Die neue Linux-Mint-Version betreibt in erster Linie Produktpflege: Nach wie vor basiert die Distribution auf Ubuntu 24.04, unter der Haube schlägt der Linux Kernel 6.8. Die größte sichtbare Änderung manifestiert sich in der Desktop-Umgebung Cinnamon, die jetzt in der Version 6.4 zum Einsatz kommt.
Cinnamon 6.4
Sie zeigt sich in einem leicht optimierten Design, das unter anderem abgerundete Fensterecken und dunklere Farbtöne aufweist. Das Linux-Mint-Team möchte damit den "Trends im zeitgenössischen UI/UX-Design" folgen. Des Weiteren malt Cinnamon 6.4 einige Dialogfenster selbst via Clutter auf den Bildschirm. Als Nebeneffekt dieser Maßnahme laufen einige Systemprogramme, wie die Systemeinstellungen und die Softwareverwaltung, reibungsloser unter Wayland.
Cinnamon 6.4 bietet zudem erstmals einen eigenen "Nachtlicht" (Night Light) getauften Modus. In ihm wechselt die Darstellung automatisch in den Abendstunden zu wärmeren Farben. Dies soll das Wohlbefinden steigern und das Einschlafen verbessern.
Energiesparmodi
Alle Editionen von Linux Mint 22.1 lassen sich in einen von drei Energiemodi (Power Modes) versetzen: Während der erste das System auf das Energiesparen trimmt, versucht die Distribution im "ausgeglichenen" Modus die Leistung und den Stromverbrauch auszubalancieren. Der Performance-Modus steht nur auf einigen "unterstützten Systemen" bereit. Darunter fallen Intel- und AMD-Systeme, die der jeweilige P-State-Treiber des Linux-Kernels unterstützt. Mit ihm kitzelt dann der Performance-Modus die maximale Leistung aus dem Prozessor heraus.
Für Nutzer der Linux-Mint-Editionen mit Xfce- und Mate-Desktop gibt es allerdings einen Wermutstropfen: Während sich unter Cinnamon die Energiemodi bequem in den Systemeinstellungen und über ein Applet wechseln lassen, gelingt das unter den anderen beiden Desktop-Umgebungen nur über das Kommandozeilenwerkzeug "powerprofilesctl". Dessen Existenz verrät gleichzeitig, dass Linux Mint für die Umsetzung der Energiemodi den Power Profiles Daemon des Freedesktop-Projekts einspannt.
Änderungen am Paketmanagement
Unter der Haube hat das Linux-Mint-Team zwei zentrale Werkzeuge ausgetauscht, die sich um die Paketverwaltung kümmern. Zunächst ersetzt Aptkit den zuvor verwendeten aptdaemon, der Paketverwaltungsaufgaben über das Kommunikationssystem D-Bus entgegennimmt. Der Austausch wurde notwendig, weil aptdaemon nicht mehr aktiv weiterentwickelt wird und zudem nur in Ubuntu zum Einsatz kommt. Des Weiteren kümmert sich ab sofort Captain um die Installation von einzelnen DEB-Paketen sowie das Einspielen von Paketen über den Browser. Das Tool übernimmt damit die Aufgaben von GDebi und apturl. Der Umstieg auf Aptkit und Captain vereinfacht laut Linux-Mint-Team die Entwicklung, erhöht die Zuverlässigkeit der Paketverwaltung und verbessert unter anderem die Kompatibilität der Aktualisierungsverwaltung mit Wayland.
Haken und Ösen
Wer Linux Mint 22.1 in einer virtuellen Maschine ausprobieren oder betreiben möchte, sollte vorab die Release Notes lesen. Sie enthalten Lösungen für einige Stolperfallen, die insbesondere unter VirtualBox lauern. Weiterhin liefern die Release Notes einige weitere Praxistipps. So erfahren etwa Besitzer von HiDPI-Bildschirmen, wie sie das Bootmenü von Grub2 etwas größer erscheinen lassen.
(dmk)