
Kultspiel »Monopoly«: In vielen Spielesammlungen zu finden
Foto:Diana Doert / DER SPIEGEL


»Monopoly«-Karton damals (links) und heute
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Worum ging’s noch mal?
Monopolist werden, das ist das Ziel. Wir umkreisen eine kleine Stadt auf dem Spielbrett, gesteuert allein vom Würfelglück. So landet man auf Straßen oder Bahnhöfen und Wasserwerken, die man kaufen kann. Zumindest so lange sie noch niemand besitzt, sonst muss man Miete abdrücken.
Die Miete steigt, je mehr Häuser oder Hotels auf der Straße errichtet wurden. Der Bau-Boom beginnt, sobald jemand alle Straßen einer Farbgruppe besitzt. Gelegentlich ereilen uns durch Aktionsfelder noch Glück oder Ungemach, mit Pech landet man im Gefängnis. Gelingt es uns, alle Mitspieler in den Ruin zu treiben, haben wir gewonnen.
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Der Verlag Hasbro feiert dieses Jahr den 90. Geburtstag von »Monopoly«. Die Geschichte ist aber kompliziert.
Viele Jahre galt ein Mann als alleiniger Autor des Spiels, Charles Darrow. Er habe das Spiel in den Dreißigerjahren in der Zeit des Börsencrashs und der Weltwirtschaftskrise als Arbeitsloser entwickelt, die Idee verkaufte er an den damaligen Spieleverlag Parker.
Erst viel später wurde bekannt, dass bereits 1904 eine Urversion des Spiels patentiert wurde: »The Landlord’s Game« von Elizabeth Magie. Eine progressive Frau, die mit 44 Jahren heiratete und fortan Elizabeth Magie Phillips hieß, wie die Journalistin Mary Pilon 2015 in der »New York Times« schrieb . Neben ihrer Arbeit als Stenografin habe Magie unter anderem auch Kurzgeschichten geschrieben – und das kapitalismuskritische Brettspiel erfunden.
»The Landlord’s Game«, so schreibt es Pilon, habe ursprünglich zwei Regelsets enthalten: Regeln, mit denen ohne Monopole der Reichtum aller vermehrt wurde – und andere Regeln, mit denen nur einer gewinnen konnte. SPIEGEL-Kolumnistin Leonie Schöler zitiert in ihrer Kolumne über die »Digitale Macht der Oligarchen« Magie mit den Worten: »Ich hoffe, dass Männer und Frauen sehr schnell begreifen, dass ihre Armut daher kommt, dass Carnegie und Rockefeller mehr Geld haben, als sie ausgeben können.«
1935 zahlt Parker 500 Dollar an Elizabeth Magie, damit sie aus ihrem Patent keine Rechte geltend macht. Darrow macht den besseren Deal, er profitiert finanziell vom enormen Erfolg des Spiels. 1987 gehen die Rechte an »Monopoly« an Hasbro über.
Taugt das heute noch?
»Monopoly« hat eine Menge Fans. Neben den zahlreichen Städteeditionen erscheinen regelmäßig Sonderausgaben, etwa zu bekannten Filmen. Es gab sogar ein »Monopoly« aus Schokolade, eine Zelda-Edition oder auch eine Variante mit Pac-Man. Darin muss man einen Mini-Arcade-Automaten spielen, bevor man überhaupt Straßenkarten kaufen kann.
Aus nostalgischen Gründen mal wieder eine Runde zu spielen, kann Spaß machen. Allerdings sollte man für den Familienfrieden vielleicht eine zeitliche Grenze festlegen oder das Spiel durch eine der Erweiterungen auflockern und die Spieldauer so verkürzen. Hasbro selbst warnt in der Anleitung vor Hausregeln : Leihen Sie sich kein Geld, gewähren Sie keine Kredite, das zieht das Spiel nur in die Länge.


Die alte (links) und die neue Version des Spielbretts von »Monopoly«
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Die Erweiterung, mit der man aus dem Gefängnis heraus Unwesen stiften kann, ist lustig und kurzweilig. So sehr, dass wir es bei unseren Testspielen alle darauf angelegt haben, regelmäßig ins Gefängnis zu kommen, um mithilfe von Korruptionskarten die Mitspieler zu piesacken.
An den üblichen Kritikpunkten an dem Spiel hat sich nichts geändert: Der Glücksfaktor ist hoch, echte strategische Entscheidungen gibt es nicht, und die Spieldauer kann auch hartgesottene Brettspielfans in die Flucht schlagen. Das schmälert aber offensichtlich nicht den Erfolg des Kultspiels.
Hasbro; 2 – 6 Spieler:innen; ab 8 Jahren
Wenn Ihnen die Vorstellung einer Endlosrunde »Monopoly« nicht behagt, haben wir einige schöne Alternativen herausgesucht, die eine deutlich kürzere Spieldauer haben.
»Big Box Welcome To … Your Perfect Home«

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Worum geht’s?
Wer keine Stadt aufkaufen will, sondern lieber klein anfängt, der ist bei »Welcome To…« genau richtig. Als angehende Architekten können wir uns in einer amerikanischen Reihenhaussiedlung austoben.
Anders als bei »Monopoly« entsteht der Glücksfaktor bei »Welcome To…« nicht durchs Würfeln. Karten entscheiden darüber, was ich mit meinem Zug tun kann. Das Spiel fällt in die Kategorie Flip-and-Write-Spiel: Karten umdrehen, Möglichkeiten abwägen und die Entscheidung auf dem eigenen Spielplan eintragen. Hier bedeutet das: Pools errichten, Parks anlegen, Punkte holen.
Abwischbare Spielpläne gibt es viele in der Big Box. Neben unterschiedlichen Plänen für das Grundspiel gibt es neun weitere für die Erweiterungen, deren Schwierigkeitsgrade von leicht bis sehr komplex reichen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und immer gilt es, die drei Straßenzüge möglichst punktreich zu füllen.
Taugt das was?
Absolut! Im Vergleich mit »Monopoly« ist der Glücksfaktor niedriger, sodass man mehr Einfluss auf den Spielverlauf nehmen kann. Die zahlreichen Erweiterungen sorgen für Abwechslung.
Wer es finster mag, spielt die Zombie-Erweiterung. Familienfreundlicher sind die Pläne mit Ostereiersuche. Eine Runde »Welcome To…« nimmt nicht ansatzweise so viel Zeit in Anspruch wie »Monopoly«. Man kann also mehrere Spielpläne an einem Abend ausprobieren. Wer mal keine Mitspieler:innen findet: Der Solo-Modus spielt sich ganz hervorragend.
Pegasus; 1 – 6 Spieler:innen; ab 10 Jahren; Autor:innen: Benoit Turoin und Alexis Allard

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Worum geht’s?
In »Happy City« bauen wir eine ganze Stadt. Nicht irgendeine Siedlung, unsere Stadt soll die glücklichste sein. Alle starten mit einem Supermarkt und einem sehr bescheidenen Einkommen. Im Laufe des Spiels geht es darum, das Einkommen zu steigern und in neue Gebäude zu investieren.
Spezialgebäude können Vorteile bringen, manche Gebäude sorgen aber auch für Unglück, oder Einwohner entscheiden, unsere Kleinstadt zu verlassen.
Wer aber so plant, dass die richtige Kombination aus Einwohnern und Zufriedenheit entsteht, holt die meisten Punkte. Nur wer ausgewogen baut, sorgt für den höchsten Glücksfaktor.
Taugt das was?
Das bezaubernd gestaltete kleine Kartenspiel ist eine kurzweilige Alternative zum Monopolistenspiel. Hier gewinnt, wer am besten baut und kombiniert. Die Idee, dass man die glücklichste Stadt errichten muss, ist wirklich gelungen.
Das Spiel dauert selten länger als eine halbe Stunde, wobei sich die Mitspieler:innen gern ein wenig mehr Zeit bei der Auswahl ihrer Gebäude lassen dürfen. So hat man mehr Gelegenheit, sich über die schönen Karten und Details zu freuen. Spielt man die Einsteigervariante, haben auch Grundschulkinder Spaß.
Game Factory; 2 – 5 Spieler:innen; ab 8 Jahren; Autor:innen: Airu und Toshiki Sato
»Das kaufmännische Talent«

Worum geht’s?
»Das kaufmännische Talent« – oder kurz »DKT« – ist ein weiterer Ableger des ursprünglichen Spiels »The Landlord’s Game« von Elizabeth Magie und erscheint seit 1936 in Österreich. Dort ist das Spiel sehr erfolgreich und eine echte Alternative zu »Monopoly«.
Anders als bei »Monopoly« gibt es bei »DKT« immer noch Figuren und Häuser aus Holz. Das Layout hat sich in all den Jahren ebenfalls kaum verändert. Das wirkt angenehm aus der Zeit gefallen. Statt der Bahnhöfe bei »Monopoly« gibt es Felder für die Donau-Dampf-Schifffahrt, die Autobuslinie und die elektrische Bahn – und die Straßen liegen in mehreren Städten wie Linz, Wien und Salzburg. Am Spielprinzip ändert das jedoch nicht viel. Lukrative Häuser kann man auch hier erst bauen, nachdem man alle Straßen einer Farbe besitzt.
Taugt das was?
Wer gern Monopoly spielt, freut sich auch über »DKT«. Geld anhäufen, Immobilien bauen, die Gegner:innen überholen: Es geht ein wenig schneller und ist doch sehr ähnlich. Anders als bei »Monopoly« wird zu Spielbeginn eine feste Spieldauer verabredet. Am besten stellt man einen Wecker. Klingelt der, wird abgerechnet. Wer das größte Vermögen besitzt, gewinnt.
Piatnik; 3 – 6 Spieler:innen; ab 8 Jahren