Seit 3 Uhr gilt eine Feuerpause zwischen Israel und der Hisbollah. Bis kurz vorher waren schwere Explosionen zu hören. Israelische Truppen bleiben vorerst im Südlibanon.
27. November 2024, 5:30 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AP, dpa, Reuters, lip
Die Waffenruhe zwischen Israel und der militant-islamistischen Hisbollah ist am Mittwoch um 4 Uhr Ortszeit (3 Uhr MEZ) in Kraft getreten. Das Waffenruheabkommen sieht vor, dass die Kämpfe zunächst für zwei Monate eingestellt werden. Zunächst wurde nicht von Verstößen berichtet.
Die Hisbollah soll ihre Präsenz an der südlibanesischen Grenze aufgeben, während israelische Truppen auf ihre Seite der Grenze zurückkehren sollen. Tausende libanesische Soldaten und Blauhelme der UN-Beobachtermission Unifil sowie ein Gremium unter Vorsitz der USA sollen die Umsetzung des Abkommens überwachen.
Israels Armee hat das Inkrafttreten der Waffenruhe im Libanon bestätigt und zugleich erklärt, dass ihre Truppen vorerst im Süden des Landes stationiert bleiben, teilte ein israelischer Militärsprecher auf Arabisch bei X mit. Bewohner von Gegenden, für die es zuvor Aufforderungen zur Evakuierung gegeben habe, dürften demnach nicht in ihre Dörfer zurückzukehren. "Bewegen Sie sich zu Ihrer eigenen Sicherheit und der Sicherheit Ihrer Angehörigen nicht in dieser Gegend. Wir werden Sie informieren, wenn es sicher ist, wieder in Ihre Häuser zurückzukehren."
Umfassende Angriffe auf Beirut vor Inkrafttreten
Israel drohte der Hisbollah-Miliz mit erneuten Angriffen, sollte diese das Abkommen brechen. "Bei jedem Verstoß werden wir mit aller Macht angreifen", sagte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu.
In den Stunden vor der Bekanntgabe der Waffenruhe und auch noch danach flog Israel die umfassendsten Angriffe auf Beirut seit Kriegsbeginn. Laut Berichten der Nachrichtenagentur Reuters waren auch nach Inkrafttreten des Waffenstillstands in Beirut Schüsse zu hören. Unklar sei jedoch zunächst gewesen, ob es sich um Freudenschüsse oder Warnschüsse handelt.
Zuvor hatten Bewohner Schüsse genutzt, um auf Evakuierungswarnungen des israelischen Militärs aufmerksam zu machen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Augenzeugen von Autokolonnen, die sich am frühen Mittwoch in Richtung Südlibanon an der Grenze zu Israel in Bewegung setzten. Der Waffenstillstand verspricht ein Ende des Konflikts an der israelisch-libanesischen Grenze, der seit Ausbruch des Gaza-Krieges im vergangenen Jahr Tausende Todesopfer gefordert hat.
Beobachter skeptisch, ob Feuerpause hält
Bevor das Abkommen um 4 Uhr Ortszeit in Kraft trat, hatte die Hisbollah angedeutet, dass sie der Waffenruhe eine Chance geben wolle. Ein Hisbollah-Vertreter sagte dem Nachrichtensender Al-Dschasira, die Unterstützung der Hisbollah für das Abkommen hänge davon ab, dass Israel seine Angriffe nicht wieder aufnehmen werde. "Nachdem wir das von der feindlichen Regierung unterzeichnete Abkommen geprüft haben, werden wir sehen, ob es Übereinstimmung gibt zwischen dem, was wir erklärt haben, und was von den libanesischen Vertretern vereinbart wurde", sagte Hisbollah-Vertreter Mahmud Kamati. "Wir wollen natürlich ein Ende der Aggression, aber nicht auf Kosten der Souveränität des libanesischen Staates", sagte er weiter.
Einige Beobachter sind skeptisch, ob die Feuerpause hält, denn bereits nach dem letzten Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006 wurde ein ähnliches Abkommen per UN-Resolution festgezurrt, aber nie gänzlich umgesetzt.