Köln hat den Aufstieg vor der Nase: "Das hätte schon vorher so sein können"

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Der 1. FC Köln gewinnt nach zwei Partien ohne Sieg wieder und hat schon sechs Punkte Vorsprung auf Platz 4. Kapitän Timo Hübers sieht einen Aufwärtstrend, der für den Aufstieg bestätigt werden muss.

 Timo Hübers unterlief ein Eigentor, Preußen Münster ging trotzdem als Verlierer nach Hause.

Pechvogel ohne Folgen: Timo Hübers unterlief ein Eigentor, Preußen Münster ging trotzdem als Verlierer nach Hause. IMAGO/Revierfoto

Fünf Minuten vor Schluss konnten es sich die Fans des 1. FC Köln nicht verkneifen. "Wir steigen auf" schallte durch das Müngersdorfer Stadion und wer wollte es den 50.000, mehrheitlich FC-Fans auch verdenken? Mit 3:1 schlugen die Geißböcke Preußen Münster und fuhren damit nach zwei Partien ohne Sieg wieder einen Dreier ein. In der Tabelle ist Köln wieder ganz vorne und hat jetzt sechs Punkte Vorsprung. Wer denkt da nicht an Aufstieg?

Timo Hübers jedenfalls nicht. "Das haben sie ja glaube ich schon öfter mal gesungen", sagte der Kapitän des Noch-Zweitligisten. "Deswegen nimmt man das nicht ganz so wahr." Trainer Gerhard Struber, am Sonntagnachmittag auch eher euphoriereserviert, ließ sich ebenfalls nicht aus der Reserve locken: "Das ist eine schöne Situation, aber keinesfalls mehr. Wir sind nicht romantisch und denken zu früh an irgendetwas."

Viele Chancen, und mal wieder mehr als zwei Tore

Eine vernünftige Einstellung in einer chronisch überhitzten Stadt wie Köln. Zwischen gefühltem Abstieg und gefühltem Aufstieg ist es schließlich oft kein großer Sprung. Gegen Münster aber war der Schritt nicht nur in der Tabelle spürbar, sondern auch auf dem Platz sichtbar.

"Es war nicht das Spiel auf Messers Schneide, wie wir es schon mal erlebt haben diese Saison", resümierte Hübers. Stattdessen gab es Chancen auf ein viertes und ein fünftes Tor, zum fünften Mal erst in dieser Saison erzielte Köln mehr als zwei Tore. Was bemerkenswert ist für eine Mannschaft, die aufsteigen will und deren Trainer sich eigentlich dem Offensivfußball verschrieben hat.

Struber will den Offensivgeist rauslassen

"Mutiger, überzeugter und auch aus meiner Sicht in den richtigen Momenten taktisch weiter", fand Struber den Auftritt seiner Spieler. Dass er sein Team wieder mit einer Viererkette plus Mittelfeldraute aufstellte, sorgte für spürbar mehr Kreativität und Angriffslust. "Es ist nicht immer nur eine Systemfrage, sondern auch die Haltung zum Spiel. Es tut uns gut, das rauszulassen, was dem Gegner mehr Probleme bereitet. Die Überzeugung, der Mut - das hat mir heute richtig gut gefallen", lobte der Trainer seine Mannschaft.

Hinten weitgehend sicher, vorne spielfreudig: Mit diesem Rezept wollen die Kölner zurück in die Bundesliga. Und zeigten gegen Preußen, dass das noch nicht perfekt funktioniert, aber immerhin deutlich besser als in den Vorwochen, als Spieler und Trainer selbst oft mehr schlecht als recht mit ihren Darbietungen leben konnten.

Hübers sollte die Ohren spitzen

In "die richtige Richtung" ist der Fußball des 1. FC Köln nun gegangen, betonte Hübers. Der Kapitän, schuldlos-unglücklich als Schütze am Gegentor, kam auch um die Frage nicht herum, die vielen Kölnern derzeit im Kopf herumgeistert: Wieso spielte die Mannschaft nicht schon vorher so? Am eher harmlosen Gegner jedenfalls wird es nicht gelegen haben, denn schlechte Mannschaften waren zuhauf Gegner des FC, oft aber passte sich Strubers Team problemlos an.

Nun zeigte der FC, was in ihm stecken kann. "Das hätte die Spieltage vorher auch schon so sein können", fand auch Hübers, der trotzdem den Aufstieg vor der Nase hat. Sechs Punkte Vorsprung bei vier ausstehenden Partien zu vergeben, wäre ein echtes FC-Kunststück.

Denn auch die Historie deutet an, was schon die Fans in Müngersdorf vermuteten. In einer Liga mit 18 Mannschaften gelang bislang jeder Mannschaft, die nach 30 Spieltagen an der Spitze thronte, am Ende auch der Aufstieg. Hübers sollte also die Ohren spitzen, wenn aus der Südkurve wieder zu hören ist: "Wir steigen auf."

Jim Decker

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