Libanon: Hisbollah-Chef verweigert Entwaffnung seiner Miliz

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Libanons Regierung will die Hisbollah und weitere Milizen zur Abgabe ihrer Waffen bewegen. Hisbollah-Anführer Naim Kassem lehnt das mit Verweis auf Israels Angriffe ab.

Aktualisiert am 5. August 2025, 20:24 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, dpa,

 Rede des Hisbollah-Chefs Naim Kassem auf einem Bildschirm in südlichen Vororten von Beirut
Rede des Hisbollah-Chefs Naim Kassem auf einem Bildschirm in südlichen Vororten von Beirut © Anwar Amro/​AFP/​Getty Images

Die vom Iran unterstützte Terrormiliz Hisbollah lehnt eine von Libanons Regierung geforderte Entwaffnung ab. Solange die "israelische Aggression" andauere, könne die Hisbollah keinem Vorschlag für einen Zeitplan ihrer Entwaffnung zustimmen, sagte Milizchef Naim Kassem in einer im libanesischen Fernsehen übertragenen Rede. Die Regierung rief er auf, Pläne vorzubereiten, um sich dem "Druck und den Drohungen" vonseiten Israels entgegenzustellen, und nicht den "Widerstand" mit Entwaffnungsplänen zu schwächen. 

Das libanesische Kabinett sollte am heutigen Dienstag darüber beraten, wie die staatliche Souveränität auf das gesamte Landesgebiet ausgeweitet und ausschließlich mithilfe von Regierungstruppen gesichert werden kann. Präsident Joseph Aoun hatte zuvor bekräftigt, die Regierung sei entschlossen, "allen bewaffneten Gruppen, darunter der Hisbollah, die Waffen abzunehmen."

Regierungssitzung über Entwaffnung der Hisbollah vertagt

Bei der Kabinettssitzung gab es bis zum frühen Abend aber offenbar keine Fortschritte. Wie die Nachrichtenagentur dpa unter Verweis auf Regierungskreise berichtet, soll die Diskussion in die kommende Woche verschoben werden. Eine Entwaffnung der Hisbollah forderten zuletzt vor allem die USA. 

Die im Libanon ansässige Hisbollah hatte kurz nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 den Beschuss Israels mit Raketen intensiviert. Israel reagierte mit Luftangriffe auf Ziele im Libanon und schließlich einer Bodenoffensive. Nachdem zahlreiche Kommandeure der Miliz, darunter ihr langjähriger Anführer Hassan Nasrallah, dabei getötet wurden, vereinbarten Israel und die Hisbollah im vergangenen November eine Waffenruhe. 

Hisbollah will israelischen Zusicherungen nicht trauen

Dennoch kommt es an der israelisch-libanesischen Grenze immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Israel fordert als Bedingung für ein Ende seiner Angriffe die Entwaffnung der Miliz. Diese gab an, den Zusicherungen Israels und der USA nicht zu vertrauen: Die Länder forderten vom Libanon, "vollständig vor dem israelischen Feind zu kapitulieren, ohne irgendwelche Garantien" dafür, dass Israel die Waffenruhe einhalte, hieß es im Hisbollah-Sender Al-Manar.

Die Forderungen nach einer Entwaffnung gelten als riskant. Die Hisbollah hat im Libanon Hunderttausende Anhänger und vor allem in der schiitischen Gemeinde großen politischen Einfluss. Mitglieder des politischen Arms der Hisbollah könnten bei einer Entscheidung über die Entwaffnung die Regierung verlassen und eine neue politische Krise im Libanon provozieren. 

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