Krieg in Nahost: Israel schickt Delegation für Gespräche nach Katar

vor 12 Stunden 1

Indirekte Verhandlung mit der Hamas sollen zu einer 60-tägigen Waffenruhe im Gaza-Krieg und zur Freilassung der Geiseln führen.

Viele Angaben stammen von Konfliktparteien und lassen sich teilweise nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.

Wichtige Updates

Iran: Chamenei tritt erstmals seit Krieg öffentlich auf

Gaza-Stiftung: Zwei amerikanische Helfer bei Angriff verletzt

IAEA: Atominspektoren haben Iran verlassen

Israel plant Maßnahmen gegen Iran 

Trump will mit Iran sprechen

Israel schickt Delegation für Gespräche nach Katar

Die israelische Regierung entsendet am Sonntag nach eigenen Angaben eine Delegation für indirekte Gespräche mit der islamistischen Hamas in die katarische Hauptstadt Doha. Die Gespräche, bei denen Katar, Ägypten und die USA vermitteln, sollen zu einer 60-tägigen Waffenruhe im Gaza-Krieg und zur Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas führen.

Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte allerdings auch, die von der Hamas geforderten Änderungen an einem Waffenruheabkommen seien inakzeptabel. Die Hamas hatte erklärt, sie habe auf einen US-Vorschlag positiv reagiert. Sie hatte aber verlauten lassen, sie habe Einwände in Bezug auf humanitäre Hilfe, die Nutzung des Grenzübergangs Rafah und einen Zeitplan für einen israelischen Truppenabzug.

Netanjahu selbst wird zudem am Montag zu einem Besuch bei US-Präsident Donald Trump in Washington erwartet. Die Bemühungen um eine befristete Waffenruhe im Gazastreifen treten seit Monaten auf der Stelle.

Iran: Chamenei tritt erstmals seit Krieg öffentlich auf

Der oberste Führer Irans, Ayatollah Ali Chamenei, ist erstmals seit dem Zwölftagekrieg seines Landes gegen Israel in der Öffentlichkeit erschienen. Der 86-Jährige nahm an einer Trauerfeier im Rahmen des Aschura-Fests teil, wie auf der Internetseite des Staatschefs bekanntgegeben wurde. Das Aschura-Fest ist einer der wichtigsten islamischen Trauertage für Schiiten.

Chamenei war zuletzt am 11. Juni bei einem Treffen mit Abgeordneten öffentlich aufgetreten. Israel hatte Iran am 13. Juni angegriffen. In einem Staat, der auf symbolische Präsenz und religiöse Autorität baut, wog Chameneis Abwesenheit schwer. Im Krieg hatte Israels Verteidigungsminister Israel Katz Chamenei offen gedroht: Dieser könne „nicht weiter existieren“. Seine Abwesenheit hatte Raum für Spekulationen gegeben.

Die New York Times berichtete, der 86-Jährige habe sich während des Krieges in einem Bunker aufgehalten, elektronische Kommunikationsmittel gemieden und mit seinen Kommandeuren über einen vertrauten Assistenten kommuniziert.

Gaza-Stiftung: Zwei amerikanische Helfer bei Angriff verletzt

Bei einem Angriff auf ein Lebensmittel-Verteilzentrum der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) sind nach Angaben der Stiftung zwei amerikanische Helfer verletzt worden. Das US-Außenministerium machte die Hamas-Terrororganisation dafür verantwortlich. Eine Ministeriumssprecherin schrieb auf der Plattform X, der Gewaltakt entlarve die Verkommenheit der Hamas. In einer Mitteilung sprach die Stiftung GHF von zwei Angreifern, die zwei Granaten in Richtung der Helfer geworfen haben sollen. Die beiden seien nicht lebensbedrohlich verletzt worden und würden nun medizinisch behandelt.

Die Stiftung hatte bereits in der Vergangenheit von Angriffen auf ihre Mitarbeiter berichtet. Zuletzt waren nach GHF-Angaben im Juni acht palästinensische Mitarbeiter bei einem Angriff auf dem Weg zu einem Zentrum getötet worden. Die Stiftung machte die Hamas dafür verantwortlich.

Zu dem jüngsten Angriff sei es nach der Verteilung von Lebensmitteln in einem Verteilzentrum bei Chan Yunis im Süden des umkämpften Küstenstreifens gekommen, hieß es von der Stiftung weiter. Man habe bereits mehrfach auf „glaubwürdige Drohungen“ der Hamas gegen amerikanisches Personal, palästinensische Helfer und die Zivilbevölkerung hingewiesen. „Der heutige Anschlag bestätigt diese Warnungen auf tragische Weise“, erklärte die GHF.

Jens Schneider

Hamas will über Vorschlag zu Waffenruhe verhandeln

Die islamistische Hamas hat nach eigenem Bekunden eine „positive Antwort“ zu einem von den USA vermittelten Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen übermittelt. Diese Antwort sei den Vermittlern überreicht worden, erklärte sie. Die Hamas ist demnach bereit, sich sofort in Verhandlungen über einen Mechanismus zu begeben, der zur Umsetzung des Plans für eine Waffenruhe führe.

 „Die Bewegung hat den brüderlichen Vermittlern ihre Antwort übermittelt, die von einem positiven Geist geprägt ist“, schrieb die Hamas laut der Agentur Reuters auf ihrer Website. „Die Hamas ist bereit, mit aller Ernsthaftigkeit sofort in eine neue Verhandlungsrunde über den Mechanismus zur Umsetzung dieses Rahmens einzutreten.“ Die israelische Zeitung Haaretz berichtet unter Berufung auf Beamte, Israel habe die Antwort der Hamas erhalten und prüfe sie. Dem Bericht der Zeitung zufolge ist am späten Abend eine Sitzung des Sicherheitskabinetts geplant. Die Sitzung sei bereits zuvor geplant gewesen, die Antwort der Hamas dürfte nun jedoch im Mittelpunkt der Gespräche stehen. 

Die USA hatten vor einigen Tagen einen Vorschlag für eine 60-tägige Waffenruhe im Gazastreifen vorgelegt und erklärt, Israel habe den dort genannten Bedingungen zugestimmt. Seitdem wurde auf die Antwort der Islamisten gewartet. Unklar blieb nun, was genau die „positive Antwort“ bedeuten soll. Weitere Einzelheiten nannte die Hamas in der Erklärung nicht, auch nicht etwaige Bedingungen oder Vorbehalte. 

Ein Funktionär der Organisation, der nicht namentlich genannt werden wollte, hatte kurz vor der Veröffentlichung der Erklärung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitgeteilt, dass die Antwort an die Vermittler Ägypten, Katar und USA auch den Wunsch nach einigen Klarstellungen beinhalte. So gebe es noch Klärungsbedarf in Hinsicht auf den Fortbestand nach der vorerst auf 60 Tage befristeten Dauer der Waffenruhe, auf den Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen sowie auf den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe in das abgeriegelte Küstengebiet.

Die genauen Bedingungen des neuen Vorschlags der Vermittler sind öffentlich nicht bekannt. Israelischen und internationalen Medien zufolge sieht der Vorschlag für einen Deal die Freilassung von zehn der noch mindestens 20 lebenden Geiseln und die Übergabe der Leichen von 18 Entführten im Austausch gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen vor.

Nadja Lissok

Palästinenser: Mindestens 40 Tote bei israelischen Angriffen

Bei israelischen Angriffen auf Ziele im Gazastreifen hat es palästinensischen Angaben zufolge erneut viele Tote gegeben. Seit den frühen Morgenstunden seien mindestens 40 Menschen in verschiedenen Teilen des abgeriegelten Küstengebiets ums Leben gekommen, hieß es aus medizinischen Kreisen. Unter den Toten seien auch zwölf Menschen, die an Verteilungsstellen für humanitäre Hilfe gewartet hätten. Die Angaben können nicht unabhängig geprüft werden.

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, Angriffe habe es unter anderem in der Nähe der Stadt Gaza sowie in Chan Yunis im Süden des Gazastreifens gegeben. Vom israelischen Militär gab es dazu bislang keine Angaben. 

Patrick Wehner

Trump: Es könnte schon nächste Woche ein Gaza-Abkommen geben 

US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben die positive Reaktion der Hamas auf den von den USA vermittelten Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen begrüßt. Er sagte Reportern an Bord der Air Force One, dass es schon bis nächste Woche eine Einigung über eine Waffenruhe im Gazastreifen geben könnte. Er fügte hinzu, dass jedoch noch nicht über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert worden sei. 

Newsdesk

UBS und Goldman verweigerten Gaza-Stiftung GHF offenbar Konto 

Die von den USA unterstützte Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) hat bei ihren Bemühungen um die Eröffnung eines Bankkontos in der Schweiz von zwei Großbanken wohl eine Abfuhr bekommen. Die Schweizer UBS habe eine entsprechende Anfrage abgelehnt, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Goldman Sachs habe nach ersten Gesprächen ebenfalls kein Schweizer Konto für die GHF eingerichtet. Die GHF reagierte den Angaben zufolge nicht auf die Anfrage, ob sie mit anderen Banken gesprochen habe.

Die GHF ist eine von den USA und Israel unterstützte Organisation, die seit Mai humanitäre Hilfsgüter an Zivilisten im Gazastreifen liefert. Sie umgeht dabei traditionelle Hilfskanäle, einschließlich der Vereinten Nationen. Die Stiftung habe ein Bankkonto für eine in Genf ansässige Einheit eröffnen wollen, um das Einsammeln von Spenden von außerhalb der USA zu erleichtern, sagten zwei weitere Personen mit Kenntnis der Pläne. Ein GHF-Sprecher erklärte gegenüber Reuters, die Entscheidung, sich aus der Schweiz zurückzuziehen, sei nicht auf Rückschläge zurückzuführen. "Es war eine strategische Entscheidung, in den USA ansässig zu sein." Ein Hindernis in den Gesprächen mit den Banken war offenbar die mangelnde Transparenz darüber, woher die Gelder der Stiftung kommen würden. Die GHF legte keine Einzelheiten zu ihren Finanzen offen. Ein GHF-Sprecher erklärte, man habe "über eine anfängliche Finanzierung aus Europa gesprochen, aber wir nennen keine Spender, um deren Privatsphäre zu schützen".

Bei Reuters hieß es im Juni, dass die US-Regierung der GHF 30 Millionen Dollar geben würde – ihren ersten bekannten finanziellen Beitrag. Die Organisation wird von Johnnie Moore geleitet, einem ehemaligen Berater von US-Präsident Donald Trump, nachdem der vorherige Geschäftsführer Jake Wood im Mai zurückgetreten war.

Newsdesk

IAEA: Atominspektoren haben Iran verlassen

Nach der Aussetzung der iranischen Kooperation mit den UN-Atomwächtern haben Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) am Freitag das Land verlassen. Das teilte die IAEA in Wien auf der Plattform X mit. Das Inspektoren-Team sei während des jüngsten Krieges im Land geblieben und habe sich nun auf den Weg nach Wien gemacht, hieß es.

Nach Angaben aus diplomatischen Kreisen waren zuletzt nur noch einige wenige IAEA-Fachleute in der Islamischen Republik gewesen. Wie viele es waren, und ob alle Inspektoren ausgereist sind, beantwortete ein IAEA-Sprecher nicht.

Am Mittwoch hatte Iran die Zusammenarbeit mit der IAEA formal ausgesetzt. Die Inspektoren hatten keinen Zugang mehr zu den Atomanlagen, seit diese im Krieg mit Israel und den USA bombardiert und beschädigt worden waren.

Es sei außerordentlich wichtig, dass die IAEA mit Iran über eine möglichst baldige Wiederaufnahme ihrer unverzichtbaren Kontroll-Einsätze in Iran spreche, zitierte die IAEA ihren Chef Rafael Grossi auf der Plattform X.

Israel hatte am 13. Juni Iran angegriffen und landesweit Ziele bombardiert. Als Begründung führte die Regierung die Bedrohung durch Irans umstrittenes Atomprogramm an. Israel befürchtet, die Islamische Republik könnte eine Atombombe bauen. Iran bestreitet dies und reagierte mit Raketen- und Drohnenangriffen. 

Dann traten die USA in den Krieg mit ein und bombardierten die wichtigsten Atomanlagen in Iran. Wie groß die Schäden sind, ist weiterhin unklar. Inzwischen gilt eine Waffenruhe.

Alexandra Föderl-Schmid

Israel plant Maßnahmen gegen Iran 

Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Israel Katz will sein Land nach dem Krieg mit Iran weitere Schritte unternehmen, damit von der Islamischen Republik keine Bedrohung mehr ausgeht. Katz sagte, die israelische Armee bereite dafür einen Plan vor. „Das Militär muss sich sowohl nachrichtendienstlich als auch operativ vorbereiten, um die Lufthoheit über Teheran zu sichern und Iran am Wiederaufbau seiner Fähigkeiten zu hindern“, bekräftigte der Minister nach einem Treffen mit hochrangigen Militärs. 

In einer Erklärung teilte Generalstabschef Eyal Zamir mit, die Vorbereitungen für die Operation gegen Iran hätten Jahre in Anspruch genommen, "tausende Stunden an Planung, Geheimdienstinformationsbeschaffung und Training". In den vergangenen Monaten habe man dann die Kräfte gebündelt, sodass der Plan ausgeführt werden konnte. "Die Operation ist vorbei, aber nicht die Kampagne." 

Israel hatte am 13. Juni einen Krieg gegen seinen Erzfeind Iran begonnen und Luftangriffe gegen Ziele im ganzen Land geflogen. Teheran reagierte mit Raketenangriffen in Israel. Am 24. Juni verkündete US-Präsident Donald Trump eine Waffenruhe zwischen beiden Ländern. 

Alexandra Föderl-Schmid

Hamas erörtert Vorschlag für Waffenstillstand

US-Präsident Donald Trump will einen Waffenstillstand im Gazastreifen erreichen. Kurz vor dem für Montag geplanten Besuch von Israels Premier Benjamin Netanjahu liegt ein von den USA unterstützter Vorschlag vor, den die Hamas eigenen Angaben zufolge mit anderen palästinensischen Gruppen erörtert. Man werde den Vermittlern nach Abschluss dieser Gespräche eine Antwort vorlegen, teilte die Hamas weiter mit. Laut Angaben von Donald Trump wolle die Hamas binnen 24 Stunden reagieren. Israel hat in den vergangenen Tagen seine Angriffe im Gazastreifen intensiviert. Palästinensischen Angaben zufolge wurden am Donnerstag mindestens 69 Menschen getötet.

Alexandra Föderl-Schmid

Trump will mit Iran sprechen

US-Präsident Donald Trump zufolge will Iran mit den USA sprechen. Er wolle sich "notfalls" mit Vertretern des Landes treffen, so Trump. "Iran möchte mit mir sprechen und ich denke, sie würden gerne mit mir sprechen. Es ist an der Zeit, dass sie das tun", sagte Trump auf dem Weg zu einer Kundgebung in Iowa vor Reportern. "Wir wollen sie nicht verletzen. Wir wollen, dass sie wieder ein Land werden", fügte Trump hinzu. Die USA haben Israel bei ihren Angriffen in Iran massiv unterstützt, Trump hatte dann nach zwölf Tagen ein Ende des Krieges verkündet. 
Der saudi-arabische Verteidigungsminister Prinz Khalid bin Salman hat sich am Donnerstag einem Medienbericht zufolge mit Trump und anderen US-Regierungsvertretern im Weißen Haus getroffen. Wie der US-Sender Fox News unter Berufung auf mehrere Insider berichtete, soll es bei dem Gespräch um Deeskalationsbemühungen mit Iran gegangen sein.

Alexandra Föderl-Schmid

Pentagon sieht Irans Atomprogramm um etwa zwei Jahre verzögert

US-Präsident Donald Trump hat die US-Luftangriffe auf iranische Atomanlagen als spektakulären Erfolg gefeiert. Nun äußert sich das US-Verteidigungsministerium bei diesem Thema zurückhaltend. Einer Einschätzung des Pentagons zufolge sollen die US-Luftangriffe auf drei iranische Atomanlagen das Atomprogramm des Landes um etwa zwei Jahre zurückgeworfen haben. „Vor allem diese Anlagen sind vollständig zerstört worden“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington unter Verweis auf Geheimdienstberichte.
Die USA hatten Israels Angriffe gegen das iranische Atomprogramm mit der Bombardierung der wichtigsten Atomanlagen unterstützt. Am 22. Juni warfen US-Tarnkappenbomber bei dem Einsatz mit dem Codenamen „Mitternachtshammer“ insgesamt 14 bunkerbrechende Bomben des Typs GBU-57 auf iranische Anlagen in Fordo, Natans und Isfahan ab. Seitdem wird das Ausmaß der Schäden an Irans Nuklearanlagen diskutiert – auch mit der Frage, wie schnell Teheran die zerstörten Anlagen wiederaufbauen kann. 
Trump sprach von einer völligen Zerstörung der Anlagen. Eine erste Einschätzung des Militärgeheimdienstes DIA sah das iranische Atomprogramm dagegen nur um einige Monate zurückgeworfen. Auch der oberste UN-Atomwächter sieht Iran nach den Angriffen Israels und der USA in der Lage, sein Atomprogramm wieder aufzubauen. Trotz der Angriffe auf die Atomanlagen sei es möglich „innerhalb weniger Monate“ mehrere Zentrifugenanlagen zur Anreicherung von Uran in Betrieb zu nehmen, sagte Rafael Grossi, der Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Ende Juni. Das deckt sich auch mit einer Einschätzung der israelischen Armee. 

Patrick Wehner

Palästinenser melden zehn Tote bei israelischem Angriff in Gaza

Bei einem weiteren israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge mindestens zehn Menschen getötet worden. Mehr als 50 weitere Menschen seien verletzt worden, berichteten Augenzeugen und Mitarbeiter des Nasser-Krankenhauses. Getroffen worden sei ein Zelt mit Binnenvertriebenen im Gebiet Al-Mawasi bei Chan Yunis im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens, hieß es. Bei sechs der Todesopfer handele es sich um Mitglieder einer Familie. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär äußerte sich zunächst nicht dazu. 

Patrick Wehner

Netanjahu: Es wird keine Hamas mehr geben 

Während die islamistische Hamas nach eigenen Angaben einen neuen Vermittlungsvorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen prüft, beschwört Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Sieg über die Terrororganisation. „Ich sage Ihnen – es wird keine Hamas mehr geben“, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros in einer Rede in der südisraelischen Stadt Aschkelon. „Es wird kein Hamastan mehr geben. Wir werden nicht zu dem zurückkehren. Es ist vorbei. Wir werden alle unsere Geiseln befreien“, sagte Netanjahu. Man werde die Islamistenorganisation grundlegend „eliminieren“.

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor mitgeteilt, Israel habe die „notwendigen Bedingungen“ für den Abschluss einer auf 60 Tage begrenzten Waffenruhe im Gaza-Krieg zugestimmt. Während dieser Zeit würden die USA mit allen Parteien zusammenarbeiten, um den Krieg zu beenden. Die Hamas teilte daraufhin mit, einen entsprechenden Vorschlag der Vermittler zu prüfen. Man gehe „mit großer Verantwortung“ an die Sache.

Katja Guttmann

UN: Im Gazastreifen sind inzwischen 85 Prozent Sperrgebiet

Der überwiegende Großteil des Gazastreifens steht nach UN-Angaben derzeit unter einer Evakuierungsanordnung durch Israel oder liegt in einer militärischen Sperrzone: rund 85 Prozent. Das schränke den Zugang zu humanitärer Hilfe erheblich ein, sagte ein Sprecher der Vereinten Nationen in New York. Der jüngste Evakuierungsbefehl der israelischen Armee betraf demnach zwei Stadtteile in Chan Yunis, aus denen Raketenbeschuss gemeldet wurde. In diesen Vierteln leben bis zu 80 000 Menschen.

Ein wichtiges Wasserreservoir, Hauptverteilungspunkt für Trinkwasser in Chan Yunis, sei durch die Anordnung nicht mehr zugänglich. Jede Beschädigung der Anlage hätte schwerwiegende Folgen, so der Sprecher Stéphane Dujarric. Schon jetzt nähmen Durchfallerkrankungen im Gazastreifen stark zu, eine Folge unzureichender Trink- und Brauchwasserversorgung.

Unterdessen schränkt die Erschöpfung der Treibstoffvorräte laut den Vereinten Nationen Hilfsmaßnahmen weiter ein. Am Mittwoch sei der Transport aus Restbeständen in den Norden des Gazastreifens von israelischen Behörden verweigert worden. Ohne neuen Treibstoff drohe ein kompletter Stromausfall mit Auswirkungen auf den Betrieb des Al-Shifa-Krankenhauses in Gaza, aber auch auf Wasserpumpen und die Information der Bevölkerung.

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