Krieg in Gaza: Israelische Armee meldet Beschuss von mehreren "Terrorzielen"

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IDF troops Gaza Strip
© Jack Guez/​AFP/​Getty Images

Israels Militär hat nach eigenen Angaben "Terrorziele" und Hamas-Tunnel beschossen. Private Händler sollen bald Hilfslieferungen nach Gaza bringen dürfen. Das Liveblog

Aktualisiert am 5. August 2025, 12:55 Uhr

Sarah Vojta

Verteidigungsminister Katz versichert Bereitschaft des Militärs für mögliche Ausweitung von Angriffen

Nach Medienberichten über israelische Absichten, den Krieg im Gazastreifen auszuweiten, hat Verteidigungsminister Israel Katz die nächsten Schritte der Armee mitgeteilt. Das Militär werde die nach einer heutigen Kabinettssitzung möglicherweise beschlossenen "Maßnahmen" gegenüber Gaza "professionell umsetzen“, sagte Katz.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu soll sich laut der Zeitung Ha'aretz mit dem Sicherheitskabinett über eine Ausweitung der Offensive im Gazastreifen beraten. Ziel sei es, die Kontrolle über das gesamte Gebiet zu übernehmen. Das weitere politische Vorgehen soll heute bei einer Sitzung des Kabinetts festgelegt werden.

Leon Ginzel

Israelische Armee meldet Beschuss von mehreren "Terrorzielen" im Gazastreifen

Das israelische Militär (IDF) hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen mehrere von der Hamas genutzte Gebäude im Gazastreifen beschossen. Das berichtet die Zeitung Times of Israel. Dabei wurden laut den IDF mehrere Terroristen getötet und allein im Süden insgesamt 30 Ziele getroffen. Damit sind Häuser und Wohnungen gemeint, die laut den IDF von der Hamas für Angriffe genutzt werden.

Sowohl im Norden als auch im Süden seien mehrere Tunneleingänge entdeckt und zerstört worden. 

Leon Ginzel

Hilfslieferungen werden nach israelischen Angaben auf private Händler ausgeweitet

Laut der israelischen Militärbehörde Cogat sollen bald auch private Händler im Gazastreifen "schrittweise und kontrolliert" Hilfslieferungen einführen dürfen. Dadurch solle das Volumen erhöht und die Abhängigkeit von Hilfslieferungen der UN oder anderer Organisationen verringert werden. 

Dafür wurden laut Cogat bestimmte Händler überprüft und ausgewählt. Sie sollen demnach Essen, Babynahrung, Obst und Gemüse sowie Hygieneartikel einführen dürfen.

Mit dem Schritt werde ein Kabinettsbeschluss umgesetzt.

Verena Hölzl

Israel fängt offenbar Rakete aus dem Jemen ab

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge ein aus dem Jemen abgefeuertes Projektil abgefangen. "Nach den Sirenen, die kürzlich in mehreren Gebieten Israels ertönten, wurde eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete von der israelischen Luftwaffe abgefangen", teilte die Armee am Dienstag im Onlinedienst X mit.

Marla Noss

Israelischer Angriff im Libanon tötet einen Menschen 

Im Südlibanon ist dem libanesischen Gesundheitsministerium zufolge erneut ein Mensch durch einen israelischen Angriff getötet worden. Vier weitere Personen seien verletzt worden. Bei dem Toten soll es sich nach Angaben libanesischer Sicherheitskreise um ein Mitglied der Hisbollah gehandelt haben. Das israelische Militär bestätigte später ebenfalls, dass es einen "Hisbollah-Terroristen“ im Südlibanon angegriffen und getötet habe.

Marla Noss

Netanjahu strebt Berichten zufolge Ausweitung des Krieges im Gazastreifen an

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll nach Angaben mehrerer Medienberichte über eine mögliche Ausweitung des Krieges im Gazastreifen beraten. Die israelische Zeitung Ha’aretz spricht von einer Quelle, der zufolge in dieser Woche das Sicherheitskabinett einberufen werde, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Wobei unter anderem auch die Invasion von Gebieten im Gazastreifen diskutiert werden soll, in denen sich die israelischen Geiseln befinden könnten. In einer Videobotschaft am Sonntag hatte Netanjahu dargelegt, dass die islamistische Hamas aus seiner Sicht zu keiner Verhandlungslösung bereit sei. 

Marla Noss

Hilfe in Gaza nach UN-Angaben weiterhin unzureichend

Eine Woche nach den von Israel verkündeten taktischen Kampfpausen für Hilfslieferungen ist die humanitäre Situation nach Angaben der Vereinten Nationen unverändert. Die Hilfe sei dem UN-Sprecher Farhan Haq zufolge unzureichend. Konvois mit Hilfsgütern würden weiterhin bei der Auslieferung behindert. Manche Einsätze innerhalb des Gazastreifens dauerten mehr als 18 Stunden, teilte Haq mit. Die Teams seien gezwungen, mehr als zehn Stunden am Stück auf Straßen zu warten, die oft gefährlich, verstopft oder unpassierbar seien. Als positiv vermerkte er, dass Israel höhere Treibstofflieferungen in den Gazastreifen gebilligt habe.

Gleichzeitig sei die Gewalt der israelischen Streitkräfte und der Siedler im besetzten Westjordanland gegen Palästinenser unvermindert. Die Zahl gewalttätiger Übergriffe durch israelische Siedler nehme zu, sagte der UN-Sprecher unter Verweis auf das Koordinierungsbüro der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe (OCHA).  

Sophia Reddig

Regierung sieht Israel in Verantwortung für Gaza-Versorgung 

Die Bundesregierung sieht nach Worten von Regierungssprecher Stefan Kornelius Israel "in der Pflicht, eine umfassende Versorgung auch mit Unterstützung der Vereinten Nationen und anderer humanitärer Organisationen sicherzustellen". Das erklärte Kornelius schriftlich, nachdem Außenminister Johann Wadephul (CDU) das Sicherheitskabinett über seine Reise nach Israel und in das Westjordanland telefonisch informiert hatte.Man sehe "erste leichte Fortschritte bei der humanitären Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen", die allerdings bei Weitem nicht ausreichten, um die Notlage zu lindern, hieß es weiter. Die Regierung sei besorgt über Informationen, wonach große Mengen an Hilfsgütern von der Hamas und kriminellen Organisationen zurückgehalten werden.

Mehreren Berichten zufolge gibt es jedoch keine hinreichenden Belege für eine systematische Unterschlagung von Hilfsgütern durch die Hamas. Israel kontrolliert alle Zugänge zu dem Küstengebiet am Mittelmeer und ließ über mehrere Monate keine oder nur wenige Hilfslieferungen passieren.

Sophia Reddig

Netanjahu kündigt neue Befehle an Armee für diese Woche an

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu will der Armee im Verlauf der Woche neue Befehle für den Krieg gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen geben. Das sagte er bei einer Kabinettssitzung. Er kündigte an, das Kabinett einzuberufen, um der israelischen Armee Anweisungen zu erteilen, "wie sie unsere drei Kriegsziele erreichen soll".

Die von Israel erklärten Kriegsziele lauten: "den Feind zu besiegen, unsere Geiseln zu befreien und sicherzustellen, dass der Gazastreifen keine Bedrohung mehr für Israel darstellt."

Sophia Reddig

Mehr als 100 Journalisten fordern sofortigen Zugang nach Gaza 

Um Gräueltaten im Gazastreifen zu dokumentieren, fordern mehr als 100 Journalisten einen sofortigen und freien Zugang für ausländische Medien. Bei Weigerung durch die Kriegsparteien sollten Journalisten "mit allen legitimen Mitteln, unabhängig, gemeinsam oder in Abstimmung mit humanitären oder zivilgesellschaftlichen Akteuren" auch ohne Zustimmung nach Gaza einreisen.

Das fordern Journalisten von Nachrichtenorganisationen weltweit in einer Petition, wie der britische Sender Sky News berichtete. Eine der Unterzeichnerinnen ist demnach CNN-Chefkorrespondentin Christiane Amanpour. 

Die Medienschaffenden fordern von Israel und der Hamas, eine unabhängige Berichterstattung aus dem Kriegsgebiet zuzulassen, die seit Beginn des Kriegs im Oktober 2023 verwehrt wird. Der Zugang sei nicht nur notwendig, "um die sich abzeichnenden Gräueltaten zu dokumentieren, sondern auch um sicherzustellen, dass die Wahrheit über diesen Krieg nicht von denen diktiert wird, die die Waffen und die Berichterstattung kontrollieren", zitiert Sky News aus der Petition.

Laut Bericht ist die jüngste Petition Teil einer größeren Initiative mit dem Titel "Freedom to report" des bekannten brasilianisch-norwegischen Fotojournalisten André Liohn.

Sophia Reddig

Ehemalige israelische Sicherheitschefs fordern ein Ende des Krieges 

Frühere israelische Sicherheitschefs haben sich in einem Videoaufruf für ein sofortiges Ende des Gazakriegs ausgesprochen. "Dieser Krieg hat als ein gerechter Krieg begonnen", sagte der ehemalige Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ami Ajalon. Es sei zunächst ein Verteidigungskrieg gewesen.

"Aber nachdem wir alle militärischen Ziele erreicht haben, nachdem wir einen glänzenden militärischen Sieg über alle unsere Feinde erzielt haben, ist dies kein gerechter Krieg mehr", sagte er. Dem Staat Israel drohe nun der Verlust seiner Sicherheit und seiner Identität

Weitere Personen in dem Video sind der ehemalige Generalstabschef und Ministerpräsident Ehud Barak, die ehemaligen Generalstabschefs Mosche Jaalon und Dan Chalutz sowie drei ehemalige Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad. Insgesamt 19 Ex-Sicherheitschefs fordern ein Ende des Kriegs, der ihrer Ansicht nach nur noch aus politischen Gründen fortgesetzt wird. 

"Wir stehen vor einer Niederlage", warnte der ehemalige Mossad-Chef Tamir Pardo. Mehrere der Repräsentanten sagten, Israel werde von einer fundamentalistischen, extremistischen Regierung angeführt, die nicht mehr den Rückhalt der Mehrheit habe. Sie forderten eine Rückführung aller 50 Geiseln in einem einzelnen Schritt.

Anja Keinath

Frei für "Hilfe vor Ort" statt Aufnahme von verletzten Kindern 

Kanzleramtschef Thorsten Frei hat sich wenig offen für eine Aufnahme von Kindern aus dem Gazastreifen in Deutschland gezeigt. Es sei zunächst einmal wichtig, "vor Ort zu helfen", sagte der CDU-Politiker RTL und ntv. "Darauf sollten wir uns konzentrieren und schauen, was können wir tun, um sowohl die Versorgung mit Lebensmitteln als auch die medizinische Versorgung zu verbessern."

Zuvor hatten Hannover und Düsseldorf angeboten, verletzte Kinder aufzunehmen, verwiesen aber darauf, dass dies nur in Kooperation mit der Bundesregierung möglich sei. Das Bundesinnenministerium hatte mitgeteilt, es wolle die Überlegungen prüfen.

"Inzwischen kommen jeden Tag weit mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen, als zur Verhinderung einer Hungersnot notwendig wären", sagte Frei. Laut UN-Organisationen reichen die aktuellen Lkw-Ladungen jedoch nicht aus. Das Problem sei, dass ein Großteil der Lieferungen von der Hamas und organisierten Kriminellen abgefangen werde, sagte Frei weiter. Mehreren Berichten zufolge gibt es jedoch keine hinreichenden  Belege für eine systematische Unterschlagung von Hilfsgütern durch die Hamas.

Maline Hofmann

SPD-Fraktionsvize fordert mehr Hilfe für Gaza

Aus der SPD verlauten weitere Forderungen nach sichtbaren Konsequenzen gegenüber Israel angesichts der humanitären Krise im Gazastreifen. Siemtje Möller, die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, sagte im ZDF-Morgenmagazin: "Ich finde, dass die israelische Regierung jetzt noch wenige – vielleicht Tage – hat, um tatsächlich bürokratische Hürden abzubauen und die Hilfe am Ende wirklich möglich zu machen." Andernfalls müsse die Bundesregierung Gegenmaßnahmen in Erwägung ziehen.

Als Beispiele nannte Möller die Teilaussetzung eines im Jahr 2000 in Kraft getretenen EU-Israel-Abkommens zur Vertiefung der gegenseitigen Beziehungen oder Sanktionen gegen rechtsextreme israelische Kabinettsmitglieder. "Ohne diesen Druck bewegt sich die israelische Regierung ganz offenkundig nicht", sagte sie. 

Weiter forderte Möller mehr und effektivere Hilfslieferungen für die Menschen in Gaza. Die SPD-Politikerin war Teil einer Delegation, die in der vergangenen Woche mit Außenminister Johann Wadephul nach Israel und ins Westjordanland gereist war. 

Petrina Engelke

UN-Sicherheitsrat plant laut Israel Dringlichkeitssitzung zu Geiseln

Der UN-Sicherheitsrat wird nach israelischen Angaben eine Dringlichkeitssitzung zu den im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln abhalten. Der Sicherheitsrat werde "am kommenden Dienstag" zu einer Sondersitzung "über die schlimme Lage der Geiseln in Gaza zusammenkommen", sagte der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon. 

Petrina Engelke

CDU-Politiker Kiesewetter kritisiert Hilfspakete, appelliert an Staatsräson

Außenpolitiker Roderich Kiesewetter (CDU) hat den Kurs der schwarz-roten Bundesregierung in der Nahostpolitik kritisiert. Der Obmann der Unionsfraktion im Auswärtigen Ausschuss fragte im Tagesspiegel: 

"Warum wirft Deutschland Hilfspakete über Gaza ab, die laut Bundeskanzler bis zu 100 Prozent in Hamas-Hände fallen, also die direkte Unterstützung der Hamas bewirken?"

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter

Mehreren Berichten zufolge konnten bislang keine Belege für einen systematischen Diebstahl von Hilfslieferungen im Gazastreifen gefunden werden. Israel hatte dies der Hamas wiederholt vorgeworfen.

Kiesewetter forderte eine deutsche Initiative zur Entwaffnung der Hamas "unter Einbindung der arabischen Staaten, die sich gegen die Hamas gestellt haben". Eine Perspektive für Gaza werde es nur geben, wenn die Terrororganisation Hamas vollständig zerschlagen sei, sagte der CDU-Politiker. "Das wäre wesentlich sinnvoller, als einseitig Israel zu kritisieren und gerade in der Stunde der Bewährung unsere Staatsräson als leere Worthülse dastehen zu lassen."

Zudem sprach sich Kiesewetter gegen die Anerkennung von Palästina als Staat aus, die Großbritannien plant und Frankreich derzeit erwägt. Der CDU-Politiker sagte: "Es gilt, unverbrüchlich an der Seite Israels zu stehen und die propalästinensischen, israelfeindlichen Narrative in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu entlarven." 

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