Microsoft und OpenAI haben ihre seit 2019 bestehende Partnerschaft grundlegend umstrukturiert und ihre selbst auferlegten Spielregeln für die gemeinsame KI-Entwicklung neu definiert. OpenAI geht davon aus, dass Microsofts Beteiligung am Unternehmen nach der Umstrukturierung mit rund 135 Milliarden US-Dollar bewertet wird. Das entspräche einem Anteil von etwa 27 Prozent – einschließlich aller Anteilseigner wie Mitarbeiter, Investoren und der OpenAI Foundation.
Umstrukturierung lange geplant
Die Neugestaltung der Partnerschaft kommt nicht überraschend: Bereits im Mai 2025 verhandelten beide Unternehmen über die künftige Zusammenarbeit, nachdem sich das Verhältnis spürbar abgekühlt hatte. So strebt OpenAI nach mehr Unabhängigkeit, während sich Microsoft vom wachsenden Selbstbewusstsein des Partners zunehmend vor den Kopf gestoßen fühlt.
Trotzdem hält die neue Vereinbarung zentrale Elemente der bisherigen Kooperation aufrecht: OpenAI bleibt Microsofts Partner für Frontier-Modelle, Microsoft behält exklusive Rechte am geistigen Eigentum sowie die Exklusivität für Azure-APIs – allerdings nur bis zur Erreichung einer künstlichen allgemeinen Intelligenz (Artificial General Intelligence, AGI).
Gleichzeitig bekommen beide Unternehmen deutlich mehr Spielraum für eigenständige Entwicklungen. Microsoft kann künftig eigenständig oder mit Dritten an AGI-Systemen arbeiten. Falls der Konzern dabei OpenAI-Technik nutzt, greifen allerdings Compute-Schwellenwerte, die deutlich über den aktuellen Trainingskapazitäten für führende Modelle liegen. OpenAI wiederum darf nun gemeinsam mit Dritten Produkte entwickeln – wobei API-Produkte weiterhin exklusiv über Azure laufen müssen, während Nicht-API-Produkte auf beliebigen Cloud-Anbietern bereitgestellt werden dürfen.
Unabhängiges Panel soll AGI-Erreichung feststellen
Eine zentrale Neuerung betrifft die Definition und Feststellung von AGI. Wenn OpenAI künftig erklärt, AGI erreicht zu haben, muss dies ein unabhängiges Expertenpanel verifizieren. Bislang war die AGI-Definition zwischen beiden Unternehmen an eine Gewinnmarke von 100 Milliarden Dollar gekoppelt – ein Ansatz, der mehr finanzielle als technische Kriterien in den Vordergrund stellte.
Microsofts Rechte am geistigen Eigentum wurden zeitlich bis 2032 verlängert und umfassen nun auch Modelle nach Erreichen von AGI – allerdings mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen. Die Rechte an Forschungs-IP, definiert als vertrauliche Methoden zur Entwicklung von Modellen und Systemen, bleiben bestehen, bis entweder das Expertenpanel AGI verifiziert oder bis 2030, je nachdem, was zuerst eintritt. Von diesen Forschungsrechten ausgenommen sind allerdings Modellarchitekturen, Modellgewichte, Inferenz- und Finetuning-Code sowie IP im Zusammenhang mit Hard- und Software für Rechenzentren.
Ferner schließen Microsofts IP-Rechte nun explizit Consumer-Hardware von OpenAI aus – das KI-Unternehmen plant bereits eigene Geräte. Zudem kann OpenAI künftig API-Zugang für US-Regierungskunden im Bereich der nationalen Sicherheit bereitstellen, unabhängig vom genutzten Cloud-Anbieter. Auch die Veröffentlichung von Open-Weight-Modellen ist OpenAI jetzt gestattet, sofern diese bestimmte Fähigkeitskriterien erfüllen.
Massive Azure-Verpflichtung ohne Vorkaufsrecht
In finanzieller Hinsicht hat sich OpenAI verpflichtet, Azure-Dienste im Wert von zusätzlich 250 Milliarden US-Dollar zu beziehen – eine klare Bindung an Microsofts Cloud-Plattform. Gleichzeitig verliert Microsoft aber das bisherige Vorkaufsrecht als bevorzugter Rechenleistungs-Anbieter. Die bestehende Umsatzbeteiligungsvereinbarung bleibt bis zur AGI-Verifizierung bestehen, wobei Zahlungen über einen längeren Zeitraum gestreckt werden.
Die Umstrukturierung ermöglicht es OpenAI, den geplanten Schritt zu einer Public Benefit Corporation zu vollziehen – eine Unternehmensform, die sowohl gemeinnützige als auch gewinnorientierte Ziele verfolgen kann. Der gemeinnützige Vorstand behält dabei wesentlichen Einfluss und wird zu einem bedeutenden Anteilseigner.
Alle Informationen zur neu gestalteten Partnerschaft finden sich in einer Mitteilung von OpenAI.
(fo)











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