Der Lehrkräftemangel in Deutschland ist groß und wird sich weiter zuspitzen. Die Kultusministerkonferenz (KMK) schätzt, dass bis zum Jahr 2035 bis zu 68.000 Lehrkräfte fehlen. Ein Grund dafür: Auf dem Weg von Studienbeginn bis zum Berufseinstieg gehen viele potenzielle Lehrkräfte verloren, die dringend gebraucht werden, zeigt die Analyse »Lehrkräftetrichter« vom Stifterverband .
Im Durchschnitt schreiben sich jedes Jahr bundesweit 47.400 Personen für ein Lehramtsstudium ein. Doch nur 28.000 absolvieren auch das Referendariat; 41 Prozent brechen ihr Lehramtsstudium noch davor ab und entscheiden sich für eine andere Karriere.
Große regionale Unterschiede
In Deutschland gibt es erhebliche regionale Unterschiede bei den Abbruchquoten von Lehramtsstudierenden. Ein Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt: Zwischen Anfang und Ende des Studiums ist der Schwund von Lehramtsstudierenden im Osten höher: Besonders dramatisch ist die Lage in Berlin. Hier brechen 64 Prozent ab: Das heißt, zwei von drei Studierenden verlassen das Lehramtsstudium oder wechseln in ein anderes Bundesland; in Nordrhein-Westfalen gilt das für jeden Zweiten.
Während der Studierendenschwund im Lehramtsstudium größtenteils einen Abbruch des Studiums bedeutet, ist er im Referendariat vor allem auf einen Wechsel in ein anderes Bundesland zurückzuführen. In Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hamburg liegt hier die Quote mit mehr als 20 Prozent besonders hoch. Bundesweit brechen fünf Prozent der angehenden Lehrkräfte ihr Referendariat ganz ab.
»Hochschulen müssen jetzt alles daransetzen, dass Studierende, die ein Lehramtsstudium beginnen, dieses auch erfolgreich absolvieren«, sagt Bettina Jorzik, Programmleiterin für Hochschullehre, Lehrkräftebildung und Diversität im Stifterverband. »Das kann funktionieren, in dem die Ausbildungsqualität und der Theorie-Praxis-Bezug gestärkt werden. Durch eine attraktivere Lehramtsbildung mehr Menschen für den Beruf zu begeistern, benötigt allerdings Zeit und hilft nicht, den aktuellen Lehrkräftemangel zu beseitigen.«
Quereinstiege als schnelle Lösung
Für schnelle Lösungen haben sich daher Seiten- und Quereinstiege als Normalfall etabliert. Im Nordosten, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist der Anteil von Seiteneinsteiger:innen besonders hoch.
Auch andere Bundesländer sind auf Seiteneinstiege angewiesen, um den Lehrbetrieb aufrechtzuerhalten. Deshalb sollte laut dem Stifterverband der Seiteneinstieg als regulärer dritter Weg in den Lehrberuf anerkannt werden. Vorausgesetzt, dass es begleitende Qualifizierungsprogramme, eine Mindestqualifizierung vor dem Schuleinsatz und Qualitätskontrollen gibt.