Mineralwasser-Skandal: Französische Regierung soll Nestlé geschützt haben

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Ein Untersuchungsausschuss im französischen Parlament hat der Regierung vorgeworfen, die eigene Bevölkerung sowie europäische Stellen bewusst getäuscht zu haben. Hintergrund ist ein Streit über mutmaßlich illegal behandeltes Mineralwasser, das vom Nestlé-Konzern verkauft wurde. Das Unternehmen Nestlé Waters soll Mineralwasser auf illegale Weise gereinigt und als natürliches Mineralwasser verkauft haben. Nach EU-Vorschrift darf natürliches Mineralwasser überhaupt nicht behandelt werden.

»Obwohl die Desinfektion des Wassers eine Täuschung der Verbraucher darstellte, hatte dies keine juristischen Folgen«, heißt es in dem Bericht der Abgeordneten. Nach Darstellung von Nestlé Waters habe die Unternehmensführung Ende 2020 erfahren, dass das Mineralwasser mehrerer Quellen mit UV-Strahlen und Kohlefiltern gereinigt worden sei.

Bakterienliste wurde offenbar nicht weitergegeben

Das Unternehmen hatte daraufhin die Regierung kontaktiert. Die Behörden genehmigten dem Konzern später die Reinigung des Wassers mit Mikrofiltern, was nach Ansicht von Kritikern jedoch ebenfalls europäischen Gesetzen widerspricht.

Perrier-Flasche in einem Café

Perrier-Flasche in einem Café

Foto: Thomas Padilla / AP

Nach dem Bericht der Senatoren erreichte Nestlé Waters auch, dass eine Liste der im Wasser der Perrier-Quellen entdeckten Bakterien und Pflanzengifte nicht in einen Bericht der regionalen Gesundheitsbehörde aufgenommen wurde.

Die Organisation Foodwatch wirft der französischen Regierung vor, »eine massive Betrügerei gedeckt zu haben«. Dies habe es Nestlé Waters ermöglicht, »weiter ihre betrügerischen Produkte zu verkaufen«, sagte Ingrid Kragl, Kommunikationsleiterin der Organisation.

Klage gegen Nestlé und Mitbewerber

Foodwatch hatte 2024 Klagen gegen zwei Mineralwasserproduzenten eingereicht, zum einen gegen Nestlé Waters mit den Marken Perrier und Vittel, zum anderen gegen Sources Alma, den französischen Marktführer mit Marken wie Cristaline und St-Yorre. Seit Februar hat die französische Justiz Vorermittlungen aufgenommen.

Ein erstes Verfahren, in dem Nestlé eingeräumt hatte, Mineralwasser auf unrechtmäßige Weise desinfiziert zu haben, war im Februar gegen eine Strafzahlung von zwei Millionen Euro eingestellt worden. Foodwatch warf Nestlé anschließend vor, die Affäre auf diese Weise unter den Teppich kehren zu wollen.

Die Verbraucherorganisation wirft den Unternehmen weitere illegale Praktiken vor, etwa den Zusatz von CO₂ zu Mineralwasser, das dann als Wasser »mit natürlicher Kohlensäure« verkauft wurde. Ein früherer Untersuchungsausschuss hatte 2022 erklärt, dass die illegale Behandlung von Quellwasser weitverbreitet war. Der Bericht wurde jedoch nicht veröffentlicht. 2023 änderte die französische Regierung diskret die Vorschriften und ermöglichte den Einsatz von Mikrofiltern.

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