Die Niederlage gegen Benfica schmerzt, Thomas Müller aber bleibt unbeeindruckt. Er kennt solche Turniere und weiß, worauf es ankommt. Dennoch ist er sich bewusst, dass ab nun jedes Spiel sein letztes für den FC Bayern sein kann.

Die Zeit von Thomas Müller beim FC Bayern endet bald. IMAGO/MIS
Von der Klub-WM aus Charlotte, North Carolina, berichtet Georg Holzner
Er kennt zwar dieses neue Format der Klub-Weltmeisterschaft noch nicht beziehungsweise lernt er es gerade kennen, aber Thomas Müller weiß genau, worauf es bei einem Wettbewerb dieser Art, der sich über mehrere Wochen zieht, ankommt. "In so einem Turnier geht es darum, die Gruppenphase zu überstehen", sagt der 35-Jährige. Zumindest in erster Linie. Denn in der K.-o.-Phase spielen die Teams (ob Nationalmannschaft oder wie jetzt Vereine) dann ja bekanntlich um den Titel.
"Das Turnier nimmt jetzt voll Fahrt auf", empfindet Müller: "Natürlich sind diese win-or- go-home-Spiele (Anm. d. Red., entweder du gewinnst oder du fährst nach Hause) kribbelig. Aber wir sind überzeugt, dass wir noch eine Weile hier sind." Gleichwohl weiß der erfahrene Profi: "Man sitzt immer ein bisschen auf gepackten Koffern."
Achtelfinale gegen Flamengo: "Solche Fußballfeste wünschen wir uns"
Am kommenden Sonntag, um 16 Uhr Ortszeit (22 Uhr MESZ), geht es für die Bayern in Miami im Achtelfinale nun gegen Flamengo. Das nächste südamerikanische Team nach dem Duell mit den Boca Juniors (2:1). "Der brasilianische Fußball kann europäische Mannschaften ärgern", sagt Müller, insbesondere im Süden Floridas, wo sich viele südamerikanische Anhänger aufhalten: "Wir spielen in einer Top-Atmosphäre in Miami. Genau solche Fußballfeste wünschen wir uns auch."
Die jüngste 0:1-Niederlage gegen Benfica habe seines Erachtens keinen Einfluss auf den weiteren Turnierverlauf. "Man kann auch ab und zu einfach mal ein schlechtes Spiel machen, das ist manchmal einfach so in einem Menschen drin", erklärt Müller: "Die Reaktion in der zweiten Halbzeit war so, dass wir uns überhaupt keine Sorgen machen müssen. Wir haben den Gegner müde gespielt. Es hätte genauso gut 4:1 ausgehen können." Ganz falsch liegt er damit nicht. Allerdings waren zahlreiche vermeintliche Möglichkeiten der Münchner abseits. Wie beispielsweise der Pfostenschuss von Konrad Laimer, das Tor von Joshua Kimmich oder der Kopfball an den Außenpfosten. Am Ende betrug das Chancenverhältnis 4:4.
Ab jetzt kann jedes Spiel für Müller das letzte im Bayern-Trikot sein
"Wir behalten unser Selbstvertrauen", betont der Offensivallrounder mit Blick auf die nächste Runde: "Wir sind eine homogene und gut funktionierende Mannschaft. Wir wissen, worum es geht." Jeder wolle den Titel gewinnen. Und die Chance ist noch da. Auch, wenn es in einem potenziellen Viertelfinale gegen den aktuellen Champions-League-Sieger Paris St. Germain gehen sollte. "Natürlich ist Paris nicht leicht", sagt Müller, "aber gegen PSG haben wir auch schon gewonnen." Im Herbst, in der Ligaphase der europäischen Königsklasse.
Darauf angesprochen, dass nun jede Partie seine letzte im Trikot des FC Bayern sein könnte, antworte Müller in Müller-Manier: "Das weiß ich ja schon länger, aber das ist mir wurscht." Und dem Zusatz: "Mir macht das Spielen ja trotzdem Spaß. Wenn's vorbei ist, ist's vorbei." Das letzte Klub-WM-Spiel der Bayern wird auch das letzte von Thomas Müller als Spieler dieses Vereins sein. Im besten Fall das Finale in New York.