Knigge für die Weihnachtsfeier: Diese Fettnäpfchen sollten Führungskräfte vermeiden

vor 2 Tage 6

Weihnachtsfeier-Knigge für Chefs »Bitte erzählen Sie nicht einfach irgendwelche Witze!«

Schlechte Reden, guter Alkohol: Weihnachtsfeiern sind für Chefs heikle Veranstaltungen. Eine Expertin gibt Tipps, wie man das Fest meistert – und wann der richtige Zeitpunkt ist, zu gehen.

Das Interview führte Harvard-Business-manager-Redakteurin Wiebke Harms

04.12.2025, 11.40 Uhr

 Für Führungskräfte bergen Weihnachtsfeiern zahlreiche Fallen

Ab ins nächste Fettnäpfchen: Für Führungskräfte bergen Weihnachtsfeiern zahlreiche Fallen

Foto: Studio Firma / Stocksy

Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.

Frage: Frau Lüdemann, gibt es ein absolutes No-Go für Führungskräfte auf der Firmenweihnachtsfeier?

Lüdemann: Aus meiner Sicht ist der größte Fauxpas, wenn eine Führungskraft gar nicht zur Feier erscheint. Damit signalisiert sie, dass ihr das gemeinsame Beisammensein mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht wichtig genug ist.

Frage: Wie kommuniziere ich geschickt, wenn ich einen wichtigen privaten Termin habe und partout nicht zur Weihnachtsfeier kommen kann?

Lüdemann: Selbst wenn Sie Ihre Absage mit einem anderen Termin begründen, laufen Sie Gefahr, die Belegschaft zu enttäuschen. Schließlich haben Sie abgewogen – und ein anderes Ereignis für wichtiger erachtet. Wenn Sie zum Beispiel fehlen, weil Ihr Kind ein Weihnachtskonzert gibt, wird das sicher jeder verstehen. Dennoch würde ich als Führungskraft versuchen, zumindest kurz auf der Feier vorbeizuschauen. Falls das gar nicht möglich ist, sollten Sie eine andere Gelegenheit finden, den Mitarbeitenden für ihren Einsatz zu danken – denn genau darum geht es bei einer Weihnachtsfeier.

Frage: Gibt es auf der Weihnachtsfeier selbst Dinge, die ich als Führungskraft unbedingt tun sollte?

Lüdemann: Begrüßen Sie alle Ihre Teammitglieder persönlich! Je größer die Abteilung, desto schwieriger wird das natürlich – bereiten Sie sich also darauf vor. Nutzen Sie die Zeit und die ungezwungene Atmosphäre, um mit möglichst vielen Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen. Ich werde umgekehrt oft gefragt, ob Angestellte über Hierarchiegrenzen hinweg ihre Vorgesetzten ansprechen dürfen. Meine Antwort lautet: auf jeden Fall! Gerade deshalb sollten Führungskräfte von sich aus das Gespräch suchen – wechseln Sie zum Beispiel öfter den Tisch. Nicht jedem fällt es leicht, den Chef oder die Chefin anzusprechen. Eine Weihnachtsfeier ist eine wunderbare Gelegenheit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die man im Alltag selten sieht. Das stärkt Beziehungen – und gehört zum guten Führungsverhalten. Und ja: Eine kurze Rede sollte auf jeden Fall sein.

»Die Weihnachtsfeier ist eine Gelegenheit, sich persönlich an alle zu wenden. Es ist schade, sie durch mangelnde Vorbereitung verstreichen zu lassen.«

Frage: Wie gelingt eine stimmige Rede?

Lüdemann: Eine Weihnachtsansprache braucht deutlich mehr Unterhaltungswert als die Präsentation von Quartalszahlen. Auch wenn Führungskräfte es gewohnt sind, viele Informationen zu teilen – dafür ist dieser Rahmen nicht der richtige. Entscheidend ist, dem Team zu danken und einen kleinen Ausblick auf das kommende Jahr zu geben. Sprechen Sie in Bildern und Beispielen, blicken Sie zurück auf das, was Ihr Team in den vergangenen zwölf Monaten geleistet hat. Erzählen Sie Anekdoten, seien Sie humorvoll – die Rede sollte den Menschen Freude machen und das Zuhören leichtfallen lassen.

Frage: Also sollte ich lieber ein paar gute Witze einbauen?

Lüdemann: Bitte erzählen Sie nicht einfach irgendwelche Witze! Das liegt einfach nicht jedem. Humor ist sehr individuell und man kann schnell danebenliegen. Zumal viele Witze einen ausgrenzenden Charakter haben. Viele machen sich über ihre Rede vorab zu wenig Gedanken. Natürlich können die meisten Chefinnen und Chefs spontan eine Rede aus dem Ärmel schütteln – aber die wirkt schnell beliebig. Es ist auch ein wichtiges Zeichen von Wertschätzung, sich vorher Anekdoten zu überlegen und keine 08/15-Bausteine zusammenzusetzen. Die Weihnachtsfeier ist eine Gelegenheit, sich persönlich an alle zu wenden. Es ist schade, sie durch mangelnde Vorbereitung verstreichen zu lassen.

Frage: Längst nicht alle Unternehmen richten eine offizielle Weihnachtsfeier aus. Sollte ich eine für meine Abteilung organisieren?

Lüdemann: Wenn Ihr Team eine selbstorganisierte Feier wünscht, dürfen Sie sich zuerst einmal freuen – das ist ein starkes Signal für den Zusammenhalt. Es zeigt, dass die Mitarbeitenden gern Zeit miteinander verbringen, auch über das beruflich Notwendige hinaus. Es ist ein wertvolles Zeichen für eine gute Teamkultur.

Frage: Muss ich als Chef dann eine Runde ausgeben?

Lüdemann: Das gehört zum guten Ton.

Frage: Wie gehe ich damit um, wenn jemand bei der Feier zu tief ins Glas schaut oder über die Stränge schlägt?

Lüdemann: Das ist ein Klassiker. Alkohol ist auf Weihnachtsfeiern immer ein heikles Thema. Selbst wenn jemand das dritte Glas Wein scheinbar problemlos verträgt – es hinterlässt trotzdem schnell einen unguten Eindruck. Gerade als Führungskraft sollte man sich unbedingt beim Alkohol zurückhalten und mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn Sie das Gefühl haben, jemand lässt es sich ein wenig zu gut auf Kosten der Firma gehen, bestellt die Karte hoch und runter oder trinkt die Flasche Wein allein, können Sie das ansprechen. Es stellt sich jedoch die Frage des Zeitpunkts – sagen Sie direkt auf der Weihnachtsfeier etwas oder suchen Sie später das Gespräch? Ich würde versuchen, direkt, aber dezent etwas zu sagen – zum Beispiel mit einem humorvollen Unterton. Ein freundlicher Klaps auf die Schulter und ein Satz wie »Sie scheinen sich ja bestens zu amüsieren!« reicht meist völlig aus. Die meisten verstehen diesen Wink mit dem Zaunpfahl sofort.

»Wer als Chef nach dem offiziellen Teil der Feier geht, macht damit sicher nichts falsch.«

Frage: Wann sollten sich Führungskräfte von der Feier verabschieden?

Lüdemann: Als Chef oder Chefin sollten Sie den Abend bewusst strukturieren: Sie begrüßen die Gäste, eröffnen das Büfett und beenden auch den offiziellen Teil. Das ist für alle das klare Signal: Jetzt beginnt der lockere Ausklang – wer will, kann noch bleiben, muss aber nicht. Ob es angemessen ist, danach als Führungskraft noch lange zu bleiben, hängt von der Unternehmenskultur ab. In einer Agentur oder einem Unternehmen mit flachen Hierarchien können Vorgesetzte eher mitfeiern als in konservativeren Branchen. Bedenken Sie, dass sich Mitarbeiter beobachtet fühlen könnten und sie nach dem offiziellen Teil gern noch zwangloser unter sich feiern würden. Wer als Chef nach dem offiziellen Teil der Feier geht, macht damit sicher nichts falsch.

Gesamten Artikel lesen