Vorsicht, Baustelle: Nach 45 Minuten hatte Vincent Kompany ein Einsehen. Eine Halbzeit lange hatte sich sein FC Bayern München durch das Duell mit Benfica gequält, oft am Ball, aber dann doch nur körperlich auf dem Platz. Es brauchte Ideen, es brauchte Qualität: Joshua Kimmich, Michael Olise und Harry Kane kamen neu ins Spiel, die wohl jeweils besten Spieler auf ihrer Position in der Fußball-Bundesliga. Endlich ergaben sich Chancen, durch Leroy Sané (51. Minute/88.), Thomas Müller (51.), Aleksandar Pavlovic (52./75.). Kimmich gelang gar ein Abseitstor (61.), legal wollte der Ball nicht am exzellent aufgelegten Anatoliy Trubin im Tor der Portugiesen vorbei.

Anatoliy Trubin hält Leroy Sané im Eins-gegen-Eins auf
Foto: Nell Redmond / APDen Bayern-Bossen dürfte die Niederlage weniger zu denken geben als die riesige Kluft, die sich zwischen Top- und Ergänzungsspielern auftut. Immerhin: Nach Absagen von Luxusspielern wie Florian Wirtz, der den FC Liverpool vorzog, ist für den Transfersommer noch gut Geld da. Die Münchner täten gut daran, dieses in einen sportlich hochwertigeren zweiten Anzug zu investieren.
Das Ergebnis: 0:1 (0:1) unterliegt der FC Bayern dem portugiesischen Spitzenteam Benfica. In Gruppe B bleibt dem deutschen Rekordmeister damit nur der zweite Platz, der Einzug ins Achtelfinale der Klub-WM stand allerdings schon vor dem letzten Gruppenspieltag fest.
Fußballfieber? Erhöhte Temperatur: Knapp 75.000 Zuschauer fasst das Bank of America Stadium in Charlotte. Das nachmittägliche Sportvergnügen von Bayern und Portugiesen sorgte erwartungsgemäß nicht für Vollbesetzung: Viele der hellblauen Sitzschalen blieben frei. Bei einer Junihitze von 36 Grad Celsius hielten sich mögliche Gelegenheits-Fußballfans offenbar von der prallen Sonne fern, die Spieler durften sich über zwei Trinkpausen freuen. Immerhin: Im Achtelfinale, wenn die sportliche Fallhöhe ansteigen wird, lässt sich der Zuschauerzuspruch vermutlich noch einmal neu bewerten.
Bischofs Weihe: Im Vergleich zum Arbeitssieg gegen die Boca Juniors tauschte Bayern-Trainer Vincent Kompany seine Startelf auf sieben Positionen, beginnen durften etwa Spieler wie Leroy Sané (Galatasaray) und Thomas Müller (Interesse vom Los Angeles FC), deren Abschied aus München bereits beschlossene Sache ist. Nicht bald weg, sondern gerade erst da ist Tom Bischof: Der Neu-Nationalspieler spielte von Beginn an und verlebte ein unauffälliges Debüt für den FCB.

Debüt der Marke Sommerkick: Tom Bischof kann mehr, als gegen Benfica zu sehen war
Foto: Paul Ellis / AFPNur wegen Norwegen: Den Bayern in den Weg stellte sich eine durchaus illustre Benfica-Truppe: Mit den argentinischen Altmeistern Ángel di María und Nicolás Otamendi, dem einstigen »Golden Boy« und Bayern-Profi Renato Sanches – und mit zwei Norwegern. Fredrik Aursnes spielte früher mal zentral im Mittelfeld, in Lissabon lernte er das Hand- und Fußwerk des rechten Verteidigers. In der Funktion fand eine Hereingabe seinen Landsmann Andreas Schjelderup, der eine bemühte Münchner Anfangsphase früh konterkarierte (13. Minute).

Beispiel Andreas Schjelderup: Benfica scoutet in ganz Europa nach spannenden Talenten
Foto: Nell Redmond / APSo harmlos wie nur irgend denkbar: Die durchrotierten Bayern fanden daraufhin zunächst keine Antwort. Der angeschlagene Jamal Musiala blieb auf der Bank, Ersatzmann Müller dürfte sich ärgern, dass die Außentemperatur an diesem Tag selbst sein Lebensalter überstieg. Besonders mau blieben die Bälle aus dem Mittelfeld: João Palhinhas Stärke ist der Spielaufbau nicht, Nebenmann Pavlovic ließ sich gar noch tiefer zurückfallen und bildete mehr als einmal eine Dreierkette gemeinsam mit Dayot Upamecano und Josip Stanišić. So hieß es zur Pause: 70 Prozent Ballbesitz, 37 Prozent gewonnene Zweikämpfe, kein Schuss aufs Benfica-Tor.
Premiere im 14. Versuch: Weil nach der Pause zwar das Spiel besser wurde, das Abschlussglück aber ausblieb, feierte der Kontrahent aus Lissabon feierte eine Premiere: In den 13 Pflichtspiel-Duellen mit dem FC Bayern hatte Benfica zuvor nie gewinnen können, zuletzt gab es in der vergangenen Champions-League-Saison ein 0:1. Da soll noch mal jemand sagen, die Klub-WM sei zu nichts gut.
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Mia san Miami: Immerhin: Als Gruppenzweiter entgehen die Bayern sicher dem FC Chelsea, der ein möglicher Achtelfinal-Gegner gewesen wäre. Ob das Fluch oder Segen ist, entscheidet sich am Sonntag, um 22 Uhr mitteleuropäischer Zeit: Dann nämlich trifft der FCB in Miami auf Brasiliens Liga-Primus Flamengo. Für die interkontinentale Rivalität zwischen Europa und Südamerika steht damit nominell ein Leckerbissen auf dem Programm.