Ob "Lasertag" oder "Paintball": In den kommenden Jahren könnten MR-Headsets eine einfache, kostengünstige und private Alternative zu ortsgebundenen Freizeitangeboten dieser Art werden. Da Mixed-Reality-Arenen rein digital sind, lassen sie sich ohne großen Aufwand überall aufstellen, wo genügend Platz vorhanden ist. Sie erfordern keine Wartung und keine spezielle Ausrüstung außer der MR-Brille.
Durch die Verschmelzung von physischer Realität und digitalem Spiel lassen sich Arenen und Spielmechaniken prinzipiell freier gestalten. Integrierte Editoren ermöglichen es zudem, im Nu neue Arenen zu entwerfen oder bestehende zu verändern.
Für Meta Quest gibt es bereits einige Multiplayer-Spiele dieser Art. Ein neueres Beispiel namens "Lasertag" sticht durch eine technische Innovation hervor, die es besonders zugänglich macht. Wir haben "Lasertag" mit Meta Quest 3 ausprobiert und stellen zwei Alternativen vor.
Wie Mixed Reality auf Quest 3 funktioniert
Die meisten Quest-Spiele setzen einen 3D-Scan des Spielraums für Mixed Reality voraus. Nutzer müssen diesen vorab anfertigen, indem sie sich durch das eigene Wohnzimmer bewegen. Das Headset erstellt dabei ein 3D-Modell des Raums.
Mithilfe dieses Modells und KI-gestützter Objekterkennung weiß das Headset, wo sich Wände, Fenster, Türen und Möbel befinden und kann Realität und Spiel auf dieser Basis nahtlos miteinander verbinden. Bei Mixed-Reality-Shootern etwa prallen Projektile realistisch an Wänden ab, und Spieler können sich hinter Möbeln in Deckung bringen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes Video (TargetVideo GmbH) geladen.
Videos immer laden
Metas Ansatz hat zwei wesentliche Nachteile. Zum einen kann der Scanvorgang je nach Größe und Komplexität des Raums mehrere Minuten in Anspruch nehmen. Zum anderen ist der 3D-Scan nur eine Momentaufnahme: Verschiebt man Möbelstücke, muss man ihn später von Hand anpassen oder komplett neu erstellen.
Die zentrale Innovation von "Lasertag" ist eine eigene Lösung, die den Raum während des Spielens kontinuierlich scannt. Das macht das Spiel zugleich zugänglicher und immersiver als bisherige MR-Spiele.
Lasertag im Praxistest: Action ohne Wartezeit
In unserem Test funktionierte das überraschend gut: Ohne vorherigen 3D-Scan spielten wir zu zweit über mehrere miteinander verbundene Zimmer hinweg, ohne dass das Spiel aus dem Takt geriet. Sogar Stühle ließen sich als bewegliche Deckung nutzen oder Türen schließen, um gegnerischen Projektilen zu entgehen. Das System passt sich binnen weniger Augenblicke an die neuen Gegebenheiten an.
Die Kalibrierung der Headsets erfolgt automatisch ohne Eingabe von Raumcodes, sodass man sofort loslegen kann. Eine Spielerobergrenze gibt es nicht: Es können so viele miteinander spielen, wie es das eigene WLAN und das Headset leistungstechnisch zulässt. Die Entwickler haben das Spiel mit bis zu zehn Spielern getestet. Wie Lasertag als Gruppenerlebnis aussieht, zeigt das folgende Video.
Wir probierten "Lasertag" auch in einer Tiefgarage aus. Dort machte es einen soliden Eindruck. In engeren Räumen wirken die Gefechte jedoch realer, da die Laserprojektile den Raum füllen, die Umgebung erleuchten und von nahen Wänden und Objekten abprallen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.
YouTube-Video immer laden
Einen Nachteil hat das kontinuierliche 3D-Scanning: Es ist rechenintensiver als Metas Standardverfahren und leert den ohnehin knappen Akku der Meta Quest noch schneller. Unterstützt wird es zudem nur von Quest 3 und 3S. Entwickelt hat die Technik Lasertag-Programmierer Julian Triveri, der sie auf auf Github anderen Quest-Entwicklern zur Verfügung stellt.
Gereifte Alternativen: Spatial Ops und Laser Limbo
Inhaltlich ist "Lasertag" noch etwas dünn aufgestellt, da sich das Spiel in einer frühen Entwicklungsphase befindet, in der für das Team primär die technischen Aspekte im Vordergrund stehen. Ausgearbeitete Spielmodi und eine größere Auswahl an Waffen sollen später folgen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.
YouTube-Video immer laden
Deutlich weiter in dieser Hinsicht ist der MR-Titel "Spatial Ops", der vier Spielmodi, Unterstützung für bis zu acht Spieler, unterschiedliche Waffen und einen ausgeklügelten Editor zur Erstellung eigener Arenen bietet. "Spatial Ops" nutzt Metas Scanning-Verfahren und scannt den Raum nicht kontinuierlich.
Das Gleiche gilt für das deutsche MR-Spiel "Laser Limbo", eine weitere, gereifte Alternative zu "Lasertag", die mit zahlreichen Spielmodi, Pixel-Art-Ästhetik und zusätzlichen Mechaniken wie beweglichen Laserbarrieren punktet. Es unterstützt bis zu acht Spieler (Enterprise Version). Ein Nachteil ist hier, dass für die Einrichtung derzeit noch mehr manuelle Justierungen nötig sind.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.
YouTube-Video immer laden
Alle drei Titel lassen sich auch im Freien spielen, allerdings gibt es bei der Outdoor-Nutzung von MR-Headsets einiges zu beachten: Man sollte sich in einer sicheren Umgebung aufhalten und nicht unter der prallen Sonne spielen. Helles Licht kann das Trackingsystem beeinträchtigen und bei direkter Sonneneinstrahlung auf die Linsen sogar die Displays beschädigen. Am besten spielt man daher an bedeckten Tagen oder in schattigen Außenbereichen.
(tobe)