zu Boden, dies scheint er jedoch freiwillig zu tun, um einen am Boden liegenden Demonstranten festzuhalten. Später ist zu sehen, wie der Polizist zwei Demonstrierende schlägt und sich anschließend an einem Auto abstützt. Danach scheint er an der Hand verletzt zu sein. Dass auf ihn eingetreten wurde, während er am Boden lag, ist in den veröffentlichten Ausschnitten nicht zu sehen.
Ermittlungsverfahren bei der Generalstaatsanwaltschaft
Laut »Süddeutscher Zeitung« hält die Polizei dennoch an ihrer Einschätzung fest. Andere Videoaufnahmen zeigten, wie der Beamte zu Boden gerissen werde, sagte ein Sprecher dem Bericht zufolge.
Auf Anfrage des SPIEGEL teilte die Berliner Polizei mit, das Video sei ihr seit Freitag bekannt: »Es wird Gegenstand des bei der Generalstaatsanwaltschaft Berlin geführten Ermittlungsverfahrens sein und in diesem Kontext ausgewertet und analysiert.« Weitergehende Auskünfte erteile man in einem laufenden Ermittlungsverfahren nicht.