Bei der Hilfsgüterverteilung im Gazastreifen kamen laut israelischem Militär Zivilisten zu Schaden. Das Gesundheitsministerium meldet 60 Tote. Das Liveblog
Aktualisiert am 30. Juni 2025, 18:47 Uhr
Israel räumt Vorfall an Verteilzentren im Gazastreifen ein
Das israelische Militär hat mitgeteilt, dass palästinensische Zivilisten bei der Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen zu Schaden gekommen sind. Daraufhin seien entsprechende Anweisungen an die Soldaten ausgegeben worden, teilte das israelische Militär mit.
Ein Militärsprecher erklärt, Vorfälle, bei denen Bewohner des Gazastreifens verletzt wurden, würden überprüft. Was genau passiert ist und wie schwer die Zivilisten verletzt wurden, wurde nicht mitgeteilt.
Gesundheitsministerium im Gazastreifen meldet 60 Tote
Im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben rund 60 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden. Zunächst war von mindestens 38 Toten im gesamten Küstengebiet die Rede gewesen. Allein zehn Menschen seien in Seitun und 13 in einem Gebiet südwestlich von Gaza-Stadt gestorben, teilte das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit.
22 Menschen, darunter Frauen, Kinder und ein örtlicher Journalist, wurden Rettungskräften zufolge bei einem israelischen Luftangriff auf ein Café am Strand von Gaza-Stadt getötet.
Bei den Angaben wird kein Unterschied zwischen Zivilisten und Hamas-Mitgliedern gemacht, sie lassen sich zudem nicht unabhängig überprüfen. Sie beruhen auf der Erfassung der Toten, die von den Angehörigen in die nur eingeschränkt funktionierenden Krankenhäuser gebracht werden.
Bundesregierung besorgt über Gewalt gegen Hilfesuchende in Gaza
Die Bundesregierung hat angesichts der vielen Toten und Verletzten an Lebensmittel-Verteilungsstellen im Gazastreifen Sorge ausgedrückt. Anlass sind wiederholte Berichte über Tote im Umfeld der Verteilzentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF).
"Es kommt dort immer zu Toten und Verletzten, das wird von der Bundesregierung sehr kritisch beobachtet", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius. Zudem sei die Wiederaufnahme der zeitweilig ganz ausgesetzten humanitären Hilfe in dem Gebiet sehr begrenzt. Der Sprecher sagte: "Notleidende Menschen dürfen beim Empfang von Lebensmitteln nicht ihr Leben riskieren müssen."
Heute Morgen sollen im Gazastreifen palästinensischen Angaben zufolge mindestens 22 Palästinenser durch israelische Angriffe getötet worden sein. Laut der Nachrichtenagentur dpa berichteten Zeugen, Krankenhäuser und das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium, dass viele der Getöteten sich um humanitäre Hilfen bemüht hätten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Israels Regierung beruft wegen Siedlergewalt Dringlichkeitssitzung ein
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat wegen der zunehmenden Gewalt radikaler Siedler im Westjordanland ein Dringlichkeitstreffen einberufen. Vertreter aller Sicherheitsorgane sollen laut Katz daran teilnehmen.
In der Nacht hatten zahlreiche radikale Siedler im besetzten Westjordanland eine israelische Militäreinrichtung angegriffen und in Brand gesetzt. Die Siedler wollten damit nach Medienberichten gegen Warnschüsse durch Soldaten protestieren. Bei einer Konfrontation am Wochenende war ein Teenager verletzt worden.
Die Attacke auf israelische Soldaten verurteilte Katz mit drastischen Worten. "Dieser Erscheinung muss sofort ein Ende gesetzt werden. Wir werden alle notwendigen Mittel einsetzen, um diese Gewalt an der Wurzel auszurotten." Seit Beginn des Gazakriegs im Oktober 2023 kommt es im Westjordanland auch verstärkt zu Gewalt radikaler Siedler gegen Palästinenser. Der Armee wird immer wieder vorgeworfen, sie gehe nicht entschlossen genug gegen solche Angreifer vor.
Hamas-Zivilschutz meldet 23 Tote bei israelischen Angriffen im Gazastreifen
Bei Angriffen oder Schüssen der israelischen Armee im Gazastreifen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes 23 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien mindestens drei Kinder, sagte ein Zivilschutzsprecher der Nachrichtenagentur AFP.
Die israelische Armee gab indes bekannt, dass ein 20-jähriger Soldat bei Kämpfen im Norden des Gazastreifens getötet worden sei. Der israelische Geheimdienst Schin Bet teilte mit, ein Netzwerk von Hamas-Terroristen im besetzten Westjordanland zerstört zu haben. 60 Mitglieder der Hamas wurden demnach festgenommen. Zehn militante Zellen, die Anschläge verüben wollten, seien zerschlagen worden. Gegen die Verdächtigen würden Terrorismusvorwürfe erhoben, hieß es. Der Schin Bet sprach von seiner größten Ermittlung im Westjordanland in den vergangenen zehn Jahren. Die Hamas äußerte sich zunächst nicht.
Trump dringt auf Waffenruhe im Gazastreifen
US-Präsident Donald Trump hat eine Waffenruhe im Gazastreifen gefordert. "Macht das Abkommen in Gaza. Holt die Geiseln zurück!!!", schrieb er auf Truth Social.
Zuvor hatte Trump am Freitag angedeutet, dass eine Waffenruhe bald erreicht werden könnte. "Wir denken, dass wir innerhalb der nächsten Woche eine Waffenruhe erreichen werden", sagte er.
Der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, werde in den nächsten Tagen zu Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen, den Iran und andere Themen in die USA reisen, berichtete die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf einen Regierungsvertreter.
Israels Militär fordert Menschen im Gazastreifen zum Verlassen von Gebieten auf
Die israelische Armee hat Angriffe auf den Norden des Gazastreifens angekündigt und die Zivilbevölkerung erneut aufgefordert, Gaza-Stadt und Dschabalija im Norden des Gazastreifens zu verlassen. Das berichtete die Zeitung Times of Israel. Die Zivilbevölkerung soll sich demnach in das Gebiet Mawasi an der Küste im Süden des Gazastreifens begeben. Bereits Ende Mai hatte Israels Armee die Bevölkerung dort zur Räumung aufgefordert.
Auch im Süden des Gazastreifens setzte die israelische Armee ihre Angriffe fort. Das berichtete die israelische Zeitung Ha'aretz. Demnach kam es palästinensischen Angaben zufolge zu Artillerieangriffen auf Gebiete in der Nähe von Rafah und Luftangriffen auf Chan Junis.
Trump fordert erneut Ende des Korruptionsverfahrens gegen Netanjahu
US-Präsident Donald Trump hat der israelischen Justiz politische Motive im Korruptionsverfahren gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vorgeworfen. Mit dem Verfahren behindere die Justiz eine Verhandlungslösung im Gazakrieg, behauptete Trump in einem Post auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. Trump bezeichnete den seit fünf Jahren laufenden Prozess gegen Netanjahu als "politische Hexenjagd", ganz ähnlich der, die auch er habe durchmachen müssen, schrieb Trump. Es sei "schrecklich", was Netanjahu angetan werde.
"Er ist ein Kriegsheld und ein Ministerpräsident, der zusammen mit den Vereinigten Staaten großartige Arbeit geleistet hat, um die gefährliche nukleare Bedrohung im Iran erfolgreich zu beseitigen", schrieb Trump über Netanjahu.
Der US-Präsident ist selbst ein verurteilter Strafverbrecher und hat sich in der Vergangenheit mehrmals mit Politikern solidarisiert, die beispielsweise wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht standen. Bereits am Mittwoch forderte Trump in einem Post auf Truth Social die sofortige Einstellung des Verfahrens gegen Netanjahu.
Tote nach israelischen Angriffen auf den Libanon
Bei israelischen Angriffen im Süden des Libanon hat es nach libanesischen Angaben drei Tote gegeben. Ein Mann sei gestern bei einem Drohnenangriff auf ein Auto in Kunine getötet worden, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Bei einem weiteren Angriff auf ein Motorrad in Mahruna in der Nähe der Stadt Tyros seien ein Mann und eine Frau getötet worden. Das Ministerium meldete zudem insgesamt zwei Verletzte. Die israelische Armee teilte mit, "Terroristen" der Hisbollah getötet zu haben.
Am Freitag waren bei israelischen Angriffen im Süden des Libanon nach libanesischen Angaben eine Frau getötet und 25 weitere Menschen verletzt worden. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, die Frau sei bei einem Drohnenangriff auf eine Wohnung in der Stadt Nabatäa getötet worden. Die israelische Armee sagte dagegen, man habe "keine zivilen Gebäude angegriffen". Der Angriff habe der Hisbollah gegolten. Dabei sei eine vor Ort gelagerte Rakete explodiert.
Hisbollah-Chef Naim Kassem sagte gestern in einer Fernsehansprache, seine Miliz habe sich an die Waffenruhe gehalten, Israel hingegen nicht. Dies sei "vollkommen inakzeptabel".
Frankreich will humanitäre Unterstützung im Gazastreifen leisten
Die Regierung in Paris hat die Hilfe Frankreichs und der Europäischen Union bei der Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen angeboten. Sein Land stehe "bereit, ebenso Europa, um zur Sicherheit der Lebensmittelverteilung beizutragen", sagte der französische Außenminister Jean-Noël Barrot dem Nachrichtensender LCI. Bei einer derartigen Initiative würden auch die Sorgen der israelischen Regierung berücksichtigt, dass bewaffnete Gruppen im Gazastreifen "diese humanitäre Hilfe veruntreuen".
Wie die Unterstützung Frankreichs und der EU konkret aussehen könnte, führte Barrot nicht aus. Frankreichs Außenminister brachte in dem Interview seine "Wut" zum Ausdruck, dass in den vergangenen Wochen bereits 500 Menschen bei der Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen ihr Leben verloren hätten.
Demonstration in Tel Aviv für die Freilassung der Geiseln
Tausende Menschen haben in Tel Aviv für die Freilassung der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln demonstriert. Die Menge versammelte sich mit israelischen Flaggen und Fotos der Verschleppten auf dem sogenannten Platz der Geiseln. Einige Demonstrierende forderten von US-Präsident Donald Trump, sich für eine Vereinbarung mit der radikalislamischen Hamas einzusetzen: "Präsident Trump, beenden Sie die Krise im Gazastreifen. Der Nobelpreis wartet", stand auf einem Plakat.
Es war die erste Demonstration des Forums der Geiselangehörigen seit dem Krieg gegen den Iran. Während des zwölftägigen Krieges konnten die sonst wöchentlichen Proteste wegen eines Versammlungsverbots nicht stattfinden. "Der Krieg mit dem Iran endete mit einer Einigung. Der Krieg im Gazastreifen muss auf die gleiche Weise enden – mit einem Abkommen, das alle nach Hause bringt", erklärte das Forum der Geiselangehörigen vor der Demonstration.
Israels Armee meldet Tod eines Hamas-Kommandeurs
Bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen ist nach Angaben der Armee ein hochrangiger Kommandeur der islamistischen Hamas getötet worden. Wie das Militär weiter mitteilte, galt Hakem Al-Issa als einer der Gründer der Hamas. Er war demnach vor allem im militärischen Flügel der Terrororganisation tätig. Er soll zudem eine wichtige Rolle bei der Planung und Durchführung des Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 gespielt haben.
Al-Issa war nach Armeeangaben einer der letzten hochrangigen Kommandeure der Hamas im Gazastreifen. Zuletzt fungierte er demnach als Chef einer wichtigen Einheit der Terrororganisation und arbeitete am strukturellen Wiederaufbau der Hamas nach rund anderthalb Jahren Gazakrieg.
Libanon meldet drei Tote nach israelischem Drohnenangriff
Bei einem israelischen Luftangriff im Süden des Libanon wurden nach libanesischen Angaben drei Menschen getötet. Wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtete, starb der Mann durch einen Drohnenangriff der israelischen Armee auf ein Auto im Ort Kounine. Bei weiteren einem Angriff auf ein Motorrad nahe der Stadt Tyros seien ein Mann und eine Frau getötet worden. Zwei Menschen sind nach Angaben des Ministeriums verletzt worden.
Die israelische Armee gab an, dass bei dem Angriff in Kounine "der Terrorist Hassan Mohammed Hammudi" getötet worden sei. Während des Kriegs gegen die Hisbollah soll dieser demnach für Angriffe auf israelisches Gebiet verantwortlich gewesen sein. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Huthis greifen Israel mit Rakete an
Die Huthi-Miliz im Jemen hat nach eigenen Angaben eine Rakete in Richtung Israel abgefeuert. Eine ballistische Rakete wurde auf ein "empfindliches feindliches israelisches Ziel" in Beerscheba im südlichen Israel abgeschossen, sagte Huthi-Militärsprecher Jahja Saree.
Laut der israelischen Armee gab es in mehreren Gegenden Luftalarm, bevor die Rakete "höchstwahrscheinlich erfolgreich abgefangen" wurde.
Palästinensisches Gesundheitsministerium berichtet von 81 getöteten Menschen in 24 Stunden
In den vergangenen 24 Stunden sind palästinensischen Angaben zufolge bei israelischen Angriffen im Gazastreifen mindestens 81 Menschen getötet worden. Weitere 422 seien verletzt worden, teilte das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit. Die Zahl der Toten seit Kriegsbeginn sei damit auf 56.412 gestiegen.
In den Angaben wird kein Unterschied zwischen Zivilisten und Hamas-Mitgliedern gemacht, sie lassen sich zudem nicht unabhängig überprüfen. Sie beruhen auf der Erfassung der Toten, die von den Angehörigen in die nur eingeschränkt funktionierenden Krankenhäuser gebracht werden.