Starke Hardware, hochwertig und günstig: Der Blackview MP100 bietet neben guter Leistung alles, was man sich ab 257 Euro wünschen könnte. Wir haben den Mini-PC in der Praxis getestet.
Der Blackview MP100 setzt auf die in der Mittelklasse der Mini-PCs übliche Hardware: Ryzen 7 der 5000er-Serie, 16 GB RAM und 512 GB SSD-Speicher. Erst bei genauerem Blick hebt er sich vom Einheitsbrei ab. Denn hier gibt es nicht nur einen, sondern gleich zwei USB-C-Anschlüsse, die auch Displayport unterstützen.
Den MP100 bekommt man dabei in zwei verschiedenen Ausstattungen: mit Ryzen 7 5825U und mit Ryzen 7 5700U. Wo genau die Unterschiede liegen und welche Ausstattung wir empfehlen können, zeigen wir im Test.
Ausstattung: Welche Hardware bietet der Blackview MP100?
Der verbaute AMD Ryzen 7 5825U bietet acht Kerne und 16 Threads auf Basis der Zen-3-Architektur. Diese takten zwischen 2 und 4,5 GHz bei einer konfigurierbaren TDP zwischen 10 und 25 Watt – in diesem Fall hat sich Blackview für 25 Watt entschieden. Die integrierte Grafikeinheit Vega 8 kommt mit 8 CUs (Compute Units) und einer Taktrate von bis zu 2000 MHz. Der Chip basiert auf der Zen-3-Architektur und unterstützt RAM im Dual-Channel mit bis zu 3200 MT/s für DDR4-RAM oder LPDDR4-RAM mit maximal 4266 MT/s.
Blackview hat dem MP100 16 GB an DDR4-RAM in Form eines einzelnen Moduls mit 3200 MT/s spendiert, dieses kommt von der Marke Foresee. Damit bleibt ein zweiter Slot frei, wodurch das Aufrüsten auf 32 GB jederzeit nachträglich möglich ist – ohne dass man das vorhandene Modul austauschen muss. Dafür büßt man hier zunächst Bandbreite ein, da nur einer der beiden verfügbaren RAM-Kanäle genutzt wird. Maximal unterstützt das Gerät 64 GB RAM – dafür wären dann in jedem Fall zwei neue Module fällig. Im Test konnten wir das System mit 32 GB RAM von Crucial mit 3200 MT/s problemlos nutzen.
Die verbaute M.2-SSD mit 512-GB stammt von Rayson (Modell RS512GSSD510 mit PCIe Gen3x4) und erzielt in Crystaldiskmark eine Lesegeschwindigkeit von 3270 MB/s und eine Schreibgeschwindigkeit von 2690 MB/s. Man kann die SSD nachträglich aufrüsten, zudem gibt es einen zweiten M.2-Steckplatz sowie die Möglichkeit noch eine weitere Festplatte mit bis zu 2 TB über SATA anzuschließen.
Neben HDMI 2.0 (4K bei 60Hz) und Displayport (4K bei 144Hz) hat der Blackview MP100 gleich zwei USB-C-Anschlüsse mit Displayport-Unterstützung (4K bei 60Hz). Die Stromversorgung erfolgt ausschließlich über die 19-Volt-DC-Buchse auf der Rückseite des Geräts. Außerdem bietet der Mini-PC einmal Gigabit-LAN. Bei den Drahtlos-Schnittstellen setzt er auf Wifi 6 und Bluetooth 5.2 – der übliche Standard in dieser Preisklasse. Dabei kommen die Chipsätze Realtek RTL8168/8111 für Ethernet und Realtek RTL8852BE für Bluetooth und Wifi zum Einsatz. Im Test erreichen wir im lokalen WLAN-Netz 642 Mbps im Download und 711 Mbps im Upload sowie einen Jitter von 0,3 ms.
Andere Ausstattungsvariante: Ryzen 7 5700U
Neben dem Ryzen 7 5825U gibt es den Blackview MP100 zudem mit dem älteren und schwächeren Ryzen 7 5700U. Der Chip der Zen-2-Architektur bietet weiterhin acht Kerne und 16 Threads, jedoch taktet die CPU nur mit maximal 4,3 GHz und die GPU mit maximal 1,9 GHz. Die Grafik ist wieder die RX Vega 8 mit acht CUs (Compute Units), die Gesamt-TDP liegt ebenfalls bei 25 Watt. Mit einem halb so großen L3-Cache liegt der SoC leistungstechnisch durchweg hinter dem Ryzen 7 5825U.
Die restliche Ausstattung ist ähnlich, aber nicht ganz identisch: 16 GB RAM, eine 1 TB SSD von Rayson (hier Modell RS1D0TSSD710 mit PCIe Gen4x4), Wifi 6 und Bluetooth 5.2 – auch mit den gleichen Chipsätzen – sowie identische USB- und Ethernet-Schnittstellen. Trotz neueren PCIe-Standards mit theoretisch doppelter Bandbreite erzielt die SSD in Crystaldiskmark nur ein minimal besseres Ergebnis mit 3570 MB/s im Lesen und 3488 MB/s im Schreiben. Das lässt sich damit erklären, dass der Ryzen 7 5700U (und auch 5825U) nur PCIe Gen3.0 unterstützt und somit das Bottleneck in der Übertragung darstellt. So ist es uns aber um einiges lieber, als wenn Hersteller in diesem Preisbereich nur M.2-SSDs mit SATA-Geschwindigkeit verbauen. Interessant ist die Partitionierung, die Blackview auf der SSD gewählt hat. Während für Daten 800 GB eingeräumt sind, darf Windows mit 200 GB fast schon übermäßig viel Speicher belegen – den man auch der Datenpartition hätte geben können. Ein weiterer Unterschied findet sich noch beim RAM, denn hier ist das einzelne 16-GB-Modul von der Marke Kinsotin.
Performance: Wie schnell ist der Blackview MP100?
Mit seinen acht Kernen und 16 Threads eignet sich der Ryzen 7 5825U neben den üblichen Office-Aufgaben auch schon für leichtes Gaming. Die CPU wird aber vor allem von der schwachen iGPU zurückgehalten, wie es sich in den folgenden Benchmarks deutlich zeigt. Im Durchschnitt erzielt der MP100 5805 Punkte bei PCmark 10. Cinebench R24 attestiert dem Ryzen 7 86 Punkte im Single- und 528 Punkte im Multi-Core. Bei 3Dmark Time Spy gibt es insgesamt 983 Punkte, davon 6002 für die CPU und nur 857 für die Grafik – das liegt zwar deutlich unter dem Ergebnis des Nipogi E3B mit gleichem SoC, ist für die Preisklasse dennoch ein solides Ergebnis. Im Cross-Plattform-Benchmark Geekbench 6 erhält das System 1952 Punkte im Single- und 5670 Punkte im Multi-Core-Benchmark, sowie 13.765 Punkte im OpenCL-Grafikbenchmark. Hier ist der Nipogi E3B wiederum im Multi-Core um etwa 2500 Punkte schneller, obwohl beide im Single-Core-Benchmark nahezu gleiche Ergebnisse liefern. Vermutlich hat Blackview für den MP100 also ein weniger aggressives Leistungsprofil hinterlegt, wodurch die Gesamtleistung stärker gedrosselt wird.
Blackview MP100 Ryzen 7 5825U – Bilderstrecke
In dieser Leistungsklasse ist Gaming noch wenig sinnvoll, besonders nicht bei moderneren Spielen. Wir haben mit dem MP100 dennoch eine Runde Anno 1800 in unserem fortgeschrittenen Endlosspiel gestartet. In Full-HD bei niedrigsten Einstellungen und aktiviertem FSR (FidelityFX Super Resolution) im Modus „Leistung“ erhalten wir zwischen 12 und 20 FPS. Damit ist es zwar spielbar, ein wirklich schönes Spielerlebnis ist das aber nicht.
Andere Ausstattungsvariante: Ryzen 7 5700U
Wie bereits zu vermuten war, ist der Ryzen 7 5700U langsamer als der 5825U – und das trotz gleicher TDP. Der tatsächliche Unterschied fällt, wie schon beim Nipogi E3B, aber noch gravierender aus, als man ahnen würde. Bei PCmark 10 erreicht der Rechner im Schnitt nur 4850 Punkte, also knapp 1000 Punkte oder 16,5 Prozent hinter dem neueren Ryzen 7 5825U. Ähnlich starke Unterschiede zeigen sich auch in den anderen Benchmarks: 72 Punkte im Single- und 471 Punkte im Multi-Core-Durchlauf von Cinebench sowie 1571 Punkte im Single- und 4831 Punkte im Multi-Core-Benchmark von Geekbench 6. Im OpenCL-Grafiktest von Geekbench liegt das Ergebnis bei 12.496 Punkten – ein Defizit von etwa 9 Prozent. Ein Gesamt-Systemtest in Time Spy liefert 828 Punkte, aus 4949 CPU- und 722 Grafik-Punkten. Damit liegt das System in etwa gleichauf mit dem Nipogi E3B mit Ryzen 7 5700U, wobei dieser erneut in Multi-Core-Anwendungen ein wenig mehr Leistung abrufen kann. Auch die Grafikleistung ist dort marginal besser, daher ist an Gaming mit dieser Ausstattung des Blackview MP100 absolut nicht zu denken.
Blackview MP100 Ryzen 7 5700U – Bilderstrecke
Verbrauch: Wie hoch ist die Leistungsaufnahme des Blackview MP100?
Als mobile CPU zeichnet sich der Ryzen 7 5825U besonders durch den sparsamen Betrieb bei niedriger Last aus. So liegt der Gesamtverbrauch des MP100 im Idle zwischen 9 und 12 Watt. Die Temperaturen von CPU und GPU liegen bei 52 und 45 Grad. Wird das SoC aber in einem kombinierten Stresstest der CPU und GPU gefordert, steigt der Verbrauch auf 43 Watt an. Die CPU läuft dabei mit 2,7 bis 2,9 GHz und die GPU mit etwa 1000 MHz. Die Temperaturen sind mit 82 (CPU) und 78 Grad (GPU) vollkommen unbedenklich. Im alleinigen CPU-Stresstest liegt der Takt bei gleichem Gesamtverbrauch etwa 400 MHz höher und maximal bei 3,4 GHz. Die Höchsttemperatur liegt dann bei 87 Grad, auch das ist aber weiterhin in Ordnung.
Andere Ausstattungsvariante: Ryzen 7 5700U
Mit einer TDP von ebenfalls 25 Watt sollte sich der Verbrauch des 5700U wenig unterscheiden. Der Verbrauch im Idle ist mit 9 bis 12 Watt tatsächlich bei beiden Systemen identisch, die Temperaturen liegen ebenfalls bei 50 (CPU) und 45 Grad (GPU). Erstaunlicherweise sind neben dem Verbrauch von maximal 41 Watt auch die Taktraten mit 2,6 bis 2,8 GHz für die CPU und etwa 900 MHz für die GPU nahezu gleich. Doch während das Modell mit 5825U mit steigender Testlänge eher zu 2,9 GHz tendiert, pendelt sich der 5700U eher um 2,7 GHz ein. Die Temperaturen sind dafür mit maximal 76 Grad für die CPU und 73 Grad bei der GPU ein wenig niedriger. Die Gehäusetemperatur erreicht einen Spitzenwert von 54,2 Grad am hinteren Teil der LED-Beleuchtung auf der Oberseite.
Lüfter: Wie laut ist der Blackview MP100?
Im Idle ist der MP100 mit Ryzen 7 5825U nahezu geräuschlos, nur wenn man direkt am Gehäuse hört, bemerkt man, dass der Lüfter bereits läuft – sinnvoll messbar ist das allerdings nicht. Erst unter Volllast wird der Lüfter in der Praxis hörbar – wir messen 31 dB(A) am Gehäuse und 20 dB(A) in einem Meter Entfernung. So ist der MP100 unter allen Umständen angenehm leise. Die Umgebungslautstärke liegt bei etwa 18 dB(A), gemessen mit einer App auf dem Smartphone.
Verschiedene Lüfter- und Leistungsmodi gibt es beim MP100 nicht.
Andere Ausstattungsvariante: Ryzen 7 5700U
Im Idle verhält sich das System mit Ryzen 7 5700U identisch: Der Lüfter dreht minimal und ist nur aus nächster Nähe überhaupt hörbar. Das System läuft im kombinierten Stresstest mit niedrigeren Taktraten und Temperaturen bei durchschnittlich 29 dB(A) am Gehäuse auch ein wenig leiser. In einem Meter Entfernung messen wir im Schnitt 19 dB(A).
Software: Welches Betriebssystem ist auf dem Blackview MP100 installiert?
Der MP100 wird mit Windows 11 Pro ausgeliefert, das neben den üblichen Programmen nur die eigene Software „RGB_LED_Tool“, zur Steuerung der Beleuchtung, vorinstalliert hat. Ein vollständiger Virenscan mit dem Windows Defender bleibt ohne Befunde.
Die Installation von Linux, in unserem Fall Ubuntu 24.04.1, klappt ohne Probleme: Audio, Bluetooth, WLAN und Ethernet funktionieren sofort und die richtige Bildschirmauflösung ist ebenfalls eingestellt.
Gehäuse: Wie ist die Verarbeitung des Blackview MP100?
Das graue (oder blaue) Gehäuse des MP100 ist vollständig aus Kunststoff gefertigt und ist auf der Oberseite mit dem Markennamen sowie einer anpassbaren LED-Beleuchtung versehen. Diese kann per Software verschiedene Beleuchtungseffekte abspielen, aber auch jederzeit deaktiviert werden. Das Gehäuse fühlt sich hochwertig an und auch die matte Optik wirkt hochwertig. Ein Metallgehäuse wäre natürlich noch einmal besser, aber für ein Gehäuse aus Kunststoff bewegen wir uns hier auf höchstem Niveau. In jedem Fall eine im Preisbereich um 300 Euro hervorragende, beachtliche Verarbeitungsqualität. Die Gehäusemaße betragen 126,8 × 126,8 × 47,8 mm und das Gewicht beläuft sich auf 497 g. Die Ausstattung mit 5700U ist 10 g leichter.
Zum Öffnen des Gehäuses müssen wir zunächst vier Schrauben auf der Unterseite entfernen, danach löst sich die Abdeckung beim Ziehen an der integrierten Lasche – ein sinnvolles Extra, das gerne mehr Hersteller adaptieren dürfen. Dahinter folgt eine Art Zwischenebene, in der sich der SATA-Anschluss für die nachrüstbare Festplatte befindet. Durch das Entfernen des dünnen Flachbandkabels neben dem SATA-Anschluss, sowie vier weiteren Schrauben, gelangen wir an die darunterliegende Hauptplatine. Dort haben wir Zugriff auf die beiden M.2-Steckplätze, sowie PCIe-Karte für Wifi und Bluetooth. Um an die CMOS-Batterie und Lüfter zu gelangen, müssen wir das gesamte Mainboard vorsichtig aus dem Gehäuse herausnehmen.
Preis: Was kostet der Blackview MP100?
Der Blackview MP100 ist in der Ausstattung mit Ryzen 7 5825U, 16 RAM und 512 GB SSD-Speicher für 320 Euro bei Amazon erhältlich (mit Code VGM57I3L und 60-Euro-Klick-Coupon).
Die gleiche Ausstattung mit dem schwächeren Ryzen 7 5700U kostet bei Banggood 306 Euro. Bei Aliexpress liegt die gleiche Ausstattung mit Versand aus europäischem Warenhaus bei nur 257 Euro.
Bei Aliexpress gibt es noch einmal zwei weitere Ausstattungsvarianten des MP100 mit Ryzen 7 5700U.
Die höchste Ausstattung mit 32 GB RAM und 1 TB SSD-Speicher kostet 315 Euro. Die schwächere Ausstattung bietet nur noch 16 GB RAM, aber auch 1 TB Speicher für 283 Euro.
Fazit
Obwohl der Blackview MP100 nicht die absolut beste Leistung in seiner Preisklasse bietet, bekommt er von uns die vollen fünf Sterne. Der größte Konkurrent ist leistungstechnisch der Nipogi E3B, hinter den er nur minimal zurückfällt, diesen aber in der restlichen Ausstattung sowie Lautstärke aussticht. Die Unterschiede in RAM- und SSD-Modellen der verschiedenen Ausstattungen des MP100 sehen wir in diesem Fall nicht problematisch. Der RAM hat in beiden Fällen die gleiche Spezifikation, und die SSDs stellen in jedem Fall die maximale Leistung bereit, die das System ohnehin nur unterstützt. Das größte Highlight sind für uns aber weiterhin die beiden USB-C-Anschlüsse auf der Vorderseite, die für unter 320 Euro (Code VGM57I3L und 60-Euro-Klick-Coupon) ein absolutes Alleinstellungsmerkmal sind. Wir können besonders die Ausstattung mit Ryzen 7 5825U empfehlen, die Ausstattung mit Ryzen 7 5700U ist für 257 Euro ebenfalls ein guter Deal.