
Torschütze Gonzalo García
Foto: Rebecca Blackwell / AP / dpaDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Einer wie keiner: Spieler aus der eigenen Jugend haben es bei Real Madrid nicht immer leicht, anders als beim FC Barcelona ist im Star-Aufgebot der Madrilenen selten Platz für ein Eigengewächs. Gonzalo García ist nun eine Ausnahme, auch wenn er etwas Glück brauchte. Er rückte nur in den Kader, weil sich Endrick verletzt hatte. Und fand sich dann bei der Klub-WM sofort in der Startelf wieder, weil Superstar Kylian Mbappé mit Magen-Darm-Problemen passen musste. Der 21-Jährige traf im ersten Spiel gegen Al-Hilal, legte im zweiten Spiel gegen Pachuca ein Tor vor und traf dann gegen RB Salzburg erneut. Jetzt schreibt er sein kleines persönliches Märchen weiter, gegen Juventus schraubte er sich nach einer Flanke von Trent Alexander-Arnold in die Luft und traf mit einem kräftigen Kopfball zum 1:0 (54. Minute). Es war das Tor zum Sieg.
Ergebnis: Real Madrid besiegte Juventus im Achtelfinale der Klub-WM 1:0. In Miami tat sich das Team von Xabi Alonso anfangs schwer, steigerte sich aber nach der Pause. Im Viertelfinale trifft Madrid auf den Sieger des Duells zwischen Borussia Dortmund und CF Monterrey aus Mexiko (in der Nacht auf Mittwoch, 3 Uhr MESZ/ Stream: DAZN).
Systemsuche: In den ersten beiden Spielen der Klub-WM probierte Xabi Alonso viel aus, der neue Trainer tat sichtbar einiges, um seine Spieler kennenzulernen. Beim 3:0-Sieg gegen Salzburg setzte er dann erstmals auf seine aus Leverkusen-Zeiten erprobte Dreierkette, gegen Juventus änderte er nichts, weder am System noch am Personal. Real Madrid sollte wohl ein wenig so spielen wie Leverkusen in seiner Double-Saison, mit Trent Alexander-Arnold als rechtem Schienenspieler (der ja aus Liverpool gekommen ist und dort vom Ex-Leverkusener Jeremie Frimpong ersetzt wurde) oder dem hochtalentierten Arda Güler als eine Art Florian Wirtz.
Erste Hälfte: Wie das klappte? Am Anfang nicht so wirklich gut. Juventus war zu Beginn die aktivere Mannschaft. Randal Kolo Muani leitete per Hacke auf Kenan Yıldız weiter, der passte zurück zum Ex-Frankfurter. Der wollte es dann aber zu schön machen und lupfte drüber (7.). Danach war es erneut der umtriebige Yıldız, der es aus der Distanz probierte (11.). Der 20-jährige in Regensburg geborene Offensivspieler wirbelte einst auch in der Jugend des FC Bayern, 2022 verließ er die Münchner, mittlerweile prägt er das Spiel von Juventus. Nur: Zählbares gelang ihm nicht. Das unterschied ihn aber zumindest vor der Pause nicht von den hochdekorierten Madrid-Spielern, die wenig zustande brachten und viel zu behäbig wirkten. Auch der spätere Held García agierte bestenfalls unauffällig, es war kein Spiel, das viele US-Amerikaner zu Fußballfans transformieren wird.

Blieb torlos: Kenan Yıldız
Foto: Hannah McKay / REUTERSZweite Hälfte: Real Madrid kam wie verwandelt aus der Pause, während Juventus im nun leichten Regen plötzlich gar nicht mehr am Spiel teilnahm. Fede Valverde (47.) und Jude Bellingham (52.) vergaben große Chancen, García traf, dann probierte es der starke Valverde per Fallrückzieher, aber ohne Erfolg (61.). Alonso brachte dann auch noch den wieder genesenen Mbappé und später Altmeister Luka Modrić für den fast 20 Jahre jüngeren Güler. Der Kroate, der Madrid verlassen wird und wohl zur AC Mailand wechselt, kam bislang in jedem Spiel zum Einsatz. Womöglich verabschiedet er sich ja mit einem Titel. Nur die Effizienz stimmte bei Madrid nicht, aus 22 Abschlüssen machte das Team nur ein Tor.

Fallrückzieher ohne Tor: Fede Valverde in Aktion
Foto: Marta Lavandier / APMehr Lob geht nicht: Und García? Den lobte Alonso schon im Laufe dieser Klub-WM überschwänglich. »Er ist ein typischer Neuner, der auf seine Chancen lauert. Er erinnert mich an Raúl: immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort.« Ein größeres Lob als der Vergleich mit der Sturm-Legende geht kaum. Noch vor der Klub-WM schien klar, dass García verliehen wird, um anderswo Spielpraxis zu sammeln. Gut möglich, dass er diesen Schritt nach dem Turnier nun nicht gehen muss. Er gilt als stark im Pressing (was Alonso mag) und kann im Zentrum und auf den Flügeln spielen (was Alonso ebenfalls mag). Nach dem Spiel sagte Alonso bei DAZN über das Tor seines jungen Angreifers: »Dafür sind Stürmer da.«
Schillernde Familie: Und sollte es nicht klappen mit der großen Karriere bei Real Madrid? Auch dann muss man sich um García wohl nicht sorgen: Er absolviert einen Doppelstudiengang bestehend aus Betriebswirtschaft und Unternehmensführung sowie Business Analytics, schreibt der »Kicker« . Und wenn ihm auch das nicht gefällt, kann er ja seine Familiengeschichte aufschreiben. Garcías Opa Manuel Torres Cansino war einst Stierkämpfer und noch deutlich interessanter: Cousin von Hollywood-Legende Rita Hayworth.