Der Saisonauftakt des SV Darmstadt 98 hätte kaum besser laufen können: deutlicher 4:1-Sieg gegen Bochum, ein Dreierpack von Stürmer Isac Lidberg - und dann auch noch das Comeback von Fabian Holland nach langer Leidenszeit.

Gute Stimmund in Darmstadt nach dem Dreierpack von Isac Lidberg zum Saisonstart. IMAGO/Jan Huebner
Viel zu meckern hatte Florian Kohfeldt am Wochenende nicht. Tatsächlich ist ihm im Sky-Interview am Samstag nach dem Zweitliga-Auftakt seiner Darmstädter nichts auf die entsprechende Frage eingefallen. Wenig verwunderlich nach dem 4:1 gegen Bundesliga-Absteiger Bochum, bei dem Isac Lidberg einen Dreierpack schnürte, die kicker-Note 1 erhielt und zum Spieler des Tages gewählt wurde.
Entsprechend hatte Kohfeldt auch an der Leistung seines Stürmers wenig bis gar nichts auszusetzen. Stattdessen geriet er ins Schwärmen - und betonte die harte Arbeit, die hinter vermeintlich einfachen Abstauber-Toren liege. Bei seinem zweiten und dritten Treffer hatte Lidberg eiskalt abgestaubt, erst beim 2:1 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte mit links unter die Latte, nachdem der Ball vom Pfosten abgeprallt war. Dann in der 48. Minute in Folge einer Ecke im Getümmel.
"Am Ende schaut man sich die Tore an und sagt, das sind zwei Abstauber. Aber das trainieren wir sehr viel, diese Rebounds sind für unsere Stürmer sehr häufig ein Thema", erklärte Kohfeldt. Die Lilien-Angreifer werden demnach auch ins Torwarttraining integriert, um zu lernen: "Du bist immer da" - also immer in der richtigen Position. Und ohnehin, so Kohfeldt: "Das 2:1 war kein einfacher Abstauber. Seinen linken Fuß benutzt er sonst nur zum Aufstehen."
Darmstadt lässt nur bei einem "richtig unmoralischen" Angebot mit sich reden
Auch bei seinem ersten Treffer, dem zwischenzeitlichen 1:0 in der 5. Minute - ein satter Strahl ins kurze Eck aus halbrechter Position im Strafraum -, zeigte Lidberg all seine Klasse. Die auch der Konkurrenz natürlich nicht entgeht; und der Transfermarkt ist noch bis Anfang September geöffnet. Wechselgerüchte wies Kohfeldt aber erst einmal zurück. Ein Angebot müsse schon "richtig unmoralisch sein für alle Seiten".
Schließlich sei der Plan der Lilien "ganz klar", mit Lidberg die neue Saison zu bestreiten. Und: "Es ist nicht so, dass der Vertrag am Saisonende ausläuft. Ich spüre bei Isac nullkommanull, dass er wegwill." Am Ende kann sich dies im Laufe eines Transferfensters aber schnell ändern.

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Lidberg selbst hielt sich abgesehen von den üblichen Floskeln bedeckt. Stattdessen sagte er auf das Spiel bezogen: "Besser könnte das Gefühl nicht sein." Was er aber auch an einer weiteren Personalie festmachte: "Ich freue mich besonders für Fabian Holland, dass er sein Comeback feiern konnte - er ist ein großartiger Spieler und menschlich extrem wichtig für das Team."
Holland nach vielen Rückschlägen endlich zurück
Holland, bereits seit elf Jahren Teil der Lilien, hatte sich am 14. April 2024 das Kreuzband, den Meniskus und das Innenband gerissen. 476 Tage später feierte er gegen Bochum sein Comeback, wurde in der 85. Minute eingewechselt. "Für mich persönlich ist das eine schöne Geschichte, aber noch viel wichtiger ist es für das Team, so zu starten", sagte der 35-Jährige in einer Medienrunde am Mittwoch bescheiden.
Trotz des Dreierpacks von Lidberg war es am Ende aber eben Holland, der von den Fans in die Kurve gerufen wurde. "Ob ich nach dem ersten Spiel direkt auf den Zaun muss, weiß ich auch nicht", sagte Holland lächelnd. "Ich bin nicht der Typ, der das unbedingt braucht. Aber da oben zu stehen, diese Wertschätzung zu erleben, war etwas Besonderes. Mit Sicherheit werde ich diesen Tag nicht vergessen."
Insbesondere, weil die vergangenen Monate nicht immer einfach waren. Immer wieder wurde er von Infekten zurückgeworfen, dann machte mal das Knie wieder kleinere Probleme. "Bei jeder Kleinigkeit sind mir ein, zwei Wochen flöten gegangen. Da gab es definitiv Momente, in denen ich zuhause ein bisschen verzweifelt war." Aber: "Es hat sich gelohnt, dran zu bleiben." Die Belohnung gab es am Samstag nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf dem Zaun.
pja