Mainz II im Abstiegskampf: Bloß nicht den Hasen zu früh zerlegen

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Der U 23 des 1. FSV Mainz 05 droht der Sturz in die Oberliga. Ein potenzieller Rückschlag für die Talent-Entwicklung, doch Trainer Benjamin Hoffmann bemüht sich um Gelassenheit. Auf allzu viele Abstellungen aus dem Bundesliga-Kader darf er in der finalen Phase wohl nicht mehr zählen.

 Mainz 05 möchte seine Talente möglichst nicht in der Oberliga entwickeln müssen.

Es geht ums große Ganze: Mainz 05 möchte seine Talente möglichst nicht in der Oberliga entwickeln müssen. IMAGO/Martin Hoffmann

Benjamin Hoffmann redet gar nicht drum herum. "Es ist ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel", blickt der U-23-Trainer des FSV Mainz 05 auf das Gastspiel beim Bahlinger SC (Samstag, 14 Uhr). Zwei punktgleiche Gegner, der eine über, der andere unter dem Strich, ab dem die potenzielle Gefahrenzone beginnt.

Nach Lage der Dinge in der 3. Liga ist mit fünf Absteigern aus der Regionalliga Südwest zu rechnen. Und genau davon geht Hoffmann auch aus. Nur die Torbilanz hält sein Team derzeit noch im grünen Bereich. In Bahlingen und kommende Woche gegen den anderen Tabellennachbarn SG Barockstadt hat es der Bundesliga-Unterbau selbst in der Hand, aus dem Gröbsten herauszukommen. Eine Chance, aber auch viel Druck für die junge Mannschaft.

Vor drei Wochen sah es ganz finster aus am Mainzer Bruchweg. Nach fünf Niederlagen am Stück standen Spiele gegen das damalige Spitzen-Trio bevor. Mit Unterstützung durch die Profi-Spieler Nelson Weiper, Nikolas Veratschnig, Lennard Maloney, Lasse Rieß und Armindo Sieb gelang ein 3:0-Befreiungsschlag gegen den FSV Frankfurt, dem, nur mit U-23-Spielern, ein 1:0-Coup in Freiberg folgte. Vom jüngsten 1:5 gegen Hoffenheim II lässt sich Hoffmann nicht schrecken: "Das war ein absoluter Dämpfer, aber mit der Aggressivität, der Art und Weise war ich sehr zufrieden."

Zwei externe Neuzugänge geplant

In der Hinrunde gegen Bahlingen (3:1) schoss Philipp Schulz noch das Führungstor. Inzwischen spielt das Abwehr-Talent bei Drittligist SC Verl. Das Kommen und Gehen gerade der besonders Begabten ist Tagesgeschäft in einer U 23. Die Gespräche mit den Kadermitgliedern, wie es kommende Saison weitergeht, sind allesamt geführt. Von externen Neuzugängen auf zwei Positionen spricht Hoffmann, ansonsten soll es auch kommende Saison das aktuelle Personal, ergänzt um Talente aus der U 19, richten. Viel Vertrauen also für die in den Abstiegskampf verstrickten Spieler, die in größerer Zahl als gewöhnlich auch für die eigene Zukunft spielen.

Dass erneut in größerer Zahl Profis der U 23 im Klassenkampf unter die Arme greifen, ist nicht zu erwarten. Da wäre die Festspiel-Regelung, die beispielsweise Weipers Einsatz an den letzten vier Spieltagen unmöglich macht. Gegen Frankfurt handelte es sich um eine englische Woche der Regionalliga, nun spielen zweite und erste Mannschaft fast nur noch parallel. "Wir wollen es so oder so aus eigener Kraft schaffen", kündigt Hoffmann an. In der Saison 2018/19 war es zuletzt so knapp, die U 23 hielt mit Ach und Krach die Klasse. Und verfolgte dieselbe Strategie, die U-23-Spieler mit Vertrauen auszustatten und in die Verantwortung zu ziehen. Mit Nervenstärke - und Erfolg.

Gleichwohl wäre es für den Verein mehr als misslich, die im vielfach prämierten NLZ ausgebildeten Talente in der Oberliga weiterzuentwickeln. Hoffmann relativiert, beschwichtigt: "Wir bleiben hier alle ruhig. Keiner malt den schwarzen Peter an die Wand." Der Trainer, der Mainz 05 und zuvor den BVB zu Deutschen A-Jugend-Meisterschaften geführt hatte und den Abstiegskampf als neue Erfahrung verbuchen kann, denkt bei seiner etwas verrutschten Metapher wohl schon ans Osterfest: "Man sollte den Hasen nicht zerlegen, bevor er gefangen ist." Und lacht dann herzlich. Bloß nicht vom tabellarischen Ernst der Lage die Stimmung, die Arbeitsatmosphäre kaputt machen lassen.

Torben Schröder

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