Martin Scorseses „Goodfellas“ (1990) ist in mancher Hinsicht ein Gegenentwurf zu Francis Ford Coppolas „Godfather“-Trilogie. Hier die Geschichte einer Familie, deren Oberhaupt sich von Bittstellern die Hand küssen lässt. Dort eine Soziopathen-Bande, die sich für keine Drecksarbeit zu schade ist. Hier Kultiviertheit und Strategiebesprechungen, dort flatternde Nerven und Gewalteruptionen. „Goodfellas“ darf man pars pro toto nehmen, denn im Mafiafilm der Neunzigerjahre ist vom Pathos des „Paten“ nicht mehr viel übrig. In „Casino“ (Martin Scorsese, 1995) werden Leute an einarmigen Banditen ausgenommen, in „Donnie Brasco“ (Mike Newell, 1997) Parkuhren aufgebrochen. Ihren Höhepunkt erreicht diese Entwicklung mit David Chases Serie „The Sopranos“: Der Held hat Panikattacken, läuft in Shorts rum und weiß auch Kleingaunereien zu schätzen.