Lindau: Junger Mann nach Badeunfall im Bodensee vermisst

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Im Bodensee ist ein junger Mann vor den Augen seiner Freunde untergegangen. Die Polizei geht davon aus, dass er im tiefen Wasser im Bereich der Reutiner Bucht ertrunken ist. Suchmaßnahmen blieben bisher erfolglos.

Laut Polizei hatte der 25-Jährige am Samstag zusammen mit Freunden zwei Motorboote gemietet. Die Gruppe fuhr damit in die Reutiner Bucht und ging relativ weit draußen auf dem See baden. Auch der nun Vermisste, der ein unerfahrener Schwimmer gewesen sein soll, sei ins Wasser gesprungen. »Als er immer weiter vom Boot weggetrieben wurde, ging er plötzlich vor den Augen seiner Freunde unter«, hieß es von der Polizei.

Die Begleiter wählten den Notruf, doch trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnehmen, an denen sich zehn Boote und ein Hubschrauber der Schweizer Rettungsflugwacht beteiligten, wurde der Mann nicht gefunden. Die Suchmaßnahmen sollen in den nächsten Tagen fortgesetzt werden.

Das Wasser ist laut Polizei an der Unfallstelle 20 bis 30 Meter tief. Ein Schwimmen von dort zum Ufer ist auch für erfahrenere Schwimmer kaum zu bewältigen.

»Der Vorfall zeigt erneut, wie schnell es auf dem Wasser zu lebensbedrohlichen Situationen kommen kann«, schreibt die Wasserwacht Lindau auf ihrer Facebookseite.

Warum so viele Menschen ertrinken

Die Zahl der Ertrunkenen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Aus Sicht der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) haben tödliche Unfälle vor allem zwei Gründe:

  • Zum einen unterschätzen Menschen die Gefahren im Wasser wie Strömung und Temperaturunterschiede.

  • Zum anderen überschätzen sie ihre eigenen Schwimmfähigkeiten.

Nach der DLRG-Statistik stieg die Zahl der Badetoten von 299 im Jahr 2021 auf 411 im Jahr 2024. »Ob in diesem Jahr mit einem erneuten Anstieg zu rechnen ist, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen«, teilte ein Sprecher auf dpa-Nachfrage mit. Am vergangenen Wochenende registrierte die DLRG mindestens 15 Tote bei Badeunfällen – demnach war es das tödlichste Wochenende in diesem Jahr und eines der tödlichsten der letzten zehn Jahre.

Die DRLG warnt vor Gefahren durch Temperaturunterschiede beim Baden. Wer nach dem Sonnenbaden ohne Abkühlung ins kalte Wasser springt, riskiert einen Kreislaufschock, selbst als gesunder Mensch. Mit Alkohol im Blut steige das Risiko zusätzlich. Besonders an Baggerseen sei Vorsicht geboten: Dort könne es hinter flachen Uferzonen plötzlich mehrere Meter in die Tiefe gehen, »wo das Wasser plötzlich vielleicht nur noch 7 Grad hat.« Das belaste den Kreislauf stark und könne zu Krämpfen oder im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufkollaps führen.

Auch gute Schwimmer ertrinken

Sprünge in unbekannte Gewässer können lebensgefährlich sein, warnt die DLRG. Ein Kopfsprung ins flache Wasser könne schwere Wirbelsäulenverletzungen verursachen. Auch Sogwirkungen vorbeifahrender Schiffe oder Strömungen – etwa im Rhein – seien riskant und könnten selbst geübte Schwimmer oder Paddler in Not bringen. Viele Wassersportler unterschätzen zudem das Risiko nach einem Kentern und seien oft ohne Schwimmweste unterwegs.

Mehr Menschen zieht es im heißen Sommer an Badestellen. Ob unbewachte Gewässer heute häufiger genutzt werden als früher, sei laut DLRG-Sprecher unklar. Fest steht aus Sicht der Organisation: Längere, heißere Sommer durch den Klimawandel erhöhen die Unfallgefahr. Zugleich seien seit der Jahrtausendwende Hunderte Schwimmbäder geschlossen worden, das treibe Menschen vermehrt an freie Gewässer, so die DLRG.

Laut ihrer Statistik sind die meisten Badetoten männlich: 2023 lag der Anteil bei 76 Prozent. »Allein im vergangenen Jahr betrug der Anteil 76 Prozent«, sagte der Sprecher. Besonders häufig betroffen seien Menschen ab 55 Jahren. Während bei Jüngeren oft Leichtsinn, Selbstüberschätzung oder Alkohol eine Rolle spielen, sind es bei den Älteren häufig unerkannte gesundheitliche Probleme in Verbindung mit Hitze und kaltem Wasser.

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