Milchstraße und Andromeda-Galaxie womöglich doch nicht auf Kollisionskurs

vor 1 Tag 1

Die Milchstraße und die Andromeda-Galaxie werden womöglich doch nicht in wenigen Milliarden Jahren kollidieren, die Wahrscheinlichkeit, dass sie einander verfehlen, liegt sogar bei 50 Prozent. Das hat eine internationale Forschungsgruppe anhand präziser Messdaten der Weltraumteleskope Hubble und Gaia ermittelt. Anders als bislang angenommen, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden Galaxien in den nächsten fünf Milliarden Jahren zusammenstoßen, nur bei 2 Prozent, schreiben sie.

Wie der Forschungsleiter Till Sawala von der Universität Helsinki erklärt, bedeuten die neuen Erkenntnisse nicht, dass bisherige Berechnungen zum Schicksal der beiden Galaxien falsch waren. Nur habe man anhand der inzwischen verfügbaren und viel umfangreicheren Daten jetzt die Möglichkeit, viel mehr mögliche Szenarien zu erkunden. Insgesamt wurden laut der NASA 22 verschiedene Variablen einbezogen, die die weiteren Bahnen der Galaxien beeinflussen können.

Durchgeführt hat das Team etwa 100.000 Simulationen, die auf Basis der Messdaten durchspielen, wie sich die Milchstraße und die Andromeda-Galaxie in den nächsten 10 Milliarden Jahren bewegen dürften. Die bislang vorhergesagte Kollision in fünf Milliarden Jahren ist demnach ziemlich unwahrscheinlich. Am wahrscheinlichsten sei eine Kollision noch in sieben bis acht Milliarden Jahren, aber insgesamt sei es etwa genauso wahrscheinlich, dass beide Galaxien sich erst einmal komplett verfehlen.

Die Simulationen haben aber auch darauf hingedeutet, dass die Milchstraße und die ihr benachbarte Andromeda-Galaxie auch dann beieinander bleiben, wenn sie einander verfehlen. Eine Verschmelzung in noch ferner Zukunft sei also möglich. Für das Sonnensystem hat das alles wohl keine Konsequenzen, so wird die Erde in etwa einer Milliarde Jahren komplett lebensfeindlich werden, die Sonne wird in fünf Milliarden Jahren ausbrennen. Eine Galaxienkollision würde aber eine regelrechte Explosion der Sternenentstehung auslösen.

Die jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature Astronomy vorgestellte Studie unterstreicht einmal mehr den anhaltenden Wert der Daten, die das ESA-Weltraumteleskop Gaia während seiner Mission gesammelt hat. Mit einer Gigapixelkamera lichtete es mehr als zehn Jahre lang kontinuierlich den Sternenhimmel ab. Weil sie sich dabei mit der Erde um die Sonne bewegte, ermöglichten die präzisen Messdaten dank der Parallaxenmessung eine immer genauere Ermittlung der Position von Milliarden Sternen. Im Frühjahr musste es wegen Treibstoffmangel abgeschaltet werden.

(mho)

Gesamten Artikel lesen