Viele Angaben über den Kriegsverlauf wie Opferzahlen oder Details zu Kämpfen stammen von ukrainischen oder russischen Behörden und lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.
Wichtige Updates
Selenskij warnt vor Ausweitung des Krieges
Ukraine attackiert Raffinerie Saratow in Russland
Ukraine meldet massiven russischen Angriff auf Saporischschja
Italien ordnet Auslieferung von mutmaßlichem Nord-Stream-Saboteur an
Polnischer Präsident: Alles tun, um für einen Krieg bereit zu sein
Russland bremst mit Drohnenangriffen ukrainische Bahn aus
Russland hat in der Nacht erneut Objekte der ukrainischen Bahn mit Drohnen attackiert und beschädigt. „Wegen einer umfassenden feindlichen Attacke auf Umspannwerke haben wir Verspätungen bei Zügen in Richtung Odessa und Dnipro“, teilte die ukrainische Eisenbahn auf Telegram mit. Es seien Dieselloks aus der Reserve aktiviert worden, um feststeckende Züge wieder in Bewegung zu setzen.
Bahnchef Oleksandr Perzowskyj sprach von einer „weiteren Nacht mit einem weiteren komplexen Angriff auf die Eisenbahn“. Erst am Vortag hatte Perzowskyj darüber berichtet, dass Russland seit Juli versuche, mit massiven Angriffen gezielt die Bahninfrastruktur zu zerstören. Ins Visier gerieten dabei insbesondere wichtige Knotenpunkte. Die Drohnen zielten dort gleichzeitig auf Umspannwerke, Depots und Bahnhöfe, sagte er. Die Bahn in der Ukraine gilt als strategisch wichtig – auch für die Verteidigung des Landes.
Selenskij warnt vor Ausweitung des Krieges
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij warnt Europa vor einer Ausweitung des Kriegs durch Russland auch über sein Land hinaus. "Es ist entscheidend, dass Europa wirklich versteht: Wenn es um Russland geht, geht es nicht um den einen oder anderen Nachbarn, sondern um alle", erklärte der Präsident in seiner abendlichen Videoansprache, die er auf X veröffentlichte. "Andernfalls wird Russland seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen und den Krieg nur ausweiten - und zwar nicht unbedingt nur gegen die Ukraine."
Der Krieg bleibe einzig und allein der Krieg von Russland und von Kremlchef Wladimir Putin, sagte Selenskij. Man erwarte, dass die Welt daraus ihre Schlüsse ziehe - vor allem nach dem massiven Eindringen russischer Drohnen in Polens Luftraum. Vergangene Woche waren in einer Nacht mindestens 19 Flugobjekte aus Russland in den polnischen Luftraum eingedrungen. Erstmals schossen die polnische Luftwaffe und Nato-Kräfte in Polen diese Drohnen ab.
Von der Leyen: In Telefonat mit Trump weiteren Russland-Druck diskutiert
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den wirtschaftlichen Druck auf Russland erhöhen. Nach einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump kündigt von der Leyen auf X an, die Kommission werde einen beschleunigten Ausstieg aus Importen von Gas und Öl aus Russland vorschlagen. "Russlands Kriegswirtschaft, die durch Einnahmen aus fossilen Brennstoffen gestützt wird, finanziert das Blutvergießen in der Ukraine", schreibt sie.
Ukraine attackiert Raffinerie Saratow in Russland
Bei ihren Angriffen auf die russische Ölindustrie hat die Ukraine nach eigenen Angaben auch eine Raffinerie in Saratow an der Wolga mit Drohnen attackiert. In der Umgebung der Anlage seien Explosionen und Brände registriert worden, teilte der Generalstab in Kiew mit. Er äußerte sich nicht zum Ausmaß möglicher Schäden.
Von russischer Seite gab es nur indirekte Hinweise auf den Drohnenangriff. Der Flughafen der Stadt Saratow war in der Nacht einige Stunden lang gesperrt, wie die Luftfahrtbehörde Rosawiazija mitteilte. Das russische Militär meldete, über dem Gebiet seien 18 feindliche Drohnen abgefangen worden.
Die Raffinerie in Saratow, etwa 800 Kilometer von ukrainischem Territorium entfernt, gehört zum größten russischen Ölkonzern Rosneft. In den Tagen zuvor hatte die ukrainische Armee bereits die zweitgrößte russische Raffinerie in Kirischi im Umland von St. Petersburg sowie den Ölhafen Primorsk an der Ostsee attackiert.
Durch die systematischen Angriffe hat Russland bereits geschätzt ein Fünftel seiner Kapazitäten zur Ölverarbeitung verloren. In einigen Regionen wird von Benzinmangel berichtet. Die Ukraine will diesen wichtigen Wirtschaftszweig treffen und hofft auf Probleme beim Treibstoffnachschub für die russische Armee.
Ukraine meldet massiven russischen Angriff auf Saporischschja
Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut mit Angriffen überzogen. Moskaus Militär habe nach vorläufigen Angaben zehn Schläge mit einem Mehrfachraketenwerfer auf die Stadt und den Kreis Saporischschja ausgeführt, teilte die ukrainische Nationalpolizei mit. Zwei Menschen wurden getötet, 18 weitere verletzt, wie Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko mitteilte. Die Polizei hatte zunächst von einem Todesopfer und 13 Verletzten gesprochen, darunter zwei Minderjährige im Alter von vier und 17 Jahren. Militärgouverneur Iwan Fedorow zufolge wurden zehn Wohnblocks und zwölf Häuser beschädigt.
Im südukrainischen Gebiet Mykolajiw sei ein Traktorfahrer bei einem Angriff auf einen Bauernhof getötet worden, schrieb der Militärgouverneur der Region, Witalij Kim, in der Nacht auf Telegram. Nach zwei Drohnentreffern in Sumy im Nordosten der Ukraine beklagte der Militärgouverneur des Gebiets, Oleh Hryhorow, teilweise Stromausfälle. Brände infolge russischer Angriffe gab es nach Angaben des Zivilschutzes in der Region Kiew und im Gebiet Charkiw.
Neben dem Angriff auf Saporischschja setzte Russlands Militär in der Nacht laut der ukrainischen Luftwaffe 113 Drohnen ein. Davon seien 89 abgewehrt worden. Demnach gab es 22 Einschläge an sechs Orten.
Italien ordnet Auslieferung von mutmaßlichem Nord-Stream-Saboteur an
Ein italienisches Gericht hat angeordnet, den im August festgenommenen Serhij K. nach Deutschland auszuliefern. Der deutsche Generalbundesanwalt wirft dem Ukrainer vor, für Explosionen an den Röhren der Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 verantwortlich zu sein und die Sabotageaktion im September 2022 koordiniert zu haben. Bei K. soll es sich SZ-Informationen zufolge um einen ehemaligen Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes SBU handeln.
Der Verteidiger des Ukrainers kündigte an, gegen die Entscheidung Einspruch beim Kassationsgericht einlegen zu wollen. In dem Verfahren seien Grundrechte seines Mandanten verletzt worden, außerdem stehe ihm nach üblichem internationalem Recht Immunität zu, weil seine Tat eine militärische Aktion gewesen sei.
Polnischer Präsident: Alles tun, um für einen Krieg bereit zu sein
Nach dem massiven Eindringen russischer Drohnen auf Nato-Gebiet fordert der neue polnische Präsident Karol Nawrocki die Nato zu verstärkten Anstrengungen zur Abschreckung auf. "Wir müssen alles tun, um für einen Krieg bereit zu sein. Denn nur das gibt uns Frieden", sagte er der Bild in Warschau. Er gehe davon aus, dass es "solche Angriffe auf Nato-Territorium" nicht mehr geben werde. "Die Nato wird noch besser vorbereitet sein."
In Moskaus mehr als dreieinhalb Jahren dauerndem Angriffskrieg gegen die Ukraine waren in der Nacht auf Mittwoch nicht nur einzelne russische Drohnen in den Luftraum Polens und damit der Nato geraten, sondern mindestens 19 Flugobjekte.
Polen: Haben Drohne über sensiblen Regierungsgebäuden "neutralisiert"
Polens Ministerpräsident Donald Tusk schreibt auf X, der Staatsschutz habe eine Drohne "neutralisiert", die über sensiblen Regierungsgebäuden operiert habe. Zwei belarussische Staatsbürger seien im Zusammenhang mit dem Vorfall festgenommen worden. Die Polizei untersuche die Umstände des Vorfalls.
Großbritannien beteiligt sich an Nato-Einsatz zur Luftraumsicherung
Für den neuen Nato-Einsatz zur Sicherung des Luftraums an der Ostflanke gibt es weitere Unterstützungszusagen. Großbritannien kündigte an, sich mit Kampfjets vom Typ Typhoon zu beteiligen. Wie das oberste Hauptquartier der alliierten Streitkräfte in Europa (Shape) im belgischen Mons mitteilte, wird auch Spanien in Kürze Beiträge ankündigen. Zudem hätten auch Italien und Schweden Hilfe signalisiert, hieß es. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, dass Italien zwei Kampfjets vom Typ Eurofighter bereitstellen wolle.
Der Einsatz mit dem Namen „Eastern Sentry“ (deutsch etwa: Wächter des Ostens) war am Freitag in Reaktion auf mutmaßlich vorsätzliche Luftraumverletzungen durch russische Drohnen in Polen gestartet worden. Über ihn sollen vor allem zusätzliche Überwachungs- und Flugabwehrkapazitäten mobilisiert werden.
Deutschland stellt für „Eastern Sentry“ vier Kampfjets vom Typ Eurofighter, um sich an bewaffneten Schutzflügen über Polen zu beteiligen. Mit dabei sind bislang zudem Frankreich mit drei Rafale-Kampfjets, Tschechien mit drei Hubschraubern sowie Dänemark mit zwei F-16 und einer Flugabwehr-Fregatte. Großbritannien teilte bisher nicht mit, wie viele Jets Teil des Einsatzes werden sollen.
US-Soldaten unerwartet als Beobachter bei Sapad-Manpver in Belarus
Zwei US-Militärs haben unerwartet das russisch-belarussische Großmanöver Sapad 2025 in Belarus als Beobachter besucht. Auf dem Übungsgelände bei der Stadt Borissow begrüßte der belarussische Verteidigungsminister einen US-Militärdiplomaten mit Begleitung und veröffentlichte ein Video der Begegnung. Er wies demnach an, den beiden Amerikanern die besten Plätze zu geben und ihnen alles zu zeigen, was sie interessiere. Borissow liegt etwa 60 Kilometer nordöstlich von Minsk.
Wegen des zunehmenden Konflikts zwischen Russland und dem Westen hat die turnusmäßige große Militärübung bei den benachbarten EU- und Nato-Staaten große Befürchtungen geweckt. Verteidigungsminister Chrenin sagte, das Manöver in Belarus sei angesichts der Sorgen im Ausland noch einmal verkleinert worden. Er sprach von 6000 belarussischen Soldaten und 1000 russischen Soldaten. Westliche Militärexperten gehen indes von höheren Zahlen aus. Schwierig zu schätzen ist auch die Zahl der Soldaten beim Teil der Übung in Russland. Als offizielle Beobachter nehmen mit Moskau befreundete Staaten wie China, Kasachstan oder Vietnam teil. Aus der Nato haben neben den USA die Türkei und Ungarn Beobachter entsandt.
Medwedjew: Schutz der Ukraine bedeutet Krieg mit Russland
Dmitrij Medwedjew, der Scharfmacher des russischen Machthabers Putin, hat den westlichen Staaten gedroht, sollten diese die Verteidigung des Nato-Luftraums auf die Westukraine ausweiten. Der frühere Präsident und jetzige Vizechef des Sicherheitsrates schrieb auf seinem Telegram-Kanal: Eine Flugverbotszone über der Ukraine, bei der die Nato russische Drohnen abfange, "bedeutet bloß eins - einen Krieg der Nato mit Russland." Die "Ukraine" setzte er dabei in Anführungszeichen. Medwedjew hat der Ukraine bereits mehrfach ihr Existenzrecht aberkannt.
Mit seinem Beitrag bei Telegram bezieht sich Medwedjew auf Überlegungen im Westen, den Schutz der Nato-Ostflanke auszuweiten. Hintergrund sind russisische Drohnen, die in der vergangenen Woche wiederholt in den polnischen Luftraum eingedrungen waren. Als erste Reaktion verlegte die Nato Kampfjets in die Region, es gab jedoch auch Überlegungen, anfliegende russische Drohnen bereits über der Westukraine abzufangen. Aus Angst vor einer direkten Konfrontation mit Russland schreckt der Westen bisher davor zurück.
China droht nach Trumps Sanktions-Vorstoß mit Konsequenzen
China hat nach der Forderung von US-Präsident Donald Trump, alle Nato-Staaten sollten hohe Zölle auf chinesische Waren erheben und kein russisches Öl mehr kaufen, mit Konsequenzen gedroht. Sollten Chinas Interessen geschädigt werden, werde die Volksrepublik Gegenmaßnahmen ergreifen und ihre Sicherheit sowie Entwicklungsinteressen verteidigen, sagte Außenamtssprecher Lin Jian in Peking. Das Vorgehen der USA sei ein "typischer Fall einseitiger Schikane".
Trump hatte zuvor weitere Russland-Sanktionen der USA daran geknüpft, dass alle Nato-Staaten Zölle in Höhe von 50 bis 100 Prozent auf chinesische Importe erheben und kein russisches Öl mehr kaufen. Ihm zufolge soll dies helfen, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Trump will damit erreichen, dass China seinen Einfluss auf Moskau nutzt, in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine an den Verhandlungstisch zu kommen. Die Zölle würden laut Trump dann aufgehoben, wenn der Krieg zwischen Russland und Ukraine endet.
Satelliten-Internet Starlink fällt an der gesamten Frontlinie aus
Bei ihrer Kommunikation sowie dem Einsatz von Drohnen ist die ukrainische Armee in hohem Maße abhängig von Starlink, dem Satelliten-Internet der Firma Space X von Elon Musk. Wie es von den ukrainischen Streitkräften heißt, ist das Internet derzeit nicht erreichbar, und zwar entlang "der gesamten Frontlinie", wie Robert Browdi bei Telegram schreibt. Browdi ist Kommandeur der Streitkräfte für unbemannte Systeme, jenes Teils der ukrainischen Armee also, die sich mit Drohnen zu Luft und Wasser befassen. Weltweit melden Nutzer von Starlink gerade Verbindungsprobleme.
Es ist nicht das erste Mal, dass Starlink Probleme hat und die ukrainischen Soldaten dadurch Probleme bekommen. Bereits im Juli war der Service vorübergehend nicht erreichbar. Die militärischen Auswirkungen solcher vorübergehenden Störungen sind schwer abzuschätzen. Fiele der Dienst dauerhaft weg, wäre das für die ukrainischen Streitkräfte wohl verheerend. Das sieht auch der Milliardär Musk so. Im März schrieb er bei X, die Front in der Ukraine bräche zusammen, wenn er den Dienst abstellen würde. Das war damals als Drohung in Richtung Kiew zu verstehen, sich auf Verhandlungen und Zugeständnisse gegenüber Russland einzulassen.
Starlink ist in der Ukraine aber nicht ausschließlich von militärischer Bedeutung. Wegen der russischen Angriffe auf die Infrastruktur sind auch Schulen, Krankenhäuser und die Verwaltung vom Satelliteninternet abhängig.
Trump knüpft US-Sanktionen gegen Russland an härteres Vorgehen Europas
US-Präsident Donald Trump macht mögliche US-Sanktionen gegen Russland von einem härteren Vorgehen Europas abhängig. "Die europäischen Strafmaßnahmen sind nicht hart genug. Ich bin bereit zu handeln, aber Europa muss nachziehen und seine Maßnahmen auf mein Niveau anheben", sagt Trump vor Reportern.
Selenskij: Ukrainische Truppen rücken in Region Sumy vor
Die ukrainischen Streitkräfte rücken laut Präsident Wolodimir Selenskij in den Grenzgebieten der nördlichen Region Sumy vor. In dem Gebiet versuchen russische Truppen seit Monaten, Fuß zu fassen. Zudem beruft sich Selenskij auf den Oberbefehlshaber Olexandr Syrskij, demzufolge die russischen Streitkräfte in den Regionen Donezk und Charkiw erhebliche Verluste erleiden. Russland meldet seinerseits seit Tagen Geländegewinne in der zentralen Region Dnipropetrowsk und rückt im Osten der Ukraine langsam vor. Der von Russland eingesetzte Verwaltungschef des besetzten Teils der Region Donezk, Denis Puschilin, spricht von einer Zangenbewegung bei Ortschaften nahe Pokrowsk. Unterdessen kommen in der südlichen Region Cherson nach Angaben des Gouverneurs Olexandr Prokudin zwei Menschen bei Beschuss und Drohnenangriffen ums Leben.