Markus Söder wirkt bei Caren Miosga tiefenentspannt: Regierungskrise in Berlin? Mei. Erst als es um die wirtschaftliche Lage geht, hilft dem CSU-Chef keine Ironie mehr.
8. Dezember 2025, 6:00 Uhr
Der Kampf um die Macht verzerrt die Gesichtszüge. Wenn man die Macht aber einmal errungen hat (und je länger man sie dann ausübt), desto gelassener kann man agieren. Alles erscheint dann, als sei es genau so immer schon eingerichtet gewesen. Das verkrampfte Sich-beweisen-Müssen liegt hinter einem. So sieht die Prämie auf den Machtbesitz aus: Sie erlaubt es, großzügig und souverän den Raum zu füllen, statt verbissen und rechthaberisch um jeden Zentimeter Platz kämpfen zu müssen.
Diesen traumähnlichen Zustand völliger Tiefenentspanntheit scheint Markus Söder in der ARD bei Caren Miosga am Sonntagabend erreicht zu haben. In einem Maß, dass es im ersten Teil der Sendung, dem Zwiegespräch zwischen der Moderatorin und dem Ministerpräsidenten Bayerns, geradezu zu einem Rollentausch kommt: Normalerweise sind es die Journalisten, die den Politikern vorwerfen, keinen lebendigen Satz über die Lippen zu kriegen und sich durch Phrasen herausreden zu wollen. Hier, in der ersten halben Stunde, hat man manchmal fast Mitleid mit Caren Miosga, weil es ihre pflichtschuldig kritischen Fragen, ihr berufsbedingtes hartnäckiges Nachfassen ist, das plötzlich nach Sprechzettel, Phrase und Rollenprosa klingt, während Söders Antworten nachdenklich, selbstreflexiv, ja selbstironisch wirken. Weil er nichts, womit er konfrontiert wird, empört zurückweist, sondern es eher mit der Unaufgeregtheit und Weisheit, die mit dem Alter kommt, relativiert und einordnet.

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