Mill: "Jede Oma kennt diese Szene"

vor 2 Tage 3

Die Duelle zwischen Bayern München und Borussia Dortmund haben schon immer ganz besondere Geschichten geschrieben. Einen erheblichen Beitrag erbrachte Frank Mill im August 1986. Der ansonsten treffsichere und schlitzohrige Stürmer leistete sich einen Aussetzer der anderen Art.

 Frank Mill am 9. August 1986.

Jean-Marie Pfaff umkurvt und doch nicht getroffen: Frank Mill am 9. August 1986. imago images/Kicker/Liedel

Denkbar unglücklich ging die Partie an diesem 9. August 1986 für die Borussen bereits los. Durch einen Treffer von Roland Wohlfahrt lagen die Bayern nach wenigen Sekunden bereits in Front. Nach einer halben Stunde glich Daniel Simmes für den BVB aus. Dann kam der Auftritt von Mill. 187 Spiele hat er für Dortmund insgesamt bestritten, dabei 47 Tore erzielt, doch eigentlich hätten es eben 48 Tore sein müssen. Mutterseelenallein lief er an jenem Tag aufs Tor der Bayern zu – aufs leere. Verlassen ist die Kiste von Keeper Jean-Marie Pfaff, der bereits von Mill umkurvt wurde. Die Münchner hatten zuvor vergeblich versucht, auf Abseits zu spielen.

Mill läuft mit dem Ball am Fuß auf das rechte Eck des Fünfmeterraums. Dann fängt er das Denken an, wie er später verrät. Er denkt an Pierre Littbarski. Warum? "Weil der immer so schön ausgeholt, angetäuscht und sich den Ball zwischen die Beine geklemmt hat. Und da dachte ich: Jetzt mach ich das auch mal. Jetzt lässt du den, der da angegrätscht, in dem Fall der Pfaff, ins Leere rutschen. Aber ich war schneller als der Ball, kam ins Stocken, schloss dann überhastet ab."

Ich bleibe nur liegen, wenn ich schlafen will.

Bayern-Keeper Jean-Marie Pfaff

Der Rest ist bekannt: Mill trifft unbedrängt aus zwei Metern nur den rechten Pfosten. Und was dachte eigentlich Pfaff, der vom Stürmer vorgeführt werden sollte? "Mill hätte das Tor gemacht, wenn ich liegengeblieben wäre. Aber ich bleibe nur liegen, wenn ich schlafen will", so der Belgier. Mill wird einige schlaflose Nächte nach dem Spiel gehabt haben, auch wenn er den Treffer zum 2:2 Endstand durch Michael Zorc noch vorbereitete.

"Das war an dem Tag aber kein Trost", gibt er zu. "Immerhin: Jede Oma, jede Wurstverkäuferin kennt diese berühmte Szene. Ich bin der, bei dem man denkt: Das ist doch der Fränkie, der in München damals nur den Pfosten traf." Und im Rückblick kann er es dann auch mit Humor nehmen: "Ich wollte auch mal was Lustiges machen. Ich habe mir gedacht: Was der Littbarski kann, kann ich auch. Tja konnte ich eben nicht..."

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