Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Moin, Niko!«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Moin, Jürgen.«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Na, ist dir was aufgefallen?«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Ja, dass du nicht geradeaus fahren kannst.«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Geradeaus kann ja jeder. Aber dieses Lastenrad hier, das hat eine ganz spezielle Lenkung und die ist sogar patentiert. Und die wollte ich gleich zum Start mal zeigen. Wir drehen eine Runde mit dem sblocs Citytourer.
Um das sblocs Citytourer kennenzulernen, fangen wir am besten mit Marcus Dittberner an, einem Fahrradfan und Unternehmer. Auf einer einjährigen Fahrradtour durch die Welt, da entstand bei ihm der Wunsch, nach einem Fahrrad mit einem Kofferraum, also einem Lastenrad. Aber alle die Modelle, die er damals so fand, die waren entweder sehr lang oder ziemlich breit. Insgesamt also unsportlich. Und da fing er an zu tüfteln, gründete 2016 die Firma sblocs in Berlin und entwickelte ein ganz anderes Lastenrad: deutlich schlanker, kompakter und damit sehr viel wendiger.
Möglich wird das durch eine spezielle Konstruktion der Lenkung. Es handelt sich um eine Drehschemel-Lenkung, bei der sich der komplette Vorderbau, also inklusive Cargo-Box, um die Lenkachse dreht. Das allein aber ist noch nichts Besonderes, das haben viele andere Lastenräder auch. Aber hier, da wurde diese Drehschemel-Lenkung mit einer patentierten Neigetechnik kombiniert. Das Fahrrad legt sich fast wie ein normales Bike in die Kurve. Und damit kann es insgesamt schmaler werden, nur 73 Zentimeter, das sblocs passt also damit durch jede Tür und es macht es ähnlich wendig wie ein normales zweirädriges Fahrrad.
Allerdings: Einfach aufsitzen und losfahren, das sollte man dann doch nicht, denn diese Neigetechnik, die bedeutet auch, dass das Fahrrad in gewisser Weise instabil ist. Man muss sich also daran gewöhnen, man muss ein bisschen üben – und üben werde ich auch noch ein bisschen.
Die goldene Regel auf dem sblocs lautet: Hände immer am Lenkrad. Besonders gilt das natürlich für Anfänger, denn es sind immer wieder, bei langsamer Fahrt, kleine Lenkkorrekturen notwendig, um das Gleichgewicht zu behalten. Und bei schnellerer Fahrt, da wird das sblocs zwar stabiler, aber da muss man natürlich kräftig lenken, um Kurven zu fahren. Denn einfach nur ein bisschen lenken und dafür die Schräglage zu nutzen, das funktioniert beim sblocs hier nicht. Man muss kräftig lenken. Und sich dennoch in die Kurve legen. Und genau das ist eben das Gewöhnungsbedürftige. Und Hände am Lenkrad, das bedeutet natürlich auch, man kann keine Handzeichen geben oder wenn dann nur ganz kurz. Denn sonst wird es wirklich sehr kippelig hier oben. Um mit dem sblocs sicher fahren zu können, braucht man also eine deutlich längere Eingewöhnungszeit als bei anderen Fahrrädern oder Lastenrädern. Gleich halten wir noch an, um uns die Bedienelemente, den Antrieb und die Cargo-Box anzuschauen.
Schauen wir uns mal die Bedienelemente an und gehen dazu am besten den Lenker von links nach rechts durch. Hier links außen, diese Gummilasche, das ist eine clevere und einfache Lösung für eine Feststellbremse. Da wird nämlich der linke Handbremshebel einfach nach hinten gezogen und der wirkt auf die beiden vorderen Scheibenbremsen. Der rechte Handbremshebel wirkt auf die hintere Scheibenbremse und es handelt sich um eine hydraulische Bremsanlage. Hier gleich daneben, das ist quasi der Bordcomputer, über den wird der Elektroantrieb eingeschaltet. Man kann die vier Fahrmodi wählen: Eco, Tour, Sport und Boost stehen zur Verfügung. Außerdem ist hier eine Anzeige: Kilometerstand, Fahrzeit, Fahrgeschwindigkeit oder die Trittfrequenz. Auch das Licht wird hier an- und ausgeschaltet.
Dann haben wir hier eine Klingel, hier einen Handyhalter, der gehört nicht zum Serienumfang. Und am rechten Griff, da wird die stufenlose Schaltung bedient. Nach vorn wird die Übersetzung kleiner, nach hinten drehen wird die Übersetzung immer größer. Insgesamt also recht einfach und eingängig.
Das hier ist der Akku, der hat eine Speicherkapazität von 635 Wattstunden und kann an jeder Haushaltssteckdose geladen werden. Das funktioniert am Rad, man kann den aber auch herausnehmen, der ist abschließbar und dann zu Hause in der Wohnung laden. Die Energie in der Batterie, die reicht für mindestens 100 Kilometer, wobei das natürlich davon abhängig ist, wie schnell man fährt, in welchem Gelände man unterwegs ist und wie schwer man beladen ist. Und die Unterstützung, die elektrische, die kommt hier aus der E-Maschine. Die hat eine Leistung von 250 Watt und entwickelt ein maximales Drehmoment von 90 Newtonmeter. Und die Antriebskraft, die wird über diesen Riemen ans Hinterrad weitergeleitet. Es ist auch ein Kettenantrieb möglich.
Hier an diesen Bügeln, da können Gepäcktaschen eingehängt werden und es ist auch noch optional ein Gepäckträger verfügbar. Aber klar, die größte Last, die packt man natürlich in die Cargo-Box. Und da gucken wir jetzt rein. Sblocs bietet unterschiedliche Cargo-Boxen für seine Fahrräder an. Auf unserem Testmodell ist die größte im Moment verfügbare montiert, mit einem Volumen von 155 Litern. Der Deckel ist abschließbar, die Box ist wasserdicht und gebaut ist sie aus Birkensperrholz. Hier sieht man gut: Zwei Getränkekisten würden locker hereinpassen. Der Wochenendeinkauf ist also kein Problem.
Es gibt aber noch etwas Besonderes, denn der Deckel lässt sich abnehmen und dann als Rückenlehne verwenden, beispielsweise um hier einen Kindersitz einzubauen. Dazu gibt es noch dieses Rückenteil, an dem die Gurte befestigt sind und hier unten das Gurtschloss. Es ist also recht wandelbar. Brauchen wir jetzt nicht, wir drehen trotzdem noch eine Runde.
Erdacht und gebaut in Berlin, gemacht für Menschen, die unkompliziert, umweltfreundlich und sportlich unterwegs sein wollen, und bestückt mit robusten, hochwertigen Komponenten. So lässt sich das sblocs beschreiben. Vor allem aber muss man dieses Cargo-Bike erfahren, wegen der wirklich außergewöhnlichen Lenktechnik.
Gut gefallen uns am sblocs Citytourer die kompakte Bauart, die wandelbare Cargo-Box und, wenn man den Bogen raus hat, das elegant-agile Fahrgefühl. Weniger gut gefallen uns, dass Blinker fehlen, denn Handzeichen geben ist echt schwierig, dann, dass es auf ruppigen Strecken auf Dauer ungemütlich wird, denn das Bike ist ungefedert und der stattliche Preis.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Wieso, was kostet das Fahrrad denn?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Das sblocs gibt es ab 8.125 Euro und unser Testmodell mit stufenloser Schaltung und Riemenantrieb kostet 8.925 Euro. Der Hersteller schreibt auf seiner Webseite: Wir bauen Fahrräder, aber eigentlich verkaufen wir Kurven. Naja, aber den Preis erklärt das auch nicht wirklich. Immerhin: Demnächst soll es ein neues Modell geben, das dann unter 7000 Euro kosten soll.«